Kennen Sie jemandem in Ihrem engen Umfeld, der keinen BH trägt? Wohl kaum. Dennoch gibt es mehr und mehr Frauen, die darauf schwören. Darunter nicht nur jene mit kleinen Brüsten. Die Argumente: Das Bindegewebe straffe sich von selbst, ohne die Stütze eines Büstenhalters zu verlangen. Wir wollten das genauer wissen.
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Ein Sprung in die Geschichte
Gemälde aus der griechischen Antike zeigen Frauen mit Brustbinden. Besonders pralle Brüste wurden damit abgebunden und verdeckt, ein Vorläufer des Büstenhalters sozusagen. Der älteste erhaltene Büstenhalter – in der heute üblichen Form – stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.
Im Laufe der Geschichte kam es auch immer wieder zu Extremen. Das Korsett sorgte für den Wettstreit um die schlankeste Taille. Innere Organe wurden gequetscht, der Brustkorb blieb unnatürlich klein, Kinder kamen mit Missbildungen auf die Welt oder wurden vom Körper zuvor abgestoßen. Eine Gegenbewegung, quasi ein Aufbegehren gegen den Zwang einer in Form gepressten Ästhetik, brachte die 1968er-Revolte. Bilder von BH-Verbrennungen sind zumindest älteren Leserinnen und Lesern sicher noch präsent.
Für Sport-BHs hingegen sind wir heute sehr dankbar. Sie werden ständig weiterentwickelt, um nicht ausschließlich durch Kompression der Brust eine stabile Haltung zu ermöglichen. So wird die Brust in Form gehalten und die natürliche Auf- und Ab-Bewegung verringert.
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Was spricht für einen BH?
- "Oben ohne" birgt für viele den Schrecken zusammengezogener Brustwarzen, umherschwankender Brüste, unschöner Brustformen, die entgegen der Plakatwerbung nicht immer prall und rund sind. Daher steht in der Unterwäscheabteilung die Form des BHs an erster Stelle. Die meisten greifen zu einem Modell mit Softkissen. Die Brustform ist dann unter jedem Kleidungsstück gleich.
- Wer seine Brüste eher verbergen will, lässt oft die Schultern nach vorne sinken. Das ist Gift für die Körperhaltung. In diesem Fall ist ein BH sicher die bessere Lösung.
- Ob beim Joggen, Mountain-Biking oder bei Ballett-Sprüngen: Je schneller, desto mehr hüpft die Brust auf und ab. Jede Bewegung hinterlässt ihre Spur und lässt das Bindegewebe erschlaffen. Über längere Zeit hinweg wird eine große, schwer Brust schlaff. Darüber hinaus bereitet sie der Trainierenden Schmerzen. Nicht nur an der Brust selbst, auch im Rücken.
- Egal was zur "oben ohne" Entscheidung führt, das damit verbundene Signal ist wohl immer ein sexuelles. In beruflichem Kontext sollten das mitbedacht werden. (Zudem gibt eine weiße Bluse nur selten den nötigen Sichtschutz.)
- Starke Gewichtsschwankungen, zum Beispiel in der Schwangerschaft, führen zu einer erhöhte Gewichtslast für den Rücken. Eine Stütze ist da sehr willkommen. Auch schützt der BH durch die geminderte Beweglichkeit vor Bindegewebsschäden. In der Stillphase freuen sich Frauen über Einlagen. Denn nicht unbedingt jedes Shirt sollte sich mit Muttermilch vollsaugen.
- Zierliche Frauen mit praller Brust erfreuen sich an Minimizern. Er gibt ihnen die nötige Stabilität und entlastet den Rücken.
… und was dagegen?
Gäbe es für jede Brust den passenden, bequemen Büstenhalter würde vermutlich keine Frau auf ihn verzichten wollen. Aber Spezialanfertigungen sind nur schwer zu bekommen und dann sehr teuer. Frauen mit kleinen Brüsten sollten daher auf die Standardgrößen im Handel verzichten. Sie werden weder Probleme mit dem Bindegewebe der Brust, noch mit dem Rücken bekommen, ersparen sich dafür einschneidende Träger, Druckstellen etc.
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Die richtige Wahl
Jede Frau hat ihr Lieblingsstück in der Schublade. Damit es nicht nur bei einem bleibt, lassen Sie sich in der Unterwäsche-Abteilung beraten. Geschultes Fachpersonal weiß genau, was Ihren Rücken entlastet, die Brust nicht quetscht und Fehlhaltungen entgegenwirkt. Lassen Sie Ihre genaue Brustgröße bestimmen und sich den passenden BH zu jeder Oberbekleidung empfehlen. Und dann: Her mit dem schönen Dekolleté!
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