Ernährung

Gerechtigkeit für Kekse

80% aller im Handel erhältlichen Kekse enthalten das problematische Palmöl. Eine Petition will das nun ändern.

  • Drucken
Ein Teller mit Weihnachtskeksen
A_Lein / Fotolia

Weihnachtszeit ist Kekse-Zeit. Allerdings enthalten 80% aller im Handel erhältlichen Kekse das problematische Palmöl, wie eine von GLOBAL 2000 und Südwind präsentierte Studie aufzeigt. Doch warum ist es problematisch, wo ist es enthalten und warum wird es so oft verwendet? "Für die Palmöl-Produktion in Indonesien und Malaysia wird eine Fläche genutzt, die mehr als zweimal so groß ist wie Österreich ist", erklärt Martin Wildenberg, Nachhaltigkeitsexperte von GLOBAL 2000 und wissenschaftlicher Koordinator der Studie. "Es wurde bereits Regenwald im Ausmaß des gesamten Österreichischen Waldes gerodet, wahrscheinlich sogar noch mehr. In Sumatra konnten wir mit vielen Bauern sprechen, denen die Palmöl-Industrie die Lebensgrundlage entzogen hat. Selbst Reisanbau wird in der Nachbarschaft von Palmöl-Plantagen unmöglich, da diese den Boden austrocknen."

Palmöl-Anbau vernichtet Lebensraum

Palmölproduktion in Indonesien trocknet den Boden aus (Foto: Global 2000)

Palmölproduktion in Indonesien trocknet den Boden aus (Foto: Global 2000)

Palmöl ist buchstäblich in aller Munde: Jeder zweite Artikel, der in einem Supermarkt verkauft wird, enthält Palmöl. In Indonesien und Malaysia, wo mehr als 80% des weltweiten Palmöls produziert wird, kommt es immer wieder zu massiven Menschenrechtsverletzungen, Lebensraumvernichtung und Landraub. Die ständig steigende Nachfrage bedroht nun auch Afrikas letzte Urwälder und den Amazonas. "Solange es für Konsumenten keine Möglichkeit gibt, die Herkunft von Palmöl in den Produkten transparent nachzuvollziehen und sicher zu sein, dass dafür kein Regenwald abgeholzt oder Menschen von ihrem Land vertrieben wurden, raten wir zu einem Verzicht – in den meisten Fällen führt das auch zu einer gesünderen und besseren Ernährung." so David Horvath von Südwind. Jedes zweite Produkt in einem europäischen Supermarkt enthält bereits Palmöl: Margarine, Schokolade-Aufstrich, Schokolade, Tiefkühlkost, Fertigprodukte, Gebäck, Kosmetika, Dusch- und Waschmittel – und vor allem auch Kekse, sie alle enthalten Palmöl. GLOBAL 2000 und Südwind haben, passend zur Jahreszeit, dieses leckere und vermeintlich unschuldige Produkt ausgesucht, um es genauer unter die Palmöl-Lupe zu nehmen.

Acht von zehn Keksen enthalten Palmöl

Insgesamt wurden 150 verschiedene Keks-Sorten getestet – 80% dieser Kekse enthielten Palmöl und nur zwei Kekse waren mit einem Palmöl-spezifischen Label gekennzeichnet. Wenn man als Kundin mehr über die Herkunft des Palmöls im Produkt erfahren will, muss man die Websites der Hersteller oder die des Roundtable for Sustainable Palm Oil (RSPO) konsultieren – eine Aufgabe, für die sicher die allerwenigsten Konsumenten bereit sind. Was wäre also zu tun?

Palmöl vermeiden – aber wie?

Palmölproduktion auf Kosten des Regenwaldes (Foto: Global 2000)

Palmölproduktion auf Kosten des Regenwaldes (Foto: Global 2000)

GLOBAL 2000 und Südwind rufen daher auf, Produkte mit Palmöl so gut es geht, generell zu vermeiden. Manchmal reicht ein kurzer Blick auf die Inhaltsstoffe eines Produkts um feststellen zu können, ob Palmöl enthalten ist oder nicht – oft ist es aber leider nicht so leicht feststellbar. Lässt sich der Einkauf eines mit Palmöl produzierten Produkts aber gar nicht vermeiden, so wäre es ratsam, im Zweifel ein Produkt mit RSPO-zertifiziertem Palmöl zu kaufen. Hilfestellung dazu gibt der heute veröffentliche Kekse-Check. Generell gilt aber: je häufiger man seine Ernährung frisch und am Besten auch selbst zubereitet und Fertigprodukte vermeidet, desto leichter fällt der Palmöl-Verzicht und desto größer ist der Beitrag zu einer zukunftsfähigeren Landwirtschaft und einem nachhaltigen Lebensmittel-System. Und gesünder lebt es sich so auch. Außerdem schmecken die selbst gebackenen Kekse doch immer am Besten.

+++ netdoktor.at: Ein leckeres Rezept für Zimtkekse finden Sie hier +++

Nora Niemetz, Kampagnenleiterin bei Südwind, ruft darüber hinaus zum Handeln auf: "Konsumenten können nicht alle Probleme lösen. Gerade die EU hat die Verantwortung, verbindliche Rechtsvorschriften zu erlassen, die Missbrauch von Menschen und Umwelt entlang der gesamten Produktionskette stoppen. Das fordern wir von Kommissionspräsident Juncker in der Petition Gerechtigkeit für meine Kekse!"

letztes Update:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.