Die deutsche Bundesregierung hat eine neue Kampagne gestartet, um darauf aufmerksam zu machen, dass man während der Pandemie zu Hause bleiben sollte. Dies verdeutlichten sie mit dem Hashtag #besonderehelden.
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Mit Nichtstun gegen die Corona-Krise
"Tage und Nächte blieben wir auf unserem Arsch zu Hause und kämpften gegen die Ausbreitung des Corona-Virus", sagt der fiktive Pensionist Lehmann im Corona-Video der Bundesregierung. Er erzählt vom "Corona-Winter 2020", indem er gegen die Pandemie ankämpfte. Dabei erwartet man nun keinen Arzt in einer Klinik oder Supermarktmitarbeiter, nein, das Video zeigt einen Studenten, der auf der Couch liegt und Netflix schaut. "Werde auch du zum Helden und bleib zuhause", heißt es im Video. Die Bundesregierung ehrt also Stubenhocker als Corona-Helden und vermittelt vielen das Signal, dass sie am besten gegen das Virus ankämpfen, wenn sie zuhause bleiben und nichts tun. Besonders für Menschen in systemrelevanten Berufen ist dies womöglich ein Schlag ins Gesicht, setzen sie doch für die Bevölkerung ihre eigene Gesundheit aufs Spiel.
Hier siehst du alle drei Videos der Kampagne:
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Gemischte Reaktionen auf Corona-Videos
Auf Twitter gaben die User eher gemischte Reaktionen zu der #besonderehelden-Kampagne ab. Während einige User die Idee als cool und motivierend empfanden, sprachen andere von einer Instrumentalisierung der Kriegsgeneration und der Verhöhnung von weniger privilegierten Schichten:
Unsensibel all denen gegenüber, die keine Wahl haben und für uns (in den Kitas und Schulen, den Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegeheimen, Laboren usw.) den Kopf hinhalten müssen. Von all jenen, die ihr Studium nicht fortsetzen können mal ganz abgesehen. #besondereHelden https://t.co/PN4iIApVII
— hope 🌑 (@hope_saltzman) November 14, 2020
Deutsches Twitter selten knalldackeliger (und deutscher),
als wenn diese brillanten Corona-Spots auf Krampf scheiße gefunden werden. Manche Leute erreicht man so und nur so, also lasst eure innere Abiturientenkonferenz EINMAL für 10 Minuten NICHT raushängen. #besondereHelden pic.twitter.com/VjISUjWtis
— Sascha Lobo (@saschalobo) November 15, 2020
Ich find es nicht so cool.
Wie erkläre ich meinem 16-jährigen Sohn, dass er (entgegen dem Rat dieses Reg-Video) nicht tagelang auf der Couch liegen und "nix" tun, stattdessen lernen soll, damit nach wochen-/monatelagem Unterrichtsausfall die Schulkarriere nicht völlig versandet? https://t.co/pWEacITOP0— Philip Plickert (@PhilipPlickert) November 15, 2020
Mit einem Werbe-Streifen verhöhnt die Regierung mit Steuergeldern faktisch die Opfer der Corona-Maßnahmen – indem sie die Krise als Spaß darstellt und diejenigen, die sich aufs Sofa zurücklehnen, als #besondereHelden. Losgelöst von der Realität der Bürger!https://t.co/xFgWLHkhgZ
— Boris Reitschuster (@reitschuster) November 15, 2020
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Die Bundesregierung veröffentlicht ein ironisches Video für eine priviligierte Zielgruppe – und eine noch priviligiertere Gruppe beschwert sich unironisch darüber. 2020 und Twitter in a nutshell.
Ich halte es übrigens für sehr gelungen. #besondereHelden https://t.co/VOYoj93AmF
— Peter Flore (@pflore) November 15, 2020
#besonderehelden sind für mich übrigens diejenigen, die es in dieser Situation schaffen, ihre Freunde um das Geld für Winterreifen zu bitten, weil ihnen die Einnahmen weggebrochen und die Reserven weg sind. Nicht faule Sofastudies, die nur daheim bleiben müssen.
— Don Alphonso (@_donalphonso) November 15, 2020
Ich bin noch nicht ganz sicher, wie ich das hier finde. Viele feiern es ja. Aber mein Gefühl ist eher dieses: Erzählungen und Trauma der Kriegsgeneration zu verballhornen und derart zu instrumentalisieren, lässt mich entsetzt und fassungslos zurück. #besondereHelden https://t.co/iWF9HCrK0Z
— Burkhard Ewert (@burkhardewert) November 15, 2020
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