Niemand mag Spielverderber. Die Sache mit dem Rauchstopp ist die: Wer wirklich aufhören will, muss zum Spielverderber werden. Sich selbst gegenüber, anderen gegenüber – aber vor allem ersteres. Das ist der schwierigste Teil, und daran gibt es nichts schönzureden. Mit dem Rauchen aufzuhören war mitunter das schwerste, das ich je tun musste. Und gleichzeitig das einfachste.
Meinen ersten und einzigen erfolglosen Rauchstopp-Versuch habe ich mit anfang Zwanzig unternommen. An Silvester, mitten in den Feiertagen, mitten im Studium. Anfängliche Bemühungen wurden schnell in den Wind geschlagen, schon ein paar Tage später war's vorbei. Danach habe ich es nie wieder versucht. Ich habe immer sehr gerne geraucht, jeden Zug genossen. Gut, nicht jeden. Die erste Zigarette am Tag war trotz allem irgendwie eklig. Wenn Sie selbst rauchen, verstehen Sie wahrscheinlich, was ich meine.
Es gibt immer einen Anstoß
Die Sache ist die: Wir wissen, wie schädlich das Rauchen ist. Wir verdrängen es gerne. Wir schieben das Aufhören hinaus. "Ob ich jetzt aufhöre oder nächstes Jahr…" Sie kennen das ja. Bis irgendwann etwas passiert, das uns unsanft daran erinnert, wie ungut Zigaretten eigentlich sind. Ein besonders schlimmer Kater. Ein hartnäckiger Atemwegsinfekt. Oder der Tod eines geliebten Menschen. Fast auf den Tag genau ein Jahr ist es nun her. Der Tag der Beerdigung war mein letzter Tag als Raucher.
Auch ich hatte meine Rückfälle – zwei, genaugenommen, und beide in meiner ersten Woche als Nichtraucher. Der Fehler: Ich bin ausgegangen. Eine Grillfeier, ein Klassentreffen, ein Gläschen Wein hier, ein Cocktail dort, und viele, viele Raucher, die genüsslich an ihrer Zigarette ziehen – schon ist die Versuchung überwältigend groß. Anstatt das Handtuch zu werfen, habe ich mir aber eine neue Strategie überlegt. Die kommenden Wochen habe ich mich deshalb ins Zölibat zurückgezogen wie ein Mönch in sein Kloster – zumindest, was Unternehmungen in der Freizeit angeht. Aufstehen, arbeiten, etwas Schönes kochen, eine bisschen binge watching (Danke, Game of Thrones!). Das war für ein paar Wochen mein Alltag. Kein Ausgehen, keine Kaffeehausbesuche, und vor allem: kein Alkohol.
Whatever works for you
Mein Fazit: Diese paar Wochen waren für mich notwendig, um die Kurve zu kriegen. Und sie waren keineswegs langweilig. (Erneut: Game of Thrones, ich liebe dich!) Zuhause, gemütlich auf der Couch, beim Planen zukünftiger Urlaube und beim Sport ist Nichtrauchen ganz leicht. Ganz ehrlich. Schwer ist es nur, wenn Langeweile aufkommt. Mein einziges Geheimnis daher: Eine neue Beschäftigung suchen! Statt zu rauchen, habe ich in der kritischen Phase an der Bushaltestelle Spanisch-Vokabeln geübt und Coffee to go getrunken. Heute denke ich gar nicht mehr daran. Nur noch manchmal, wenn ich dann doch wieder in einer verrauchten Bar sitze und mir schon den einen oder anderen weißen Spritzer zu Gemüte geführt habe. Aber niemals ernsthaft – denn mir nach über 11 Monaten meinen Erfolg so zu verderben, wäre keine Zigarette der Welt wert.
Zeit seit meiner letzten Zigarette: 11 Monate und 7 Tage.
Nicht gerauchte Zigaretten: 3.500.
Erspartes Geld: 800 Euro.
Stolz: unbezahlbar.
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