Bei vielen Notfällen entscheidet Erste Hilfe über Leben und Tod. Jede Minute zählt. Obwohl sich zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung lebensrettende Maßnahmen zutrauen, herrscht dennoch Unsicherheit was das genaue Vorgehen im Erstfall betrifft. Das Rote Kreuz geht 5 weit verbreiteten Mythen auf die Spur und klärt Irrtümer auf.
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1. Mythos: "Besser nichts tun, sonst werde ich verklagt."
Wenn man etwas falsch machen kann, dann ist das nichts zu tun, versichert Rotkreuz-Chefarzt Dr. Wolfgang Schreiber. Nichts tun bedeutet nämlich "unterlassene Hilfeleistung" und ist strafbar. Im Jahr 2017 gab es immerhin 66 Verurteilungen. Die Verurteilungen wegen geleisteter Erster Hilfe: Nullkommanull.
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2. Mythos: "Man darf Verletzte nicht bewegen."
Viele Menschen denken bei Verkehrsunfällen, dass der Verletzte nicht bewegt werden darf, um keine Schäden an der Wirbelsäule zu verursachen. Das mag teilweise stimmen, jedoch kann dies in einigen Fällen tödlich enden. Ist der Verletzte bewusstlos und atmet, muss er in die stabile Seitenlage gebracht werden.
- Den Kopf überstrecken,
- Mund öffnen,
- damit Blut oder Erbrochenes abfließen kann.
Das Überstrecken verhindert, dass die Zunge in den Rachen rutschen und der Verletzte ersticken kann.
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3. Mythos: "Der Motorradhelm darf nicht abgenommen werden."
Auch denken viele, dass man den Helm bei Unfallopfern, die auf dem Motorrad unterwegs waren, nicht abnehmen sollte. Richtig ist allerdings, dass man dies unbedingt tun sollte, da sonst Erstickungsgefahr droht – wenn auch vorsichtig:
- Oberhalb des Kopfes des Verletzten knien,
- Kopf gerade richten,
- Visier und Verschluss öffnen,
- Helm langsam vom Kopf ziehen und dabei den Nacken stützen.
Dr. Schreiber betont, dass erst dann die Atmung kontrolliert werden kann und gegebenenfalls die Wiederbelebungsversuche gestartet werden können.
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4. Mythos: "Verkehrsunfälle sind die häufigste Gründe für Erste Hilfe."
Am häufigsten muss bei Verkehrsunfällen Erste Hilfe geleistet werden? Nein, denn Tatsache ist, dass sich 2017 nur 10 Prozent der Unfallopfer im Verkehr verletzten. Dabei passieren die meisten Notfälle innerhalb der Familie, klärt Dr. Schreiber auf. Es ist wichtig zu wissen, was zu tun ist, wenn der Großvater zuhause zusammenbricht oder sich das Kleinkind an der Herdplatte verbrennt. Frischen Sie Ihr Wissen regelmäßig auf; Kurse und weiterführende Informationen finden Sie unter www.erstehilfe.at
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5. Mythos: "Bei der Herzdruckmassage sanft drücken."
Der Glaube, dass bei der Wiederbelebung nur sanft gedrückt werden soll, weil sonst die Rippen brechen könnten, ist weit verbreitet. Doch nur festes, schnelles Drücken rettet Leben.
- 30 Mal schnell und kräftig mit dem Handballen auf die Mitte des Brustkorbes drücken.
- 2 Mal beatmen,
- wiederholen bis die Rettung kommt.
Kein Scherz: Für den richtigen Rhythmus bei der Herzdruckmassage drücken Sie im Takt des Songs "Stayin' Alive" der Bee Gees:
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