Die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH) ist momentan Schauplatz einer möglicherweise bahnbrechenden Innovation: Forscher tüfteln dort an einem Multifunktions-Reis, der den Hunger in der Welt bekämpfen soll.
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Sattmacher ohne Nährwert
Jeder zweite Erdenbürger deckt seinen täglichen Energiebedarf hauptsächlich durch Reis.
- Dieser macht zwar den Magen voll, liefert aber wenige Vitamine und Spurenelemente.
- Ursachen von Mangelernährung in großen Teilen Asiens und Afrika ist oft ein Zuwenig an Zink, Eisen und Vitamin A.
- Diese Mikronährstoffe gelten als unentbehrlich für ein gesundes Leben.
- Insbesondere Eisenmangel stellt ein Problem dar: Blutarmut, verzögerte Hirnreifung sowie eine erhöhte Mütter- und Säuglingssterblichkeit sind mögliche Folgen.
- Vor allem Kinder leiden maßgeblich unter einem Vitamin-A-Mangel. Sie können erblinden und haben stark geschwächte Abwehrkräfte, die sie anfälliger für Malaria, Durchfallerkrankungen oder Masern machen.
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Wege aus dem Elend
Bereits vor Jahren gelang es den ETH-Experten, eine Reissorte hervorzubringen, die eine beachtliche Menge Beta-Carotin, die Vorstufe von Vitamin A enthält. Der Körper wandelt Beta-Carotin zu Vitamin A um. Sie verbesserten das Korn mit dem klingenden Namen "Golden Rice", das sich heute in Züchtungsprogrammen mehrerer Länder, unter anderem in Südostasien, befindet. Die ETH und Forschungseinrichtungen anderer Nationen gelang zudem die Züchtung von eisenhaltigen Reis- und Weizensorten.
Der Nachteil all dieser Entwicklungen ist, dass sie jeweils nur einen Mikronährstoff abdecken und einer Mangelernährung nicht ausreichend begegnen konnten. An der ETH schaffte ein Team aus Wissenschaftern erstmals die Herstellung eines Multifunktions-Korns mit Zink, Eisen und Beta-Carotin.
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Vier Gene gegen den Hunger
Für die Erschaffung der Sorte brachten die Forscher vier Gene als sogenannte Genkassette in das Reiskorn an einem einzigen "Ort" ein. Das hat den Vorteil, dass der Eisen-, Zink- und Beta-Carotin-Gehalt zugleich durch Kreuzungen in Reissorten unterschiedlicher Länder gesteigert werden kann. Die Forscher zeigen sich zuversichtlich: "Würde man 70 Prozent des derzeit verzehrten weißen Reises durch die Multinährstoff-Linie ersetzen, könnte zusätzlich zur verbesserten Versorgung mit Eisen und Zink jetzt auch schon die Vitamin-A-Versorgung markant verbessert werden."
Derzeit wachsen die Pflanzen mit dem nährstoffreichen Reis ausschließlich in Gewächshäusern zu Forschungszwecken. "Es werden sicher noch fünf Jahre vergehen, ehe der Multinährstoff-Reis zur Eindämmung des Hungers eingesetzt werden kann", so die Wissenschafter der ETH.
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