Es sind ohne Frage alarmierende Ergebnisse, die eine Studie zur psychischen Gesundheit von Schülern unter der Leitung der Donau-Universität Krems in Kooperation mit der Medizinischen Universität Wien hervor gebracht hat.
"Die Häufigkeit depressiver Symptome, Angstsymptome aber auch Schlafstörungen hat sich mittlerweile verfünf- bis verzehnfacht, Tendenz steigend", erklärt der Studienleiter Christoph Pieh von der Donau-Universität Krems. "Die Ergebnisse sind besorgniserregend. Insbesondere, dass so ein hoher Anteil an Jugendlichen aktuell suizidale Gedanken hat."
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Vom 3. bis 28. Februar 2021 wurden 3.052 Schülerinnen und Schüler (ab 14 Jahre) aus ganz Österreich zu ihrer psychischen Gesundheit befragt. Die Resultate zeigen, dass sich im Vergleich zu epidemiologischen Studien vor der COVID-19-Pandemie die psychischen Symptome vervielfacht haben. "Ganz besonders alarmierend ist die Tatsache, dass rund 16 Prozent entweder täglich oder an mehr als der Hälfte der Tage suizidale Gedanken angeben. Das ist im Vergleich zu den letzten verfügbaren Daten aus Österreich ein deutlicher Anstieg", weiß auch Studienautor Paul Plener, Leiter der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der MedUni Wien.
"Die Ergebnisse machen eines klar: Hier besteht dringender Handlungsbedarf, und zwar an ganz unterschiedlichen Stellen. Es ist ein dringender Appell, bei zukünftigen Entscheidungen die psychosozialen Folgen der Pandemie stärker zu berücksichtigen", denkt Pieh bereits weiter. Neben einer raschen und je nach Schwere angepassten psychischen Betreuung sollte auch die körperliche Bewegung gefördert werden.
Mehr Zeit am Handy, weniger körperliche Bewegung
Ein weiteres Ergebnis ist der deutliche Anstieg der Handynutzung. Mittlerweile hängen rund die Hälfte der Schüler täglich fünf oder mehr Stunden an ihrem Smartphone. Im Vergleich mit dem Jahr 2018 hat sich dieser Anteil verdoppelt. "Das ist umso bedenklicher, als dass mit steigender täglicher Handynutzung auch die Häufigkeit psychischer Beschwerden deutlich zunimmt", erklärt Pieh.
Gleichzeitig zeigt sich eine deutliche Abnahme der körperlichen Bewegung. Die Smartphones wurden auch genutzt, um in Zeiten der Einschränkungen soziale Kontakte aufrechtzuerhalten. Dennoch können Instagram, Face-Time, TikTok und Co den persönlichen Kontakt, sei es beim Fußballspielen, Ausgehen oder wie auch immer gemeinsam Zeit verbracht wird, nicht ersetzen.
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Psychische Belastungen ernst nehmen
Aufgrund der Häufung psychischer Auffälligkeiten sei es wesentlich, grundlegende Stützen der psychischen Gesundheit in den Fokus zu nehmen. "Wir müssen die Aufmerksamkeit auf die Einhaltung eines Tag-Nacht-Rhythmus mit ausreichendem Schlaf, auf körperliche Betätigung und die Wiederaufnahme sozialer Kontakte legen", präzisiert Plener.
Wenn aber die Probleme zu groß werden, sollte Hilfe in Anspruch genommen werden. "Gerade in schweren Fällen und vor allem dann, wenn Gedanken auftauchen, nicht mehr weiterleben zu wollen, ist eine professionelle Hilfe wichtig und auch möglich", betont der Experte für Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Eine derartige Hilfe erhältst du unter anderem hier:
- Telefonseelsorge unter der Nummer 142, täglich von 0-24 Uhr besetzt
- Psychosoziale Dienste Wien, Kinder- und Jugendpsychatrische Ambulatorien
- Psychosoziale Beratungsstellen für Kinder und Jugendliche