Die Zahl der an Depressionen leidenden Personen steigt weltweit rasant. Eine Studie der WHO aus dem Jahr 2015 zeigt auf, dass rund 322 Millionen Menschen davon betroffen sind – 4,4 Prozent der Weltbevölkerung. Die Zahlen weisen einen Anstieg von 18 Prozent im Vergleich zu jenen vor zehn Jahren aus. Allerdings sind genaue Angaben zur Erkrankungshäufigkeit aufgrund der hohen Dunkelziffer erschwert, die Zahlen schwanken in Österreich zwischen 400.000 bis hin zu 800.000 Betroffenen. Auffallend ist, dass Frauen doppelt so häufig betroffen sind wie Männer.
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Anzeichen einer Depression
Depressive Erkrankungen zählen zu den häufigsten psychischen Leiden und umfassen zahlreiche Symptome in unterschiedlichen Ausprägungen. Ein zentraler Punkt ist dabei immer der Verlust des Freudeempfindens. Einbußen in der Stimmungs- und Antriebslage, erhöhte Ermüdbarkeit und rasche Erschöpfbarkeit gehen oftmals mit Einbußen in der Konzentration, Schlafstörungen, Vitalitätseinbußen im Sinne vom Erlöschen des sexuellen Verlangens und Appetitverlust einher. Nach außen sichtbar sind Interessensverlust, Rückzugstendenzen und eine dramatische Abnahme von Sozialkontakten.
Prim. Dr. Christiane Handl, Ärztliche Leiterin des Fachbereiches Rehabilitation psychischer Störungen im Lebens.Resort Ottenschlag: "Depressionen können sehr unterschiedlich verlaufen. Wir sprechen von unipolaren Depressionen mit einmaligem Auftreten – diese Phasen stehen häufig in Zusammenhang mit Verlusterlebnissen oder auch beruflicher Überbelastung. In zwei Drittel der Fälle verlaufen Depressionen wiederkehrend, sogenannt rezidivierend. In diesen Situationen besteht eine deutliche Rückfallgefahr. Abzugrenzen von den rein depressiven Erkrankungen sind die sogenannten bipolaren Erkrankungen, in denen sich das Gegenstück zur Depression entwickelt: Zustände mit deutlich gehobener Stimmungs- und Antriebslage, vermindertem Schlafbedürfnis bei gleichzeitig gesteigertem Vitalitätserleben. Es entwickelt sich ein zyklisches Geschehen – das heißt: der Höhenflug der Manie endet fast ohne Ausnahme in der Depression. Sowohl bei den rezidivierenden depressiven Störungen als auch bei der bipolaren Erkrankung kann das Ausmaß leicht-, mittel- oder schwergradig sein."
Bei schweren depressiven Zuständen besteht das Risiko eines Suizides, als Folge des verlorenen Lebenswillens. Das Risiko an einer schweren Depression durch Suizid zu versterben, wird auf zehn Prozent geschätzt.
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Wege aus der Depression
Viele Betroffene ringen mit der Akzeptanz einer medikamentösen Behandlung. Die Vorstellung "es von sich aus schaffen zu wollen" ist weit verbreitet. Die biologischen Abläufe im "Organ Gehirn" sprechen für die Unterstützung durch ein Antidepressivum. Meist kommt es zu einer deutlichen Besserung nach einigen Wochen. Sehr wichtig ist dabei die engmaschige Überwachung der ersten Behandlungswochen, da diese mit der höchsten Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen einhergehen. Ein weiterer wesentlicher Pfeiler in der Depressionsbehandlung ist die Psychotherapie.
Einen hohen Stellenwert im Gesundungsprozess nimmt auch die sechswöchige Rehabilitation ein. Wesentlich für das Gelingen ist jedoch eine im Vorfeld durch Therapie aufgebaute Stabilisierung.
Handl: "Der diesjährige Weltgesundheitstag lässt Hoffnung entstehen im Hinblick auf die gesellschaftliche Akzeptanz psychischer Erkrankungen und Depressionen im Besonderen. Die letzten Jahre haben durch umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit viel dazu beigetragen, dass Betroffene die Erkrankung besser annehmen können und sich frühzeitig Hilfe zukommen lassen."
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