2,7 Millionen Österreicher (ab 15 Jahren) zieht es regelmäßig in die Berge. Ganz ohne Mountainbike oder Snowboard. Statt dessen kommt ein Rucksack mit, ein zünftiges Jausenbrot und g'scheite Schuhe. Kurz: Bergwandern gehört zu den drei am häufigsten ausgeübten Sportarten der – nomen est omen – Alpenrepublik.
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Nicht nur Einheimische erfreuen sich daran. Allein in den Alpen rechnet man mit jährlich rund 40 Millionen Bergtouristen, die allesamt von den Effekten des Sports profitieren. Dumm nur, dass diese Effekte zwar jeder Wanderer spürt, die wissenschaftliche Grundlagenforschung aber lange Zeit hinterher hinkte. Bisherige Studien hatten meist nur die Wirkung von Ausdauersport in der Ebene untersucht – nicht aber die einer sportlichen Betätigung, die auch Höhenunterschiede überwindet und sich sowohl durch die äußeren Einflussfaktoren als auch durch die muskuläre Beanspruchung vom Sport in der Ebene unterscheidet.
Genau diese Fragen stellte nun ein Forschungsteam der Universität Insbruck, der Paracelsus Privatuniversität Salzburg und des Österreichischen Alpenvereins: Wie sieht's mit den gesundheitlichen Benefits des Wandern aus?
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Glücklich, gelassen und voller Energie
Die Untersuchung der psychischen Befindlichkeit beim Bergwandern zeigte: Bereits eine einzige Wanderung von etwa drei Stunden bringt positive Veränderungen der psychischen Gesundheit mit sich. Nach der Aktivität wurde ein signifikanter Anstieg der Stimmung und der Gelassenheit registriert (Effektstärke d > 0,8). Negative Gefühle wie Energielosigkeit und Angst sanken markant (d < -0,8).
Der Vergleich mit Probanden auf dem Laufband ließ eine ähnliche Entwicklung erkennen, allerdings in einem weit geringeren Ausmaß (positive Dimension: Effektstärke d > 0,5; negative Dimension: Effektstärke d < -0,6). Bei den Probanden aus der Kontrollgruppe, die einer sitzenden Tätigkeit nachgingen, zeigte sich ein umgekehrtes Bild: Gehobene Stimmung und Gelassenheit verringerten sich, während Angst und Energielosigkeit anstiegen.
Panorama lenkt ab
Die positiven Effekte der sportlichen Aktivität auf den Körper wurden durch den reduzierten Cortisolspiegel und somit signifikante Stressreduktion bestätigt. Ein interessantes Detail ist laut den Forschern die Tatsache, dass die Anstrengung – gemessen an der Herzfrequenz – beim Bergwandern zwar objektiv höher war als in den Vergleichsgruppen am Laufband, aber nicht als anstrengender empfunden wurde. Daraus könne man schließen, dass die Umgebung beim Bergwandern von der körperlichen Anstrengung ablenken kann.
Auf einen Blick
Effekte des Bergsports – Graphic Recording von Edith Steiner-Janesch
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Quelle:
Tagungsband zum Fachsymposium „Bergsport & Gesundheit“, Österreichischer Alpenverein