In Zeiten von Tinder und Co. sind Beziehungen, die ihren Anfang im Internet genommen haben, wahrlich keine Seltenheit mehr. Während frühere Untersuchungen eher auf eine schlechtere Liebesprognose beim virtuellen Kennenlernen hinweisen, zeigen neue Erkenntnisse, dass die Computer-Algorithmen auf Dating-Plattformen besonders gut funktionierende Partnerschaften basteln. Sogar die Ehe soll länger halten und inniger sein. Wer hätte das gedacht?
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Liebe nach dem "Rechtswisch"
In den USA hat sich eines von drei verheirateten Paaren online kennen und im echten Leben lieben gelernt. Das ist kaum verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Dating-App Tinder täglich etwa 26 Millionen Matches produziert. Zwei amerikanische Ökonomen untersuchten die Potentiale der Online-Vermittlung hinsichtlich ihrer Förderung von sozialer Integration. Die Ergebnisse veröffentlichten sie hier.
- Anhand mathematischer Modelle und der Analyse demographischer Daten gelangten die Wissenschafter zu dem Schluss, dass Online-Dating die Menschen weiter aus ihrem sozialen Umfeld holt.
- Dadurch gehen sie eher Ehen mit Partnern aus anderen Kulturkreisen ein, die außerdem seltener geschieden werden.
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Globalisierung der Liebe
Während die Menschen ihre Partner früher bei der Arbeit, im Freundeskreis oder beim Ausgehen fanden, öffnet das Internet ganz neue Dimensionen und schafft Beziehungen über Landes- und Kulturgrenzen hinaus. Die Menschen werden durch Online-Dating aus ihrem normalen sozialen Netzwerk geholt, wodurch es leichter wird, jemanden zu finden, der tatsächlich zu einem passt.
- Zu diesem Schluss kam der Volkswirt Philipp Hergovich von der Universität Wien in seiner Forschungsarbeit. Durch Online-Dating vergrößere sich der verfügbare Pool an möglichen Partnern. Dies erleichtere, Leute zu finden, die den eigenen Vorlieben entsprechen.
- Sonst wäre man auf den kleineren Kreis von potentiellen Partnern im (erweiterten) Freundeskreis beschränkt. Man müsse weniger Kompromisse eingehen und könne so lange suchen, bis es passt.
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Freundschaften around the world
Nicht nur die Liebe scheint vom Online-Dating zu profitieren, die ganze Gesellschaft wird dadurch offener und breiter vernetzt. Dies beugt Diskriminierungen sowie Ungleichheiten vor.
- Hergovich betont allerdings, dass das Internet nicht der einzige Grund für die gesellschaftlichen Veränderungen ist. Auch die Arbeitswelt sei vielfältiger, man lernt eher Menschen aus anderen Regionen der Erde kennen.
- Einen eindeutigen kausalen Zusammenhang gibt es also nicht, trotzdem gilt Online-Dating als wichtiger Faktor, der die Menschen zusammenbringt.
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