US-amerikanische Forscher haben in einer neuen Studie herausgefunden, dass auch wenige Infizierte eine große Anzahl an Menschen mit dem Coronavirus anstecken können. Die Studienergebnisse wurden im Fachmagazin "Science" veröffentlicht.
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Superspreader häufiger als gedacht
Wie das deutsche "Ärzteblatt" berichtet, zeigt eine neue Studie, wie sich die Ansteckung mit dem Virus immer rasanter verbreitet. Dies ist die erste große Untersuchung, die die Nachverfolgung von Kontaktpersonen genauer unter die Lupe nimmt. Ein US-amerikanisches Team von Wissenschaftern hat die Daten indischer Gesundheitsbehörden zu 85.000 Corona-Fällen und nahezu 576.000 ihrer Kontaktpersonen untersucht.
Die Studie zeigt vor allem die Bedeutung von Superspreadern. Darunter versteht man infizierte Menschen, die eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Lebewesen mit einem Krankheitserreger anstecken:
- 70% der untersuchten Erstinfizierten (Indexpersonen) steckten niemanden an.
- Acht Prozent der Erkrankten waren jedoch für 60% der nachverfolgten Neuinfektionen verantwortlich.
- Erstinfizierte steckten in ihren Familien nur neun Prozent ihrer engen Kontakte an.
Anders als bisher angenommen, infizierten sich in Indien vor allem Kinder am häufigsten mit dem Coronavirus. Dies geschah vor allem, wenn die Indexpersonen dasselbe Alter hatten.
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Hohe Sterblichkeit in Indien
Die Wissenschafter beobachteten vor allem, dass der Anteil der Todesfälle bei Patienten zwischen 50 bis 64 Jahren am höchsten war und im höheren Alter wieder abnahm. In den Vereinigten Staaten und anderen westlichen Ländern treten die meisten Todesfälle erst nach dem 60. Lebensjahr auf. Laut dem Studienleiter Joseph Lewnard der "Universität Berkeley" hängt die höhere Sterblichkeitsrate im erwerbstätigen Alter vor allem damit zusammen, dass die Lebenserwartung in Indien um zehn Jahre niedriger ist als in anderen Ländern.
Ein hohes Alter wird nur von indischen Einwohnern erreicht, die in privilegierteren Schichten leben und besser vor der Infektion geschützt sind. Im Vergleich zu den USA (13 Tage) ist auch der Verlauf der Erkrankung bis zum Tod wesentlich kürzer (sechs Tage). Zudem verfügen die Spitäler häufig nicht über Beatmungsgeräte oder andere Hilfsmittel, um Patienten länger am Leben zu halten.
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