Du leistest richtig gute Arbeit. Dafür gibt es durchaus stichhaltige Beweise: Deine Kollegen schätzen dich, weil du kompetent, kreativ und verlässlich bist. Du erhältst generell positive Leistungsbeurteilungen, sogar eine Beförderung scheint sich anzubahnen.
- Aber hier ist das Problem: Trotz der Erfolge fühlst du dich alles andere als großartig. Du strahlst Selbstvertrauen aus, aber hinter dieser professionellen Fassade bist du sicher, dass irgendjemand herausfinden wird, was du wirklich bist – nämlich ganz und gar ungeeignet für deinen Job! Es kann sich nur noch um Tage, möglicherweise um Stunden handeln, bis das auffliegt.
- Letztlich hast du diese Position nur durch Glück bekommen. An deinen Fähigkeiten liegt es nicht! Irgendwann wirst du genau darüber stolpern und die ganze Firma wird erkennen, wie untalentiert du in Wahrheit bist!
Kommt dir das bekannt vor?
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Überall nur Hochstapler
Herzlich willkommen im Club der geheimen Hochstapler! Wir sind überall. Und wir sind viele. Das Phänomen hat sogar einen Namen, es wurde in den späten 1970er-Jahren von zwei Forschern der Georgia State University als "Impostorsyndrom" (Hochstapler-Syndrom) bezeichnet und – traurig, aber wahr – betrifft in erster Linie hochleistungsfähige Frauen. Frauen, die "herausragende akademische und berufliche Leistungen" (so die Studie) vorweisen können, sich aber dennoch als "intellektuelle Fakes" fühlen.
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Leidest du unter dem "Impostor-Syndrom"?
- Spielst du deine Leistungen herunter und denkst du, das was du tust, könnten die meisten anderen auch?
- Suchst du die Gründe für deinen Erfolg in äußeren Umständen? Also: "Die haben halt gerade jemanden gebraucht für das Projekt und ich hatte Zeit", statt "Sie haben mir die Projektleitung übertragen, weil ich dafür besonders gut geeignet bin"?
- Hast du Angst, dass deine "Tarnung" als kompetenter Mensch auffliegt und du als Volldillo "entlarvt" wirst?
Gratulation. Klingt nach Impostor Syndrom. Und, nein, es ist nicht lustig. Das Problem an chronischen Selbstzweifeln ist, dass sie uns davon abhalten, neue, spannende Herausforderungen anzunehmen. Und das wahrhaft Unfaire daran ist: Echte Hochstapler haben keine. Wer wirklich nichts kann, geniert sich nicht dafür. Nur die Fähigen meinen, nicht gut genug zu sein.
Die gute Nachricht: Das lässt sich in den Griff bekommen!
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7 Tipps gegen die Unsicherheit
- Finde heraus, was dich derart verunsichert: Ist es der neue Jobtitel? Ist es ein Treffen auf Führungsebene, zu dem du eingeladen wurdest? Ist es ein Projekt, um das du gebeten wurdest? In den meisten Fällen wird die Antwort ziemlich offensichtlich sein.
- Rede darüber!: Sobald du den "wunden Punkt" identifiziert hast, sprich mit jemandem darüber. Wenn es sich um ein Problem am Arbeitsplatz handelt, solltest du dich jemandem anvertrauen, der nicht dein Kollege ist. Suche einen Freund, der dich aus einem anderen Umfeld kennt und daher die nötige Distanz hat. Er wird besser sehen, ob die Angstgefühle irrational sind. Und wenn er schon dabei ist, soll er dich gleich an deine Stärken erinnern!
- Erinner dich an Erfolge: Sehe dir alles an, was du erreicht habst, reflektiere die ganze harte Arbeit, die nötig war, um dorthin zu gelangen, wo du jetzt bist. Das hast du alles geschafft! Du hast deinen Platz verdient – deine Leistungen sind der Beweis dafür.
- Dein Chef ist kein Idiot!: Wer auch immer dich angeheuert hat, hat eine fundierte, kompetente Entscheidung getroffen. Traue denjenigen, der dich eingestellt oder befördert hat, ein wenig Intelligenz zu.
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Du bist gut genug!
- Misten deine Sprache aus!: Oft boykottieren wir unsere Durchsetzungskraft und unser Selbstvertrauen durch unsere Formulierungen. Streiche "eigentlich", "vielleicht", "wenn es keine Umstände macht", "muss nicht sein" und ähnliches aus deinem Vokabular.
- Versuche es mit Mentoring bzw. Coaching: Oftmals reicht bereits eine Sitzung aus, um dir neue Impulse zu geben.
- Tröste dich damit, in guter Gesellschaft zu sein: Das Impostor-Syndrom ist auch ein Zeichen des Erfolgs. Berühmte Schauspieler, Autoren, Künstler, CEOs – sie alle leiden unter Hochstapleritis. Je erfolgreicher, desto größer das Risiko, in die Gedankenfalle zu tappen. Anders gesagt: Wenn du dich wie ein Hochstapler fühlst, hast du vermutlich etwas richtig gemacht!
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