Der Zeitpunkt könnte nicht passender sein: Eben hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Online-Spielsucht zur Krankheit erklärt (gesundheitstrends.at berichtete), da melden sich immer mehr Eltern zu Wort, die sich um das Spielverhalten ihrer Sprösslinge sorgen. Fortnite heißt das Suchtmittel im Kinderzimmer – und falls Sie bislang noch nicht davon gehört haben, so haben Sie entweder keine Kinder oder kein Internet. Oder Sie sind eben erst aus einem 12-monatigen Koma erwacht.
Wir haben die wichtigsten Fortnite-Fragen ratloser Erziehungsberechtigter für Sie zusammengefasst und beantwortet.
Mehr dazu auf netdoktor.at: Mediensucht und Onlinesucht
Was ist Fortnite?
Stellen Sie sich Fortnite als eine Mischung aus Minecraft und dem Blockbuster-Film "Hunger Games" vor. Die Ausgangssituation: Nach einer globalen Katastrophe sind 98% der Menschenheit ausgerottet. Die letzten Verbliebenen (darunter auch der Spieler selbst) kämpfen ums Überleben. Dafür gilt es, Ressourcen zu sammeln, sichere Unterschlüpfe zu bauen und gegen Angreifer zu kämpfen. Je nach Spielvariante sind diese Angreifer entweder Zombies oder andere Menschen, die aufgrund der knappen Ressourcen zu Feinden werden.
Warum ist Fortnite so erfolgreich?
Nichts an Fortnite ist wirklich neu. Alle Elemente des Spieles gab es in der einen oder anderen Form schon vorher. Fortnite hat es nur geschafft, sie so zu kombinieren, dass sie für eine möglichst breite Masse an Spielern attraktiv sind. Die Eckpfeiler des Erfolgs:
- Das Spiel steht gratis zum Download zur Verfügung.
- Kein Pay-to-Win: Man kann In-Game-Käufe tätigen, aber man muss es nicht. Im Gegensatz zu anderen Spielen, bei denen man ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr weiterkommt, wenn man nicht in kostenpflichtige Items investiert (z.B. in weitere "Leben" oder spezielle "Booster"), lässt sich Fortnite auch problemlos spielen, ohne Taschengeld zu investieren.
- Es ist Plattform übergreifend: Zunächst als PC-Spiel konzipiert, gibt es Fortnite inzwischen für fast jedes Endgerät. Es lässt sich am Handy ebenso spielen wie auf der Nintendo Switch oder X-Box. Das bedeutet: Egal, welches Gerät meine Freunde nutzen, ich kann mit ihnen spielen. (Etwa im Gegensatz zu vielen "gemeinschaftlichen" Nintendo 3DS Spielen, deren Gemeinschaftlichkeit konsolenabhängig ist, also zwar von vielen Spielern zusammen gespielt werden kann – aber nur, wenn diese das selbe Gerät besitzen.)
- Es hat eine cartoonartige Grafik, die auch jüngere anspricht. Es gibt unzählige Möglichkeiten, die Spielerfahrung zu personalisieren. (Pferdefuß: Diese kosten dann schon Geld.)
- Es hat eine sehr große, aktive und gut vernetzte Community. Man spielt immer gemeinsam – entweder kooperativ als Team oder gegeneinander im Wettkampf.
- Die Herstellerfirma Epic Games ruht sich nicht auf ihren Lorbeeren aus. Fortnite erhält laufend Updates, die das Spiel im Gespräch und das Interesse wachhalten. Dabei hört Epic Games auf ihre Nutzer: Input von Gamern, aber auch aktuelle Trends oder Online-Memes, über die das Netz gerade lacht, werden regelmäßig in Fortnite eingebaut.
- Jeder kann es spielen, aber kaum einer kann es gut. Das klingt nicht nach einem Vorteil, ist es aber, denn so werden unterschiedliche Spielertypen angesprochen: Fortnite ist extrem niederschwellig. Man muss nicht viel lernen, sondern kann gleich loslegen. Allerdings ist der Spielerfolg dann reine Glückssache. Wer wirklich gut sein will, muss sich "einarbeiten", taktisch denken, seine Gamer-Expertise einbringen. Sie erkennen, wie schlau das ist, oder? Es ist simple genug für Anfänger, aber schwierig genug, um auch Profi-Spieler zu reizen.
- Es hat extrem hohes Sucht-Potential. Wer einmal anfängt, kommt nicht mehr los.
Warum halten Eltern Fortnite für gefährlich?
Das liegt vor allem am letzten Punkt. Fortnite ist ein Spiel zum "Reinkippen" – und dann nicht mehr rauskommen. Spielen im Freien? Fehlanzeige! Hausübungen? Geht jetzt nicht! Familienkommunikation? Können Sie vergessen…
Warum das Sorgen macht, liegt auf der Hand: Haltungsschäden, überanstrengte Augen, Konzentrationsschwierigkeiten, leichte Reizbarkeit, Schlafschwierigkeiten… Die Liste der Gesundheitsschäden durch exzessives Spiel ließe sich noch länger fortführen.
Mehr dazu auf netdoktor.at: Bildschirm – Belastung für die Augen
Ein weiterer Grund für elterliche Fortnite-Ablehnung: Es mag noch so lustig gezeichnet sein und spaßige Dance-Moves integrieren, es ist und bleibt ein Abknall-Spiel. Und gemetztelt werden andere Menschen. Gerade in dem beliebten "Battle Royale"-Modus gilt es, sich gegen 99 andere zur Wehr zu setzen. Überleben des Stärkeren. Wer zuletzt noch nicht "eliminiert" wurde, hat gewonnen.