Holotropes Atmen ist eine spezielle Atemtechnik aus der Transpersonalen Psychologie und Psychotherapie, das der Aufarbeitung und Therapie dient. Das Verfahren ist genauso beliebt wie umstritten. Erfahren Sie hier, was das holotrope Atmen genau bedeutet und welche Risiken bestehen.
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Was ist Holotropes Atmen?
"Holotrop" kommt aus die Griechischen und bedeutet so viel wie "in Richtung Ganzheit gehend". Der tschechische Psychiater und Psychotherapeut Dr. Stanislav Grof begründete gemeinsam mit seiner Frau Christina Grof das Verfahren, um einen heilsamen Bewusstseinszustand herbeizuführen.
Ursprünglich erreichte Grof den Zustand mit Hilfe von LSD. Die psychodelische Droge nutzte er, um psychische Störungen und Erkrankungen zu heilen. Er war der Meinung, dass der Mensch im wachen Zustand nur teilweise funktioniert. Als LSD in den 1970er Jahren verboten wurde, erarbeitete das Paar die Atemtherapie.
Im Zentrum stehen die Aufarbeitung von Traumata sowie die Vergangenheitsbewältigung zurück bis zur Schwangerschaft und Geburt. Das Ziel soll die psychische Heilung sein.
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Wie funktioniert das holotrope Atmen?
Die Sitzungen können unterschiedlich praktiziert werden. Das Verfahren wird bevorzugt zu zweit oder in Gruppen durchgeführt. Die Teilnehmer wechseln sich unter Anleitung in der Rolle des Atmenden und des Beschützers ab.
Der Beschützer soll die Situation beaufsichtigen, weil Erlebtes erneut durchlebt wird dadurch starke Emotionen ausbrechen können. Während der Sitzung muss der Atmende nicht liegen bleiben, sondern kann sich bewegen oder positionieren, wie er möchte. Eine Sitzung kann bis zu drei Stunden dauern.
Wie erlangt man den besonderen Bewusstseinszustand?
Folgende Faktoren machen das holotrope Atmen aus:
- Beschleunigte, tiefe Atmung
- Evozierende Musik (zum Beispiel durch Trommeln)
- Druckmassage
Die Methode ist intensiv, körperlich anstrengend und seelisch belastend und sollte daher nur unter professioneller Aufsicht stattfinden.
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Holotropes Atmen in der Kritik
Psychotherapeuten kritisieren die Methode aufgrund folgender Punkte:
- Es gibt keine einheitliche, standardisierte Ausbildungsform. Praktizieren kann somit jeder, was im Falle von Komplikationen gefährlich sein kann.
- Die schnelle Atmung führt zu Hyperventilation, wodurch der Kohlendioxid-Gehalt im Blut abfällt.
- Es können Krämpfe, Schwindel oder Ohnmacht auftreten.
- Die Methode wird oft als alleinige Therapieform angepriesen. Doch tatsächlich ersetzt sie keineswegs eine Psychotherapie und sollte, wenn überhaupt, nur als Ergänzung angewendet werden.
Wer unter Herzproblemen, Schwindel, Asthma, psychischen oder neurotischen Störungen leidet, sollte von einer Therapie absehen.
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Guten Tag, sehr schön, dass Sie differenziert über das Holotrope Atmen berichten. Es fehlen jedoch ein paar Aspekte, bzw. sind so nicht ganz stimmig – ich ergänze: die Körperarbeit ist keine "Druckmassage" (es wird nichts massiert); ein ganz wichtiger Aspekt/ "Faktor" dabei ist der direkte Begleiter, welchen es in den meisten anderen Methoden oftmals so nicht gibt; eine "Ohnmacht" ist übrigens in hunderten Sitzungen noch nicht vorgekommen und wenn überhaupt sehr sehr selten; ein wichtiger Aspekt dieser Methode ist die Erforschung veränderter Bewusstseinszustände ohne Substanz/ Drogen – sprich durch körpereigene Ausschüttung (!), was deutlich sicherer ist, als die Substanzeinnahme -; es gibt sehr wohl eine zertifizierte Ausbildung, da es sich ja auch um ein markengeschütztes Konzept handelt, was allerdings zu kritisieren ist, ist der Wildwuchs an Leuten, die einfach irgendwas mit "Atmen" machen und dies als "holotropes Atmen" verkaufen ohne darin ausgebildet/ zertifiziert zu sein; man erkennt mehrjährig ausgebildete Anleiter daran, dass sie "Holotropic Breathwork Facilitator" sind. Ich habe zum Holotropen Atmen einige Info-Videos gemacht.
Beste Grüße vom Bodensee, Jörg Fuhrmann
Irgendwie wiederspricht sich das. Oben steht: es helfe gegen psychische Krankheiten und am Schluss: nicht geeignet für Menschen mit psychischer Störung.
Lieber JJ,
wie im Beitrag beschrieben, sah der tschechische Psychiater und Psychotherapeut Dr. Stanislav Grof das Holotrope Atmen als angemessene Therapie für psychische Störungen. Dennoch kritisieren viele Psychotherapeuten die Anwendungen, da es für Laien schnell gefährlich werden kann.
Liebe Grüße,
dein gesundheitstrends.com-Team