Die Corona-Pandemie hat für eine komplette Umstellung in vielen Bereichen unseres Lebens gesorgt und bringt für unsere Psyche viel Unsicherheit und Sorgen mit. Eine Studie zeigt nun, dass die Sorgen sich keineswegs vor allem um die Gesundheit drehen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Plos One veröffentlicht.
Soziales Umfeld und finanzielle Situation ausschlaggebend
Die Sorge um die eigene Gesundheit und jene der Liebsten belastet die Psyche natürlich in Zeiten von Corona. Das ist unumstritten und auch nicht weiter verwunderlich. Um die Krise zu meistern, ist ein starkes soziales Umfeld besonders wichtig, das bestätigte nun eine groß angelegte Untersuchung mit Beteiligung der MedUni Innsbruck. Die Forscher wollten herausfinden, wie sich die Pandemie auf die Gesundheit der Psyche auswirkt und setzten dafür eine weltweit angelegte Online-Umfrage um, an der sich 100.000 Menschen aus 78 Ländern beteiligten.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
"Die Studie lief zwischen April und Juni 2020", so Co-Autor Stefan Höfer von der medizinischen Universität in Innsbruck. Ein Ergebnis der Studie: besonders Geldsorgen scheinen sich auf die Psyche auszuwirken – sowohl negativ als auch positiv. Mitautor Andrew Glostner von der Universität Basel erklärt, dass die Belastungen für die Psyche weniger Auswirkung zeigten, wenn das soziale Umfeld unterstützt. Das schafft die Möglichkeit auf die Situation flexibel zu reagieren und wird in der Folge als weniger schlimm wahrgenommen. Die Unterstützung des sozialen Umfelds wiederum dürfte auch in direktem Zusammenhang mit dem Bildungsniveau stehen.
"Initiativen im Bereich der öffentlichen Gesundheit sollten sich vor allem an Menschen ohne soziale Unterstützung richten sowie an diejenigen, deren finanzielle Situation sich durch den Lockdown verschlechtert", betont Glostner.
Mehr dazu: Corona: Doppelt so viele Studenten fühlen sich psychisch belastet
Länderspezifika gefunden
Weiters zeigte sich, dass global gesehen Menschen keineswegs überall gleich mit der Belastung durch Corona auf die Psyche umgehen. Obwohl seit Corona Einsamkeit durch Isolation, unstabile Verhältnisse in der Arbeitswelt und natürlich die Sorgen um die Gesundheit auf der ganzen Welt eine besondere Rolle spielen. Dennoch wurden einige Länderspezifika beobachtet. So zeigten sich Studienteilnehmer aus Hongkong und der Türkei gestresster als Teilnehmer aus anderen Ländern. In den USA stiegen wiederum vor allem die depressive Symptome an. In Italien und Hongkong zeigte sich durch die Umfrage, dass das gesamte Wohlbefinden massiv an der belastetenden Situation leidet.
Mehr dazu: Covid-Erkrankung erhöht Risiko für schwere psychische Erkrankungen
"Es-geht-schon-Zustand" ist ernst zu nehmen
Auch wenn in der Studie die meisten Teilnehmer angaben, sich nur mäßig in ihrer Psyche beeinträchtigt zu fühlen, betonen die Experten, dass die Situation auch dann nicht auf die leichte Schulter genommen werden darf. Denn dieser "Es-geht-schon- Zustand" könne im späteren Leben ein gesundheitliches Risiko darstellen. Die Teilnehmer aus Österreich zeigten sich in den Umfragen als kleines Ausnahmeland. Hier gab es im Vergleich zu den anderen Befragten besonders hohe Punktezahlen in Sachen Wohlbefinden und sehr niedrige Werte bei der Angabe von depressiven Symptomen. Es hat den Anschein, als konnte die Bevölkerung der kleinen Alpenrepublik – zumindest bis zum Sommer – gut mit der schwierigen Situation gut umgehen.
Mehr dazu: Helfen Haustiere bei Depression?