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Österreich setzt Impfprogramm mit AstraZeneca fort

Eine AstraZeneca-Impfung kann in seltenen Fällen zum Auftreten von Blutgerinnseln führen. Im Impfprogramm bleibt das Vakzin aber weiterhin.

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Österreichs Nationales Impfgremium (NIG) hat sich trotz des sehr wahrscheinlichen Auftretens seltener Fälle von Blutgerinnsel nach einer Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff für eine unveränderte Weiterführung des österreichischen Impfprogramms ausgesprochen. Damit folgt das NIG der Empfehlung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA), die zuletzt Nebenwirkungen des Vakzins feststellte, aber keine Änderung an ihrer uneingeschränkten Empfehlung für den Impfstoff vornahm.

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"Derzeit soll das Impfprogramm in Österreich unter Berücksichtigung der epidemiologischen Situation und der verfügbaren Impfstoffe unverändert weitergeführt werden", heißt es in einer Stellungnahme des NIG. Denn es sei in allen Altersgruppen und bei Personen jeden Geschlechts ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis bestätigt worden. Bezüglich der Blutgerinnsel "konnten keine spezifischen Risikofaktoren identifiziert werden, welche die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten derartiger Ereignisse erhöhen". "Die Ereignisse wurden mittlerweile gut charakterisiert und Kriterien zur frühzeitigen Diagnose und Therapie wurden erstellt", so das Impfgremium in Bezugnahme auf die Europäischen Arzneimittelagentur EMA. Diese hatte die vorliegenden Daten aus der EU und Großbritannien zu thromboembolischen Blutgerinnungsstörungen nach COVID-19-Impfungen zuvor erneut evaluiert.

"Guter Impfstoff, den wir brauchen"

Der Corona-Impfstoff von AstraZeneca sei "ein guter Impfstoff, den wir brauchen", sagte die Direktorin für die Öffentliche Gesundheit, Katharina Reich, im ORF-Morgenjournal. Das Bild des Vakzins nach außen habe aber allerdings leider "wirklich gelitten".

Der Imageverlust sei offensichtlich, meinte Reich. "Das ist so nicht mehr rückgängig zu machen" und sei "ein bisschen unverdient". Auch wenn sich tatsächlich die meisten Diskussionen und Rätsel um das Vakzin von AstraZeneca gerankt hätten. "Aber wir wissen, dass AstraZeneca ein guter Impfstoff ist, den wir brauchen, um wirklich ein gefährliches Virus zu bekämpfen."

Ein Verzicht auf den Impfstoff – der einen wichtigen Bestandteil des österreichischen Impfprogramms darstellt – oder eine Einschränkung auf bestimmte Personengruppen hätten "eine komplette Umstellung dieses Impfplans zur Folge", wodurch "sich ganz sicher Verzögerungen ergeben würden", und "Verzögerungen können wir uns alle, egal, wie viel Impfstoff da ist, derzeit nicht leisten", betonte Reich. "Wir wollen schnell vorankommen." Eine Umstellung des Impfplans aber "geht immer mit einer Verzögerung einher".

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Auch WHO spricht sich für weitere Verwendung aus

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich vorerst für die weitere Verwendung des Impfstoffs ausgesprochen. Nach aktueller Datengrundlage scheine ein Zusammenhang mit Thrombosen zwar plausibel, aber nicht bestätigt. Es bedürfe noch weiterer Studien, um eine mögliche Verbindung zwischen Impfung und etwaigem Risiko zu untersuchen.

Die EU-Gesundheitsminister haben sich bei einer virtuellen Sondersitzung nicht auf eine gemeinsame Empfehlung zum Umgang mit dem Corona-Impfstoff von AstraZeneca einigen können. Damit herrschen in den Mitgliedsstaaten weiter unterschiedliche Vorgaben.

Verschiedene Altersgrenzen bleiben gültig

Aus EU-Kreisen verlautete nach dem Treffen, das Thema werde bei zukünftigen Gesprächen wieder aufgegriffen. Damit blieben in der EU verschiedene Altersgrenzen gültig: In Frankreich etwa ab 55 Jahren, in Deutschland und Spanien ab 60, in Finnland ab 65. Andere Mitgliedsstaaten, darunter auch Österreich, haben keine Grenze festgelegt.

Die britische Impfkommission JCVI (Joint Committee on Vaccination and Immunisation) wollte sich nicht festlegen, was die Ursache der Blutgerinnsel ist. Sie passte jedoch ihre Empfehlung für Menschen unter 30 Jahren an. Diese sollen nun ein anderes Vakzin verabreicht bekommen.

Bisher 79 Fälle in Großbritannien

In Großbritannien sind nach Angaben der Arzneimittelbehörde MHRA bisher 79 Fälle von seltenen Blutgerinnseln nach Impfungen mit dem AstraZeneca-Präparat aufgetreten. Dabei kam es zu 19 Todesfällen. Junge Menschen sind dabei überproportional stark betroffen. Ein direkter Zusammenhang mit dem Impfstoff konnte laut Impfkommission zwar noch nicht nachgewiesen worden. Aber angesichts des geringeren Risikos für jüngere Menschen an Covid-19 zu sterben, habe man diese Abwägung getroffen, hieß es.

Die Experten der EMA stellten einen Zusammenhang zwischen Impfstoff und Thrombosen fest, wenn gleichzeitig eine sehr geringe Zahl von Blutplättchen vorhanden war. Dies trete allerdings sehr selten auf. Die Behörde hält damit weiterhin an ihrer Bewertung des Präparates fest. "Der Nutzen des Wirkstoffes bei der Bekämpfung von Covid-19 ist deutlich höher zu bewerten als die Risiken", erklärte EMA-Chefin Emer Cooke. (APA Science/Red.)

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