Hast du schon mal von einer "Human-Challenge-Studie" gehört? Dabei werden gesunde Menschen zu Forschungszwecken absichtlich mit einem Erreger infiziert – und genau das soll jetzt in Großbritannien geschehen. Auf der Insel werden Freiwillige gesucht, die sich mit dem Coronavirus anstecken lassen. Aber warum? Lese hier die Antwort!
Bis zu 90 Freiwillige zwischen 18 und 30 Jahren sollen laut dem britischen Wirtschaftsministerium in einer "sicheren und kontrollierten Umgebung" SARS-CoV-2 ausgesetzt werden. Voraussetzung für die Teilnehmer: Sie müssen gesund sein, gegen das Coronavirus geimpft dürfen sie hingegen nicht sein.
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Das Ziel der umstrittenen Aktion: Die Forscher wollen genau beobachten, wie unser Immunsystem auf ein Eindringen des Coronavirus reagiert und wie viele Virenpartikel die Infizierten abgeben, um mehr über das Infektionsrisiko, das von einer infizierten Person ausgeht, zu erfahren. "Die Sicherheit der Freiwilligen hat Vorrang", gibt das Ministerium dabei als Parole aus. Die Probanden werden rund um die Uhr medizinisch überwacht, die Ansteckung soll nur mit der kleinsten dafür nötigen Virusmenge erreicht werden.
Teilnehmern droht Bett auf Intensivstation oder schlimmeres
So weit, so gut. Doch in Sachen Ethik erscheint die Studie höchst fragwürdig. Schließlich können auch die vormals gesunden Freiwilligen schwer an COVID-19 erkranken, im schlimmsten Fall sogar versterben. Deutsche Forscher halten derartige Studien zum Beispiel (noch) für nicht vertretbar, solange es noch keine Medikamente gibt, die schwer Erkrankte heilen können.
Auf der Insel ist man anderer Meinung. Die Ethikkommission Großbritanniens schätzt den Nutzen der Studie höher ein als die Risiken für die teilnehmenden Freiwilligen. "Der große Vorteil dieser Studien mit Freiwilligen ist es, dass wir jeden Freiwilligen nicht nur während der Infektion, sondern auch vorher sehr sorgfältig untersuchen und genau herausfinden können, was in jedem Stadium passiert", erklärt Peter Openshaw, Professor für experimentelle Medizin am Imperial College gegenüber der "BBC".
Die Studie startet bereits in den nächsten Wochen. Die Ergebnisse sollen bis Mai 2022 vorliegen und wesentlich bei der Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten gegen COVID-19 helfen.
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