Eisbaden ist nichts für Feiglinge und "Warmduscher" – soviel steht fest. Wer glaubt, Baden ist nur bei warmen Temperaturen möglich, dem müssen wir leider sagen, dass er sich gewaltig irrt. Wir haben uns für dich angesehen, was der Trend Eisbaden mit deinem Körper macht.
Ursprung in Skandinavien
Was hierzulande noch für Kopfschütteln sorgt, hat in Skandinavien eine lange Tradition. Eisbaden ist im hohen Norden durchaus beliebt, kein Wunder, gilt es doch als gesund. Aber was geschieht im Körper, wenn wir uns bei Minusgraden ins kalte Nass stürzen. Ist das nicht gefährlich?
Eine finnische Studie hat den Effekt von Eisbaden näher untersucht. Um es kurz zu machen: "Winterschwimmen verbessert das allgemeine Wohlbefinden" – so lautet nicht nur das Ergebnis der Studie, sondern der Einfachheit halber auch gleich der Titel der Arbeit.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
49 Winterschwimmer und 33 Nicht-(Winter)Schwimmer nahmen an den Untersuchungen teil. Die beiden Gruppen wurden während innerhalb eines Zeitraums von vier Monaten – von Oktober bis Jänner – mehrmals nach ihrem Befinden und der Sportlichkeit gefragt, um Vergleichswerte zu schaffen.
Die Gruppe mit den Winterschwimmern ging durchschnittlich viermal die Woche Eisbaden. Die Hälfte der Teilnehmer beider Gruppen betrieben jeweils andere Sportarten.
Mehr dazu: Diese fünf Yogaübungen halten dich im Winter warm
Weniger müde und angespannt
Zu Beginn der Untersuchung waren laut den Wissenschaftern noch keine großen Unterschiede bei den Gruppen zu bemerken. Mit der Zeit wurde jedoch deutlich, dass bei den Schwimmern die allgemeine Anspannung sank und sie weniger mit Müdigkeit zu kämpfen hatten. Zudem besserten sich bei ihnen ihre Stimmung und sogar das Gedächtnis deutlich. Aber auch gegen Asthma scheint Eisbaden gut zu sein. Alle, die unter der Gruppe der Schwimmer zuvor an Asthma oder Rheuma litten, berichteten von einem deutlichen Rückgang der Beschwerden. Auch eine neue Studie, die im International Journal of Enviromental Research and Public Health publiziert wurde, kam zu vergleichbaren Ergebnissen.
Eisbaden ist also gut für Immunsystem, Psyche, Herz-Kreislaufsystem und den Hormonhaushalt. Aber aufgepasst: Ungefährlich ist das Plantschen im eisig-kalten Wasser keineswegs.
Mehr dazu: Das ultimative Couch-Workout in Corona-Zeiten
Diese Risiken gibt es beim Eisbaden
Vor allem für Ungeübte ist das Baden im Winter nicht ungefährlich. Deshalb empfehlen die Experten ein Gespräch mit dem Arzt, bevor man sich in das eisige Nass begibt. Atemnot, Husten, Bluthusten – Symptome einer sogenannten Wasserlunge können in manchen Fällen durch das Winterschwimmen ausgelöst werden.
Eine Studie aus China will wiederum ein erhöhtes Risiko von Schlaganfall und Herzinfarkt durch das Eisbaden nachgewiesen haben. Dabei wurde nicht der Kurzzeit-Effekt, sondern der Langzeit-Effekt des Schwimmens anhand der Daten chinesischer Winterschwimm-Clubs untersucht. Es wurde dabei jedoch keine genaue Angabe zur Badezeit gemacht, weshalb die finnischen Wissenschafter das Ergebnis mit großer Skepsis sehen.
Mehr dazu: Was ist die Schwedendiät?
Das Phänomen Wim Hof
Geht es um das Thema Eisbaden, darf ein Name nicht fehlen: Wim Hof. Der Niederländer, der auch als "Iceman" bekannt ist, ist eine lebende Legende in Sachen Eisbaden und hält auch den Rekord für das längste Bad im –eisig kalten– Nass. Fast zwei Stunden –genauer 01:52:42 Sekunden hielt es Hof bis zum Hals im Eiswasser aus. Der Ausnahmesportler ist übrigens auch bereits einen Halbmarathon nur in Schorts und ohne Schuhe gelaufen, aber das ist eine andere Geschichte.
Um die Veränderungen seines Körpers zu beobachten, unterzog er sich einem Experiment. Der fitte Däne gibt auf seinem sehr erfolgreichen Youtube-Channel, der 1,29 Millionen Abonnenten zählt, sein Wissen an alle weiter, die sich dafür interessieren. Hier erfährst du mehr über die Wim Hof-Methode.
Interessant ist beim Phänomen Wim Hof auch, dass er selbst einen besonders hohen Anteil an sogenannten braunem Fettgewebe hat. Dieses Gewebe gilt als besonders wichtig für die Gesundheit und ist normalerweise fast ausschließlich bei Babys vorhanden und verliert sich mit den Jahren. Ob das allein dem Eisbaden zuzuschreiben ist, ist unklar. Jedoch zeigen die Messungen nach dem Eisbad bei Wim stets höhere Werte als sonst.
Also, wenn du völlig gesund bist und nach einem neuen Hobby suchst, könnte Eisbaden ja auch für dich das richtige sein – die Jahreszeit ist jetzt auch passend. Sei dabei aber vorsichtig und gehe keinesfalls ganz alleine baden. Die richtige Vorbereitung ist auch hier alles…