Wenn Geschwister Streit haben, zehrt das vor allem an den Nerven der Eltern. Viele Eltern finden es auch schade, dass ihre Kinder nicht immer harmonisch miteinander umgehen. Doch wir können Sie beruhigen: Streit unter Geschwistern ist nicht nur normal, sondern auch gesund. Lesen Sie hier, warum das so ist und wie Eltern am besten darauf reagieren.
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Gründe für Streit unter Geschwistern
Gerade ist alles noch harmonisch, im nächsten Moment fliegen die Fetzen. Weshalb die Kinder miteinander streiten, kann viele Gründe haben. Zu den häufigsten Ursachen für den Streit unter Geschwistern zählen etwa:
- Das Spielzeug des anderen ist interessanter.
- Die Kinder buhlen um die Aufmerksamkeit der Eltern.
- Der Bruder hat ein Gummibärchen mehr bekommen als die Schwester.
- Die Geschwister haben das Gefühl, zu kurz zu kommen.
- Die ältere Schwester darf länger aufbleiben.
Eltern wissen: Die Liste ließe sich endlos fortführen. Doch wie sollen Eltern am besten darauf reagieren? Sollen sie einschreiten oder die Kinder einfach mal machen lassen?
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Streit ist wichtig für die Entwicklung
Auseinandersetzungen und Zankereien um das Spielzeug oder ähnliches sind prinzipiell völlig normal, solange keine Gewalt im Spiel ist. Das Sprichwort "Was sich liebt, das neckt sich" bewahrheitet sich eben oft.
Das Umfeld der Familie ist für die Kinder ein sicherer Hafen, zu lernen, wie sie sich in Konfliktsituationen verhalten und behaupten können. Sie lernen ihre eigenen Grenzen und die des anderen kennen. Und sie lernen, dass Streit normal und Versöhnung wichtig ist. Auch Respekt und Toleranz zählen zu den Werten, die die Kinder lernen. Geschwister entwickeln außerdem langfristig ein besseres Verhältnis zueinander, wenn die Eltern bei herkömmlichen Streitereien nicht immer gleich eingreifen und die Streithähne trennen. Sie verlassen sich dann darauf, dass Mama oder Papa die Sache schon begleichen werden.
Wichtig ist, die Kinder abhängig vom Alter und ab einem gewissen Grad dabei zu unterstützen. Oft fehlen ihnen die Lösungsvorschläge für Konflikte und die Worte, um den Streit verbal lösen zu können. Vor allem, wenn der Altersunterschied groß ist, müssen Eltern als eine Art Dolmetscher fungieren und die Kinder leiten.
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Verhalten der Eltern beim Geschwisterstreit
Kleine Streitereien können Kinder unter sich ausmachen. Kinder sind nicht nachtragend und oft ist der Konflikt genauso schnell wieder vorbei, wie er begonnen hat. Auch Streiten muss gelernt sein.
Gerade wenn ein oder mehrere Kinder noch sehr jung sind oder ein Geschwisterkind dem anderen geistig oder körperlich weit überlegen ist, benötigen sie Hilfestellung. Erst ab etwa 4 Jahren können Kinder sich im Konfliktfall zu ihren Gunsten verbal ausdrücken. Wichtig ist, kein Konkurrenzverhalten zu züchten und die Kinder nicht zu Rivalen zu erziehen.
- Keine Vergleiche: "Schau mal, wie Peter das macht!" sind Sätze, die Eltern oft über die Lippen kommen. Sind sie oft gar nicht böse gemeint, schüren sie doch die Rivalität untereinander. Betrachten Sie jedes Kind als Individuum und nehmen Sie Rücksicht auf unterschiedliche Alters- und Entwicklungsstufen.
- Keine Bevorzugung: Kinder merken schnell, wenn das Geschwisterl bessere Karten bei den Eltern oder Großeltern hat. Behandeln Sie beide Kinder gleich.
- Klare Regeln: Machen Sie den Kindern klar, dass Gewalt und körperliche Übergriffe tabu sind.
- Kind zu Wort kommen lassen: Lassen Sie jedes Ihrer Kinder die Situation aus seiner Sicht schildern. Helfen Sie den Kindern, ihre Gefühle in Worte zu fassen, indem Sie beispielsweise sagen: "Du bist wütend, weil Peter dir das Auto weggenommen hat." und "Du fühlst dich hintergangen, weil Anna mit deinem Auto gespielt hat, ohne vorher zu fragen." Vermeiden Sie es, die Kinder in eine Täter-Opfer-Rolle zu drängen.
- Gemeinsam Kompromiss finden: Versuchen Sie, nachdem die Kinder ihre Sicht der Dinge geschildert haben, gemeinsam eine Lösung zu finden. Oft fällt auch den Kindern selbst eine kreative Idee ein, die sie dann beim nächsten Mal auch gleich selbst anwenden können.
- Zeit allein: Kinder fühlen sich innerhalb der Familie wohl, genießen es hin und wieder aber auch, wenn Mama oder Papa ihnen die volle Aufmerksamkeit schenken. Unternehmen Sie regelmäßig etwas mit den Kindern alleine. Wenn die Zeit knapp ist, tut es zwischendurch auch nur mal ein gemeinsamer Einkauf im Supermarkt.
- Aktivitäten: Zu viel Zeit vor dem Fernseher und mangelnde Bewegung können aggressives Verhalten begünstigen. Hinterfragen Sie den Medienkonsum, wenn Ihre Kinder häufiger streiten.
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