Abends alleine unterwegs zu sein mag zunächst nicht wie eine Gefahr erscheinen. Aus den Augen einer Frau sieht die ganze Sache jedoch schon anders aus. Die andere Straßenseite, der Umweg statt dem kurzen Heimweg oder die Jeans dem Rock vorzuziehen – diese Fragen stellen sich. Es sind die kleinen Maßnahmen, die auch heute noch von der Angst vor sexuellen Übergriffen, Gewalttaten und Belästigungen beherrscht werden – leider zurecht wie eine aktuelle Studie zeigt. So schützt du dich nachts auf der Straße am besten.
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Balance-Akt zwischen Emanzipation und Sicherheitsgefühl
Frauen sind und waren immer stark. Und wenngleich feministische Bewegungen diese Kraft schon seit jeher vorantreiben, sind wir noch weit von einem gleichberechtigten Dasein entfernt. Zu gerne würden wir in einer Welt leben, in der man kleinen Mädchen, aber auch Frauen nicht sagen muss, wie sie sich am besten vor sexuellen Übergriffen schützen. Der Spagat zwischen "Du kannst anziehen was du willst, kein Outfit ist eine Einladung" und "Bitte geh nachts nicht alleine nach Hause" macht wütend, ist frustrierend, aber leider harte Realität. Und nein, keinesfalls soll man sein ganzes Wesen von der Angst dominieren lassen, noch bei sich selbst die Schuld suchen.
Dennoch müssen sich Frauen in gefährlichen Situationen anpassen und schützen: Solange, bis Frauen nicht mehr als Objekt betrachtet werden. Bis sie nicht mehr als "übersensibel" abgestempelt werden, wenn der Typ aus dem Club einen Klaps auf den Hintern gibt, obwohl man es selbst überhaupt nicht als harmlos empfindet. Und bis jener Tag kommt, an dem der Schlüssel nur noch für die Wohnung, nicht jedoch als Waffe zum Einsatz kommt.
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Studie: Frauen fühlen sich nicht sicher in der Stadt
Eine aktuelle Studie des Kinderhilfswerks Plan belegt nun, was längst Vergangenheit sein sollte. "Unsere Umfrage zeigt, dass Mädchen und Frauen sich in ihrer Stadt nicht wirklich sicher und frei bewegen können. Im Schnitt hat jede der Teilnehmerinnen einen unsicheren Ort in ihrem Umfeld markiert. Jede vierte Frau hat sexuelle Belästigung erlebt und jede fünfte wurde schon mal verfolgt, beschimpft und bedroht. Ein Ergebnis, das uns sehr zu denken gibt", so Maike Röttger, Geschäftsführerin von "Plan International Deutschland".
- Dabei wurden rund 1.000 Frauen zwischen 16 und 71 Jahren befragt.
- Besonders auf Großstädte wie Berlin, Hamburg, Köln und München treffen die Angst sowie die sexuellen Übergriffe zu.
- Frauen fühlen sich dabei vor allem auf der Straße, in öffentlichen Verkehrsmitteln und in Grünanlagen nicht sicher.
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Stay Safe: 6 Verteidigungstipps für Frauen
Wir halten also nochmal fest: Jede Frau kann tragen was sie möchte, wo sie möchte und wann sie möchte – und zwar egal, ob sie alleine unterwegs ist oder nicht. Weil Belästigungen trotzdem vorkommen können, gilt es aber dennoch Vorsicht zu bewahren. Wir verraten dir sechs Tipps, wie du dich selbst schützen kannst – vor und in gefährlichen Situationen:
- Laute Geräusche: Frauen gehen oft mit Pfefferspray aus dem Haus, weil sie sich so sicherer fühlen. Natürlich kannst du ihn im Notfall zur Verteidigung verwenden, dennoch kann die Waffe schnell gegen dich verwendet werden und außerdem ist sie nicht so einfach zu bedienen. Experten empfehlen daher eher eine Pfeife oder einen Taschenalarm mit Schrillgeräusch. Damit schreckst du den Täter ab und er sucht das Weite.
- Bereit zum Angriff: Bevor du den Pfefferspray zückst, versuch dem Angreifer aus dem Weg zu gehen oder rede mit Passanten. Im Ernstfall kannst du bestimmte, empfindliche Körperteile attackieren. Dazu zählen: Genitalien, obere Bauchregion, Schienbein, Augen sowie Ohren. Sobald du jedoch merkst, dass der andere dir körperlich überlegen ist, raten wir dir von Angriffen ab. An dieser Stelle kannst du zu den Verteidigungswaffen greifen.
- Sichere Ausstrahlung: Selbstbewusstes Auftreten signalisiert dem Täter ein abschreckendes Gefühl. Wenn du dich klein machst und eingeschüchtert bist, sieht er dich hingegen als leichtes Opfer. Klar solltest du wachsam sein, panische Blicke machen dich aber leider leicht angreifbar.
- Augen auf bei Nacht: Habe dein Smartphone stets griffbereit, aber starre nicht wie ein Zombie auf den Bildschirm. So bemerkt man nämlich oft erst zu spät, dass sich ein Fremder nähert. Gehst du hingegen aufmerksam durch die Straßen, kannst du im Notfall ein Geschäft oder andere belebte öffentliche Orte aufsuchen.
- Hilfe suchen: In Öffis raten wir dir eher bei Gruppen zu sitzen oder dich neben den Notruf-Schalter zu stellen. Zudem solltest du bei Belästigungen an öffentlichen Orten dein Gegenüber stets siezen. So bekommen andere Passagiere nicht das Gefühl, dass es sich um eine private Angelegenheit handelt. Willst du um Hilfe bitten, sprich andere Person immer direkt an. Also z.B.: "Sie mit der roten Tasche, bitte rufen Sie die Polizei."
- Smartphone als Helfer: Bemerken Täter, dass du mit anderen Personen in Kontakt stehst, ergreifen diese oft die Flucht. In der Regel sucht der Angreifer sein Opfer nach dem Zufallsprinzip aus. Telefonierst du also mit Freunden oder einem Familienmitglied, suggerierst du auch nach außen das Gefühl, nicht alleine zu sein. Wer keine Ansprechperson hat, kann Heimwegtelefon-Hotlines anrufen – speichere die Nummer am besten gleich ein!
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