Ernährung

Der 6. (Geschmacks-)Sinn

Nudeln, Kartoffeln, frisches Ciabatta: Leugnen ist zwecklos – we love carbs! Schuld daran könnte jedoch nicht der Stoffwechsel sein, sondern einfach ein (noch wenig erforschter) Geschmackssinn.

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Kohlehydrate Nudeln
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Schon mal was von "starchy" gehört? Das harmlos wirkende Wort, das sich etwas klobig mit "stärkehältig" übersetzen lässt, könnte der Grund für unsere Freude an allem sein, was einer Nudel auch nur entfernt ähnelt.

Wissenschafter diskutieren seit längerem, ob jenes "starchy" nicht einen Platz an der Seite unseres etablierten Geschmacksquintetts verdient: Nicht nur süß, sauer, bitter, salzig und umami soll unsere gustatorische Wahrnehmung unterscheiden können, sondern eben auch "starchy".

Sie haben ein zweites oder drittes Mal Nachschlag genommen beim Lasagne-Experiment Ihres Mitbewohners? Das liegt nicht unbedingt an seinen Kochkünsten. Ihre stärkesensiblen Rezeptorzellen hatte da wohl die Oberhand!

Mehr dazu: Sind Sie ein Superschmecker?

Verteilungsgerechtigkeit? Leider nein!

Die Möglichkeit einer Geschmacksknopse, die auf eigentümliche Weise nach komplexen Kohlenhydraten dürstet, wurde von Forschern schon länger in Betracht gezogen. Neu ist jedoch die Erkenntnis, dass dieser "sechste Sinn" nicht bei jedem Menschen gleich stark ausgebildet ist. Anders gesagt: Nicht jeder ist ein Nudeltiger. Manche trifft es härter.

Mehr dazu: We want Carbs!

Was der Geschmackssinn kann

Als sicher gilt mittlerweile, dass unsere Geschmacksknospen tatsächlich jene langen Zuckerketten erkennen können, aus denen Stärkeverbindungen gebildet werden – also  Brot, Nudeln, Reis & Co.

"Starchy-Schmecker" mit Schwimmreifen-Risiko

Aber haben unsere individuellen "Geschmackstalente" auch einen Einfluß auf unsere Körperfettverteilung? Dieser Frage gingen Forscher der Deakin University in Australien nach. Sie verglichen die jeweiligen Körpermaße und Ernährungstagebücher zweier Versuchsgruppen:

  • Menschen mit einem großen Talent stärkehaltige Speisen zu differenzieren
  • und Menschen, bei denen der "sechste Geschmackssinn" weniger stark ausgeprägt war.

Das Ergebnis:

  • Personen mit Stärke-empfindlichen Geschmacksrezeptoren waren zwar in etwa gleich groß und schwer wie die Kontrollgruppe.
  • Aber: Ihre Ernährung war deutlich kalorienreicher und kohlenhydrat-haltiger.
  • Ein signifikanter Unterschied zeigte sich bei den Taillenmaßen: "Starchy-Schmecker" wiesen mehr Bauchfett (und damit einen größeren Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen) auf.

Natürlich liegt die Ansammlung von Fett um die Körpermitte an zahlreichen Faktoren. Der Geschmackssinn alleine kann nicht dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Die Ergebnisse der Studie deuten dennoch darauf hin, dass die Fähigkeit, Zucker in Form von Stärke zu schmecken (und vermutlich zu genießen), es ein wenig schwieriger macht, den "Ersatzreifen" zu verlieren.

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