Seit ich nicht mehr rauche, mag ich nimmer fortgehen. Weil in jeder Runde Raucher dabei sind und man immer ganz selbstverständlich im Raucherbereich sitzt. Schon klar: Rauchen ist Sucht, und Sucht verleitet zu Egoismus. Und weil das immer schon so war, dass man im Raucherbereich sitzt, kommt man gar nicht auf die Idee, zu fragen, ob den anderen das Gepofel stört. Das kann gerade ich niemandem vorwerfen – war ich noch vor gut eineinhalb Jahren genauso.
Jetzt bin ich in der gegenteiligen Situation und sage dennoch nichts, wenn wir im Stammlokal sitzen. Denn wer will schon derjenige sein, der den meist zahlenmäßig überlegenen Rauchern ihre liebste Nebenbeschäftigung nimmt? Mag sein, dass das schwach ist und meine eigene Schuld, aber ich mag niemandem die Freude daran verderben, Zeit mit mir zu verbringen.
Gemocht, aber geräuchert
Das Problem: Mir selbst geht's gar nicht gut damit. Wenn ich mich dann doch alle heiligen Zeiten mal überwinde und ein Beisl betrete, stinke ich jedesmal wie ein Aschenbecher, mir ist flau im Magen und ich habe noch am selben Abend Kopfschmerzen, als hätte ich mir selbst zwei Packerl angeheizt. Der nächste Tag ist dann meist auch ohne Alkoholkonsum zum Vergessen. Jeden lustigen Abend muss ich büßen, damit andere ihn ein bisschen mehr genießen können.
Das ist natürlich meine freie Entscheidung. Keiner zwingt mich, in der Raucherhölle vor mich hin zu röcheln. Dafür gibt es jedoch nur diese 4 Alternativen:
- Um Rücksichtnahme bitten und irgendwann nicht mehr eingeladen werden, weil die anderen (verständlicherweise) schon lieber am Tisch rauchen möchten.
- Neue Freunde suchen, die nicht rauchen. Auch blöd, wenn man seine alten mag…
- Nimmer fortgehen. Ob jetzt die Raucher oder die Nichtraucher ausbleiben, ist für den Wirt auch schon wurscht.
- Ich fange wieder mit dem Rauchen an. Die am wenigsten spaßbefreite Option. Resultiert aber blöderweise in frühzeitigem und selbstverschuldetem Tod.
Rücksicht ist nicht selbstverständlich
Freiwillige Rücksichtnahme auf Nichtraucher sollte selbstverständlich sein, in der Praxis gibt es sie aber nicht. Auch von mir damals nicht. (Daher wie gesagt kein Vorwurf an die Raucher.) Genau deshalb ist ein gesetzlicher Rahmen für den Nichtraucherschutz längst überfällig. Überall sonst war das schon vor Jahren bzw. Jahrzehnten möglich, nirgendwo sind die Wirte reihenweise ausgestorben und keines dieser Länder will es heute anders haben.
Aber nicht mit Österreich! Wir ignorieren sämtliche Experten auf dem Gebiet und unterstützen lieber die unnötige Gesundheitsgefährdung von Kindern, Gastro-Arbeitern und allen Nichtrauchern, die sich der sozialen Akzeptanz des Rauchens fügen.
Daher mein Appell, liebe Raucher: Übernehmt das, was der Regierung egal zu sein scheint und schützt uns Nichtraucher vor eurem Qualm. Stempelt uns nicht als Spielverderber ab und zeigt uns, dass unsere Bedürfnisse genauso wichtig sind! Wir lieben es, Zeit mit euch verbringen – aber vielleicht in Zukunft ohne Dampfwolke?
Rauchfrei-Blog: 5 Autoren zum Rauchstopp
+++ Ciao mein liebstes Gift +++