Der Jugend von heute kann man nichts mehr vormachen – sollte man meinen. Nahezu jeder Zehnjährige hat ein Smartphone mit Internetzugang, die sexuelle Aufklärung erledigen häufig YouPorn und die Peergroup, bevor Eltern oder Schule überhaupt dazu kommen. Dass die 13- bis 17-Jährigen über das Thema Regelblutung so gar nicht Bescheid wissen, verwundert doch sehr. Eine Umfrage des Start-ups Erdbeerwoche offenbarte die Ahnungslosigkeit von Österreichs Schülern eindrucksvoll.
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Was ist ein Zyklus nochmal?
Erdbeerwoche tritt als Plattform zur Bewusstseinsbildung in Sachen Menstruation und allem was dazu gehört auf. Die Online-Umfrage beinhaltete Fragen zum weiblichen Zyklus, den verschiedenen Hygieneprodukten und den Umgang mit diesen. Die anonym zu beantwortenden Bögen wurden an einigen Schulen und Jugendzentren verbreitet. Insgesamt nahmen 1.100 Buben und Mädchen zwischen 13 und 17 Jahren teil.
Die Ergebnisse der Umfrage erschüttern. Insgesamt bewerteten die jungen Teilnehmer die Periode als etwas Negatives. Zudem zeigten sie verheerende Lücken im Basiswissen:
- 50 Prozent der Mädchen wusste nichts mit dem Begriff Menstruationszyklus anzufangen.
- Die Hälfte der Mädchen konnte nicht sagen, wie oft ein Tampon gewechselt werden muss.
- Noch weniger wussten, wie Binden und andere Hygieneprodukte richtig entsorgt werden.
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Politik ist gefordert
Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner und Bildungsministerin Sonja Hammerschmid wurden mit den Ergebnissen der Befragung konfrontiert. Laut Hammerschmid starte die Sexualerziehung bereits in der Volksschule, die jeweilige Auslegung obliege aber der Lehrperson.
"Faktenwissen zu biologischen Vorgängen" sei laut dem Grundsatzerlass Sozialpädagogik jedenfalls Pflicht. Zudem gibt es laut der Ministerin eine in Schulen aufliegende Broschüre namens "28 days" und einen Dokumentarfilm zum Thema, der in den Schulen gezeigt würde.
Rendi-Wagner gibt zu, dass es besorgniserregende Lücken gibt. Frauen- und Mädchenberatungsstellen würden vom Ministerium aber unterstützt.
Wissen neu vermitteln
Erdbeerwoche ist das zu wenig. Die Inhalte zur sexuellen Aufklärung und Menstruation im Biologiebuch seien zu hochtrabend und alltagsfern formuliert. Daher entwickeln die Gründer nun eine digitale Lernplattform, die vom Austria Wirtschaftsservice gefördert wird. Mitte November soll das Tool in 20 Pilotschulen getestet werden, ein Österreich-Rollout im Schuljahr 2018/2019 wäre das Ziel.
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