Immer mehr Frauen verzichten aufgrund von Nebenwirkungen und Gesundheitsrisiken auf hormonelle Verhütung und immer mehr Männer würden gerne mehr Verantwortung beim Thema Verhütung übernehmen. Doch weder die verhältnismäßig unsicheren Kondome, noch das endgültige Durchtrennen des Samenleiters überzeugen die meisten Paare. Und falls du jetzt an die "Rausziehmethode" Koitus Interruptus denkst, vergiss es am besten gleich wieder – diese Methode ist sehr unsicher (Pearl-Index: 22), da auch schon vor dem eigentlichen Samenerguss Spermien austreten können.
Eine neue Lösung muss her!
Die Entwicklung von Verhütungsmitteln für Männer hat in den letzten Jahren Fortschritte gemacht! Es gibt mittlerweile mehrere vielversprechende Ansätze und Studien, die darauf abzielen, effektive und sichere männliche Kontrazeptionsmethoden zu entwickeln.
Hier sind die neuesten Entwicklungen im Überblick:
1. Hormonelle Verhütung
Es werden Studien zur Entwicklung hormoneller Verhütungsmethoden für Männer durchgeführt. Das gestaltet sich bei Männern jedoch schwieriger als bei Frauen: Eine Verhütungspille für den Mann müsste nonstop bis zu 100 Millionen Spermien unterdrücken, während sie bei Frauen "nur" einmal im Monat den Eisprung hemmt.
Ein vielversprechender Ansatz ist die Verwendung von Hormoninjektionen, um die Produktion von Spermien zu unterdrücken. Klinische Studien haben gezeigt, dass diese Methode wirksam sein kann, aber weitere Forschung ist erforderlich, um die Sicherheit und Wirksamkeit auf lange Sicht zu bestätigen.
Einige Forschungsprojekte konzentrieren sich auch auf die Entwicklung eines hormonellen Verhütungsgels, das auf die Haut aufgetragen wird und die Beweglichkeit der Spermien beeinträchtigen soll.
2. Samenleiterblockade
Die Vasektomie (durchtrennen der Samenleiter) ist eine dauerhafte Form der Empfängnisverhütung und nur daher nur sinnvoll, wenn du sicher bist, dass du keine Kinder mehr zeugen willst.
Aktuell werden neue Ansätze zur vorübergehenden Blockierung der Samenleiter erforscht und in klinischen Studien getestet. Zu den möglichen Methoden gehören das einsetzen von Clips, Plugs, Ventilen, Polymeren oder Gelen. Die Optionen sollen alle ganz einfach wieder entfernt oder wie ein Ventil geöffnet und geschlossen werden können.
3. Genetische Verhütung
Ein innovativer Ansatz besteht darin, die Genetik zu nutzen, um die Spermienproduktion zu beeinflussen. Dabei würden spezifische Gene, die für die Produktion von Spermien entscheidend sind mithilfe von Gen-Editing-Techniken wie CRISPR-Cas9 verändert. Dadurch würde die Spermienbildung und -reifung gestört werden. Im Idealfall sollte die Veränderung des Zielgens natürlich rückgängig gemacht werden können.
Das wird aktuell noch gründlich erforscht und bis zur Marktreife dauert es vermutlich noch einige Jahre.
4. Antikörper-Verhütung
Einige Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf die Verwendung von Antikörpern, um die Beweglichkeit der Spermien zu beeinflussen.
Spezifische Antigene auf der Oberfläche von Spermien spielen eine entscheidende Rolle bei der Spermienbeweglichkeit und -funktion. Maßgeschneiderte Antikörper, die eingeführt werden und sich an die Spermien binden, könnten Spermienbeweglichkeit hemmen oder blockieren. Die Spermien könnten dann weniger effektiv in die Gebärmutter gelangen und die Eizelle nicht erfolgreich befruchten.
Auch diese Verhütungsmethode ist noch in Forschungs- und Entwicklungsphase und muss umfassend erforscht werden, bevor sie eingesetzt werden kann.
Die Forschung auf diesem Gebiet schreitet aktuell voran, und es ist möglich, dass in den kommenden Jahren neue männliche Verhütungsmethoden auf den Markt kommen werden. Dies würde die Auswahlmöglichkeiten für Paare erweitern und eine größere Geschlechtergerechtigkeit in Bezug auf die Verantwortung für die Verhütung ermöglichen.