Ob das Mindesthaltbarkeitsdatum oder das verschrumpelte Obst: Zu oft werfen wir noch haltbares Essen in die Tonne. Schuld trägt dabei nicht nur der Konsument, auch der Handel ist mitverantwortlich. "Mülltaucher" wollen diesem System entgegenwirken: Nach Ladenschluss "tauchen" sie in die Müllcontainer der Lebensmittelketten und gehen mit voller Einkaufstasche wieder nach Hause.
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Wegwerfmentalität im Handel
Was nicht der Norm entspricht, wird weggeworfen. Diesem Prinzip folgen viele Lebensmittelkonzerne. Welches Ausmaß die Wegwerfmentalität tatsächlich annimmt, erkennt man meist erst beim Blick in die Mülltonne:
- Laut einer Studie der Food and Agriculture Organization Of The United Nations wird knapp ein Drittel (1,3 Milliarden Tonnen) der weltweiten Nahrungsmittel für den Müll produziert.
- Die Lebensmittel gehen dabei nicht nur beim Konsumenten verloren: Allein in Österreich werden jährlich 75.000 Tonnen Lebensmittel vom Handel aus dem Verkehr geräumt, obwohl sie noch lange genießbar wären.
Der Grund: Das Bewusstsein fehlt, Lebensmittel werden zur Selbstverständlichkeit. Beim Haltbarkeitsdatum greifen Konsumenten stets zur frischsten Milch, auch verformtes Obst verkauft sich schwer. Lebensmittelverschwendung lautet daher leider die Devise des Handels.
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"Einkaufen" im Container?
An dieser Stelle kommen die "Mülltaucher" ins Spiel: Ausgestattet mit Plastikhandschuhen und einer Taschenlampe gehen sie auf die Suche nach noch genießbaren Lebensmitteln. Viele Anhänger der "Dumpster"-Szene sind dabei in erster Linie keine sozial schwachen Menschen. Für das Containern entscheiden sich vor allem jene, die einer Wegwerfgesellschaft nicht weiter in die Karten spielen möchten.
Aber im Müll nach Essen suchen? Dem Normalbürger scheint dies im ersten Moment absurd. Beim Fund der Mülltaucher wird jedoch schnell klar, warum dem nicht so ist:
- Kiloweise Brot, Nudeln, Gemüse und Obst – auch Milchprodukten, die zum Teil noch lange nicht das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht haben, sind zu finden.
- Altverpackte Waren, welche nicht der neuesten Aufmachung entsprechen, werden kurzerhand aussortiert. Selbst, wenn die Verpackung bloß leicht beschädigt ist, gilt das Produkt als nicht verkaufbar.
- Die Liste und Auswahl im Container ist genau so vielseitig, wie das Sortiment in den Regalen der Supermärkte.
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Mülltauchen rechtlich in der Grauzone
Ob es sich dabei nun um einen strafrechtlichen Diebstahl oder Hausfriedensbruch handelt, bestimmen verschiedene Faktoren. Während sie in Österreich abhängig von der Art und Weise des Zutritts (Bsp.: freier Zugang oder Einbruch in den Müllraum) sind, wird in Deutschland deutlich strenger über den Tatbestand entschieden. Dumpster Diving befindet sich demnach in einer rechtlichen Grauzone, weshalb viele, die es tun, meist verdeckt bleiben.
Anhänger sind dennoch der Meinung, dass man nichts stehlen kann, wenn es doch ohnehin bereits weggeworfen wurde. Viel mehr hoffen sie auf mehr Bewusstsein in den Köpfen der Verbraucher: Beim nächsten Einkauf daher gerne auch Produkte kaufen, welche nicht mehr der Norm entsprechen – nur so können wir Konsumenten der Lebensmittelverschwendung entgegenwirken.
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