Mit dem Anhalten an den Sicherheit gebenden Griffen, Stangen und Schlaufen in der U-Bahn ist es so eine Sache: Während die einen "todesmutig" zupacken, halten sich die anderen nur mit zwei Fingern, dem Ärmel über der Hand oder gar nicht fest. Grund dafür ist die Angst vor einer Ansteckung mit krankmachenden Bakterien.
Immerhin fassen tagtäglich unzählige Menschen an die Haltevorrichtungen und verteilen ihre Bakterien. Ein deutscher Wissenschafter untersuchte nun das Mikrobiom der U-Bahnlinien Hongkongs und machte erstaunliche Entdeckungen.
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160 Kilometer U-Bahn und Bakterien
Der Systembiologe Gianni Panagiotou vom Leibniz-Institut der Universität Jena wollte wissen, welche Keime in der U-Bahn von Hongkong ihr Unwesen treiben. Konkret interessierte er sich für das Mikrobiom, also die Gesamtheit aus Viren, Bakterien und Pilzen. Um herauszufinden, ob sich die Keimbelastung im Laufe des Tages verändert, ließ er Probanden zur Rush-Hour am Morgen und abends mit der U-Bahn fahren.
Anschließend machten er und sein Team Abstriche von den Händen der Teilnehmer. Sie vermuteten, dass die Keimproben eine Art Fingerabdruck der ganzen Stadt widerspiegeln würden. Immerhin fahren in Hongkong täglich 5 Millionen Menschen mit der U-Bahn.
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Ist die U-Bahn voller Bakterien?
Das kam bei der Analyse der Handproben der U-Bahnfahrgäste heraus:
- Am Morgen konnten die Forscher die einzelnen U-Bahnlinien noch gut durch die dort vorkommenden Bakterien unterscheiden: Die Fahrgäste transportierten je nach Region ein unterschiedliches Potpourri an Keimen in die öffentlichen Verkehrsmittel.
- Am Abend war das Mikrobiom so durchmischt, dass die einzelnen Linien kaum noch bestimmt werden konnten.
- Die Studienteilnehmer hatten eine Vielzahl an Bakterien, Viren und Pilzen an den Händen.
- Die meisten davon sind aber harmlos, sie gehören zur normalen und gesunden Hautflora des Menschen.
Antibiotikaresistenzgene vor allem abends im Umlauf
Interessant war unter anderem die Feststellung, dass Antibiotikaresistenzgene morgens kaum in den U-Bahnen vorkommen. Abends sind sie hingegen weit verbreitet. Dieses Resistenzgene verändern Bakterien so, dass Antibiotika ihnen nichts anhaben können. Das macht die Erreger insbesondere für Menschen mit schwachem Immunsystem, Babys und Ältere gefährlich.
Außerdem beobachteten die Forscher, dass sich die Keimbelastung in den U-Bahnen, die stark genutzt wurde, kaum von den weniger frequentierten unterschied.
Die Studie soll dabei helfen zu verstehen, wie die Stadtplanung die Verbreitung von Krankheitserregern beeinflussen kann. Letztendlich soll dies dazu beitragen, die Übertragung von krankmachenden Keimen zu verhindern.
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Wie kann ich sicher mit der U-Bahn fahren?
- Aufgrund der Unfallgefahr solltest du dich in öffentlichen Verkehrsmitteln festhalten.
- Fass' dir danach aber nicht ins Gesicht oder in den Mund.
- Trage stets ein Fläschchen Desinfektionsmittel bei dir, mit dem du dir zwischendurch die Hände reinigen kannst.
- Wasch' dir bei der nächsten Gelegenheit gründlich die Hände.
- Dreh' dich weg, wenn jemand in der U-Bahn hustet oder niest.