Gerade im Frühling leiden viele Allergiker unter geschwollenen Augen und rinnenden Nasen. Neurodermitiker sollten in dieser Zeit besonders vorsichtig sein, denn Pollen können bei ihnen eine schwere Form der Bindehautentzündung (Konjunktivitis) auslösen. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) gibt Tipps, was in diesen Fällen zu tun ist.
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Hornhautkomplikationen durch Augenreiben
"Wer an Neurodermitis erkrankt ist, ist besonders anfällig für eine nicht-infektiöse Bindehautentzündung, die auch durch Pollen ausgelöst oder verstärkt werden kann", erklärt Mediziner Philip Maier von der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg. Bei etwa 25-40% der Neurodermitis-Patienten kommen es zu einer schweren Form der Bindehautentzündung, diese ist auch als atopische Keratokonjunktivitis (AKK) bekannt.
"Sie kann unbehandelt zu Hornhautkomplikationen führen und damit bedrohlich für das Sehvermögen sein", betont Maier. Experten vermuten, dass das Strukturprotein Filaggrin der Auslöser dafür sein könnte, da bei Neurodermitis-Patienten meist eine fehlerhafte Filaggrin-Produktion nachgewiesen wird. Eine israelische Studie zeigt, dass vor allem bei Kindern, die sich aufgrund des Juckreizes häufig die Augen reiben, Hornhautkomplikationen auftreten können.
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Bei Anzeichen rasch zum Augenarzt
Eine AKK zeigt anfangs dieselben Symptome wie eine herkömmliche Bindehautentzündung: Juckende und tränende Augen, geschwollene Lider und ein Fremdkörpergefühl im Auge. Diese Anzeichen treten jedoch stärker auf als bei einer herkömmlichen Konjunktivitis. "Zusätzlich kommt es häufig zu typischen Verdickungen an der Lidkante, zu Hautveränderungen wie Schuppungen oder Falten sowie Hautrissen am unteren Augenlid. Auch zeigt die Bindehautentzündung oft über lange Zeit trotz pflegender Maßnahmen keine Besserungstendenz", erklärt Maier.
- Bei schweren Verläufen können oberflächliche Hornhautdefekte bis hin zu Geschwüren entstehen. Eingewachsene Blutgefäße führen im Extremfall zu einer Erblindung aufgrund einer vollständigen Trübung der Hornhaut.
- Wer an Neurodermitis leidet und Anzeichen einer Bindehautentzündung entdeckt, sollte schnellstens einen Augenarzt aufsuchen. Das gilt auch, wenn in der Familie die Hautkrankheit aufgetreten ist.
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Kontaktlinsen vermeiden
Der Augenarzt erkennt durch eine Untersuchung der Lider, Binde- und Hornhaut mit dem Spaltlampen-Mikroskop, ob es sich um eine typische Konjunktivitis handelt. Im Fall einer AKK wird als Therapie eine Reinigung der Lidränder mit feuchten Wattepads oder -stäbchen und eine Wärmemaske für die Augen verschrieben. Gegen die Trockenheit und den Juckreiz helfen Gele oder Augentropfen ohne Konservierungsstoffe, die auch die restlichen Pollen aus den Augen "auswaschen" können.
- Bei sehr starkem Juckreiz helfen Augentropfen mit Antihistaminika oder Mastzellstabilisatoren. Sie verhindern die Ausschüttung von Histamin oder unterdrücken dessen Wirkung, um Allergiebeschwerden zu lindern.
- Kontaktlinsenträger sollten in dieser Zeit eine Brille verwenden, um die Augen nicht zusätzlich zu reizen.
Um Spätfolgen zu vermeiden, sind regelmäßige augenärztliche Kontrollen bei einer AKK besonders wichtig. Zur Behandlung der Grunderkrankung Neurodermitis, sollte ein Allergologe oder Dermatologe hinzugezogen werden.
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