TikTok und Co beeinflussen das Leben vieler Jugendlicher und treiben viele von ihnen sogar bis in eine Essstörung oder psychische Erkrankungen. Corona, Lockdown und Homeschooling setzen der Psyche ohnehin bereits ordentlich zu. Soziale Medien wie TikTok können einem dann noch den Rest geben.
Soziale Kontakte fehlen
Social Distancing statt gemeinsam mit den Freunden nach der Schule noch etwas chillen. Die Corona-Pandemie mit all ihren Auswirkungen bestimmt den Alltag vieler Kinder und Jugendlicher seit einem Jahr. Was für Erwachsene schon alles andere als leicht ist, kann für Heranwachsende zum ernsthaften Problem werden: Der Verzicht oder die starke Einschränkung von Sozialkontakten. Die stationäre Kinder- und Jugendpsychiatrie des Wiener AKHs kann deshalb bereits nicht mehr alle Hilfesuchenden aufnehmen. Die Warteliste wird immer länger, berichtet Klinik-Leiter Paul Plener im Gespräch mit der Tageszeitung "Heute".
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— OSKURIER (@oskurier) August 23, 2020
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Essstörung wird immer häufiger
Nicht nur Angstzustände und Depressionen haben laut dem Experten seit der Pandemie stark zugenommen, auch Essstörungen wurden zu einem wesentlich größeren Problem, als sie es noch vor einem Jahr waren. Und genau dabei spielen Influencer auf YouTube und die Social-Media-Plattform TikTok eine gewichtige Rolle. Betroffen ist vor allem die Altersgruppe zwischen 15 und 25 Jahren.
Die Auswirkungen der #Corona-Pandemie sind auch bei dem Verein „Balance – Beratung und Therapie bei #Essstörungen“ deutlich zu spüren. Viele #Kinder und Jugendliche suchen in der #Krise nach Halt. #fplus https://t.co/8qshgkKKJ7
— Frankfurter Allgemeine gesamt (@FAZ_NET) July 28, 2020
Kampf gegen Lockdown-Kilos nimmt überhand
Selbstverständlich löst TikTok keine Essstörung aus. Zumindest nicht alleine. Doch, wenn die Psyche ohnehin stark belastet ist und alles zu viel wird, braucht es manches Mal nicht mehr viel, um Erkrankungen wie eine Essstörung auszulösen. Wer viel Zeit zuhause verbringt, hat auch viel Zeit zum Essen. Kommen hier noch eine schlechte Ernährung und mangelnde Bewegung hinzu, nimmt auch das Körpergewicht schnell zu. Um etwas gegen die Lockdown-Kilos zu unternehmen, haben viele Jugendliche vermehrt begonnen, oft vorbeugend dagegen vorzugehen.
Als Vorbilder wurden oft YouTube-Stars und TikTok-Sternchen genommen. "Begonnen hat dieses Problem bereits im ersten Lockdown", erklärt Plener. Seither ist es jedoch schlimmer geworden. Man sei inzwischen bereits so weit, dass man bei leichten Fällen abwägen muss, ob eine Behandlung vor Ort notwendig ist oder eine andere Lösung gefunden werden kann.
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So reagiert TikTok:
Die Stigmatisierung von Körpergewicht und "Body Shaming" sind Herausforderungen unserer globalen Gesellschaft und Kultur. Wir verfolgen eine klare Strategie, um ein gesundes Körperbild zu unterstützen – etwa mit Hilfe der Einstellungsmöglichkeiten für unsere Nutzer und unseren Anzeigen-Richtlinien. Diese verbieten die Werbung für Fasten-Apps sowie Abnehmpräparate, die eine negative Auswirkung auf die seelische und körperliche Gesundheit unserer Nutzer haben könnten. Werbung für zulässige Produkte zur Gewichtsabnahme oder Nahrungsergänzung dürfen nur Nutzer und Nutzerinnen ab 18 Jahren angezeigt werden", meint eine Unternehmenssprecherin der Plattform.
In der Stellungnahme wird jedoch auch klargestellt, dass TikTok seinen Unsern die Möglichkeit bieten möchte, authentisch zu sein und nur an sie appellieren kann, die Plattform für positive Inhalte zu nutzen. Die Sicherheit der Nutzer sei oberste Priorität. Deshalb habe man die Privatsphäre- und Sicherheitseinstellungen verbessert.
Seither haben Nutzer zwischen 13 und 15 Jahren bereits per Voreinstellung ein privates Konto und können nicht mehr jedes Video kommentieren oder herunterladen. Für Direktnachrichten liegt die Altersgrenze bei 16 Jahren. Ob das die Lösung des Problems ist, wird sich zeigen.
Aufmerksamkeit und darüber sprechen
Um einer Essstörung und psychischen Erkrankungen allgemein präventiv entgegenzuwirken, ist es wichtig mit den Kindern und Jugendlichen darüber zu sprechen, wie sie sich fühlen und ihnen dabei zu helfen, eine gesunde Beziehung zu ihrem Körper zu entwickeln. Auch über die Nutzung von Sozialen Medien wie TikTok sollte mit den Jugendlichen ausführlich gesprochen werden. Hier findest du Links zu Hotlines, um dir Rat zu holen: Für Österreich, Deutschland und die Schweiz.