Ernährung

1. Wiener Verdauungstag

Eine gute Verdauung macht glücklich! Am 5. Mai findet deshalb im Wiener Rathaus ein Info-Tag rund um das Thema Darmgesundheit statt.

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Frau hält sich den Bauch
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Während Herz-Kreislauferkrankungen ernst genommen werden, werden Verstopfung, Reizdarm, Sodbrennen und Co von den Betroffenen oft über viele Jahre hinweg einfach erduldet bzw. als „Bagatell-Erkrankungen“ angesehen. Ein mitunter fataler Irrtum in dreifacher Hinsicht: Einerseits kann sich hinter scheinbar harmlosen Verdauungsproblemen bereits eine schwerwiegende Erkrankung verbergen. Andererseits können auch prinzipiell harmlose Verdauungsstörungen die Lebensqualität enorm stören. Und drittens kann sich durch das „Anstehenlassen“ von Verdauungsproblemen eine lebensbedrohliche Erkrankung entwickeln.

Scheinbar geringfügige Verdauungsprobleme haben das Potenzial, den Körper schwer erkranken zu lassen. Manchmal ist es nur eine Frage der Zeit, bis ein entgleister Verdauungsapparat weitere Organe in Mitleidenschaft zieht. „Es gibt sogar Anzeichen, dass Alzheimer oder Morbus Parkinson sowie andere neurologische Erkrankungen mit Veränderungen des Mikrobioms einhergehen“, so Dr. Clemens Dejaco, Vorstandmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie.

Verdauungsprobleme sollten also immer ernst genommen werden. Oft würde schon ein einziges Gespräch mit einem spezialisierten Arzt zu einem freudvolleren und gesünderen Leben führen: In den vergangenen Jahren haben Forscher bemerkenswerte Erkenntnisse gewonnen, die sich in modernen Behandlungskonzepten und vorbeugenden Maßnahmen niederschlagen.

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T. L. Furrer / Fotolia

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Psyche und Darm – ein Paar mit vielen Wechselwirkungen

„Ein Schlag in die Magengrube“ als Sinnbild für einen Schicksalsschlag oder die berühmte „Laus, die einem über die Leber gelaufen ist“ – der Volksmund weiß es schon lange, die wissenschaftliche Bestätigung liegt erst seit kurzem vor: Heute wissen wir beispielsweise, wie eng die Verbindungen des Darm-Nervengeflechtes zum Gehirn sind; mit schwerwiegenden Folgen. Das Schlagwort vom „nervösen Magen“ liegt näher an der Wahrheit als wir es für möglich halten. So verändern Furchtsamkeit und seelisches Ungleichgewicht das Verdauungstempo, weshalb Depressive zu Verstopfungen tendieren, während jene, die ängstlich durchs Leben gehen, häufig an Durchfall leiden.

„Wer sich rechtzeitig um seine Psyche kümmert, therapiert seinen Darm oft automatisch mit – und umgekehrt. Der Vorteil für die Patienten: Die qualvollen Beschwerden verschwinden, die Betroffenen gewinnen Lebensqualität, und die Gefahr, eine chronische Darmkrankheit zu erwerben, wird drastisch reduziert“, so Univ.-Prof.in Dr.in Gabriele Moser von der Wiener Universitätsklinik für Innere Medizin III. Sie nützt diese Erkenntnisse, um diverse Leiden des Verdauungstrakts psychotherapeutisch zu behandeln. Über ihre Erkenntnisse und Erfahrungen wird sie auch am 1. Wiener Verdauungstag berichten und im Anschluss an ihren Vortrag zur Beantwortung von Publikumsfragen zur Verfügung stehen.

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Allergie oder Überempfindlichkeit?

Doch das Bauchgefühl kann trügen. Scheinbar nehmen Nahrungsmittelallergien rasant zu. Univ.-Prof. Dr. Ludwig Kramer, Leiter der 1. Medizinischen Abteilung am Krankenhaus Hietzing: „Nicht selten nehmen Leidtragende jahrelang an, sie litten an einer Nahrungsmittelallergie, also einer immunologischen Überempfindlichkeit. Tatsächlich kommt diese aber eher selten vor. Hinter den Verdauungsproblemen steht viel öfter eine Unverträglichkeit; das heißt, der Körper kann bestimmte Nahrungsmittel schlichtweg nicht verdauen. Dieser Unterschied ist aber für eine adäquate Behandlung und drohende Folgeerkrankungen von großer Bedeutung.“

Am 1. Wiener Verdauungstag wird Prof. Kramer in seinem Vortrag „Was tun bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten?“ das Thema so erklären, dass es auch ohne Medizinstudium verstanden werden kann.

Volks- und Komplementärmedizin

In den über 20 Experten-Vorträgen, die am Freitag, den 5. Mai, in der Zeit von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr gehalten werden, wird auch der Volks- und Komplementärmedizin breiter Raum gegeben. Was Traditionelle Tibetische Medizin über Nahrungsmittelunverträglichkeiten weiß und wie der jahrtausendealte Erfahrungsschatz von Traditioneller Chinesischer Medizin und Ayurveda gerade beim Thema Gesunde Verdauung einen wichtigen Beitrag leisten kann, erfahren die Besucher ebenfalls bei den Vorträgen.

Gerade komplementärmedizinische Themen müssen seriös besprochen werden, weshalb der Veranstalter, der renommierte Wissenschaftsverlag Springer, auch hier auf namhafte Fachgrößen setzt, etwa den Internisten Univ.-Prof. Dr. Michael Frass vom AKH Wien, der über „Homöopathie bei Magen-, Darm- und Lebererkrankungen“ informieren wird.

Wer gerne diskutiert, ist besonders willkommen, da sich die Veranstaltung vor allem als interaktiver Publikumstag versteht. Der Meinungsaustausch bleibt nicht auf die Vorträge im Rathaus beschränkt, auch bei den Info-Ständen vor Ort können Fragen gestellt werden. Wer danach mit Bauchschmerzen nach Hause geht, hat etwas falsch gemacht.

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