Rund ein Prozent der Weltbevölkerung ist von einer autistischen Störung betroffen. Die drei häufigsten Formen der Entwicklungsstörung treten als atypischer Autismus, frühkindlicher Autismus und als Asperger-Syndrom auf.
Autistische Menschen zeichnen sich je nach Spektrum der Störung durch Schwierigkeiten bei der sozialen Interaktion bis hin zu schwere Verhaltensstörungen oder geistige Behinderungen aus. Allerdings fallen oft hochbegabte Fähigkeiten autistischer Personen in Bereichen wie zum Beispiel Mathematik oder Musik auf.
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Autismus & Darmbakterien
Ein wirksames Heilmittel gegen Autismus gibt es nicht, doch Forscher setzen alles daran eine effektive Behandlungsmethode zu finden. Wissenschafter des California Institute of Technology haben dafür den Zusammenhang von Darmbakterien und Autismus erforscht. Hierbei transportierten sie den Stuhl von Kindern, die an einer schweren Form der Entwicklungsstörung leiden, in den Darm von Labormäusen. Daraufhin verglich die Forschergruppe das Verhalten der transplantierten Darmbakterien mit der Kontrollgruppe, die keine menschlichen Darmbakterien erhalten hatten.
- Das Ergebnis zeigte, dass die Mäuse mit der Fäkaltransplantation ein typisches autistisches Verhalten an den Tag legten. So pflegten sie eine verringerte Interaktion mit ihren Artgenossen, kommunizierten weniger in Form von Ultraschalllauten und litten unter mehr Tics (wiederholte Bewegungen).
- Grund dafür sei eine Veränderung in der Genexpression im Gehirn sowie eine verringerte Menge an Taurin und 5-Aminovaleriansäure (5AV) im Blut der Mäuse.
- In einem anschließenden Experiment verabreichten die Forscher den Tieren das fehlende Taurin und 5AV. Dies führte zu einer Besserung der sozialen Fähigkeiten der betroffenen Mäuse.
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Affen als bessere Versuchstiere
Eine aktuelle Studie belegte nun, dass die Mäuse-Untersuchung nicht eindeutig genug sei, um eine geeignete Therapie zu entwickeln. Zwar konnten die Nager einige interessante Anhaltspunkte bieten, doch ihr Gehirn unterscheidet sich in vielen Aspekten von dem des Menschen.
So fehlt bei den Tieren unter anderem der hochentwickelte präfrontale Cortex, welcher unsere Entscheidungen, Aufmerksamkeit und die Fähigkeit der Interpretation sozialer Signale steuert. Deshalb untersuchte ein Forscherteam des Massachusetts Institute of Technology (MIT) die uns deutlich ähnlicheren Javaneraffen, um neue Behandlungsmethoden entwickeln zu können.
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Genmanipulation als Lösung?
Im Mittelpunkt der Studie stand das SHANK3-Gen, welches ein Synapsenprotein im Gehirn kodiert und bei manchen autistischen Personen verändert ist. Um eine solche Änderung zu beobachten, lösten die Forscher mittels einer Genschere (Crispr/Cas9), die autismustypischen Abweichung im SHANK3-Gen bei Affen-Embryos aus. Nachdem sie vom Muttertier ausgetragen wurden, konnten die Forscher eindeutige Ergebnisse erkennen:
- Die Affenbabys zeigten mit dem veränderten Gen auffällige Verhaltensmerkmale, die denen der Autismus-Störung ähnelten.
- Die Tiere mieden die Blicke ihrer Artgenossen und verbrachten weniger Zeit mit sozialen Verhaltensweisen wie spielen, sich jagen oder Fellpflege.
- Gehirnscans der Tiere zeigten zudem Veränderungen in spezifischen Hirnbereichen, die auch für autistische Menschen typisch sind.
Die Wissenschafter sind sich einig, dass Javaneraffen für zukünftige Autismus-Studien geeigneter sind, um wirksame Therapien für die Entwicklungsstörung zu finden. "Noch wissen wir zwar nicht, ob es uns gelingt, mithilfe dieses Modells neue Behandlungen zu entwickeln, wir hoffen aber, dies schon in den nächsten paar Jahren herauszufinden", betont Co-Autor der Studie Guoping Feng.
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