Familie

Kann man Kinder zu sehr verwöhnen?

Liebe, Spielzeug, Zeit – es gibt verschiedene Güter, mit denen Eltern ihre Kinder verwöhnen können.

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Kann man Kinder verwöhnen?
Vasyl Dolmatov / iStock

Können Eltern ihr Kind zu sehr verwöhnen? Wo beginnt das Verwöhnen, wo hört es auf? Wo verläuft die Grenze zwischen "verhätscheln" und "gut behütet"? Schadet es dem Kind, wenn es zu sehr verwöhnt wird? Welche Folgen kann es haben? Hier ist ein Versuch einer Auseinandersetzung zu einem individuellen Thema im Graubereich, das kein Schwarz oder Weiß kennt.

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Das Kind verwöhnen – kommt drauf an, womit

Kann man ein Kind verwöhnen? Darauf gibt es nicht die eine Universalantwort, denn es kommt darauf an, womit Eltern oder Großeltern, die Patentante oder andere Bezugspersonen es verwöhnen wollen:

  • Materielles
  • Aufmerksamkeit & Zeit
  • Liebe
  • Abnahme von Pflichten

Um abschätzen zu können, wann verwöhnen "okay" ist oder nicht, kann folgender Maßstab dienen: Verwöhnen heißt nicht, dem Kind das zu geben, was es braucht. Um den wahren Beweggrund erkennen zu können, müssen Eltern genau hinschauen.

Kinder wollen gesehen werden und am Alltag teilhaben. Sie fühlen sich wertvoll, wenn sie miteingebunden werden. Experten sind sich einig, dass Kinder mit Liebe, Körperkontakt und Zuneigung nicht verwöhnt werden können. Die Kinder im Familienbett schlafen lassen? Gibt ihnen Sicherheit, Geborgenheit und ist okay, solange es den Eltern nicht über alle Maßen den Schlaf raubt. Das Kind ist anhänglich und möchte viel kuscheln? Nur zu, es ist sein Energielieferant und gibt ihm Gewissheit, dass es nicht allein ist. Viele Eltern machen sich Sorgen, es könnte immer so bleiben – doch in ein paar Jahren wird das Kind die körperliche Zuneigung nicht mehr brauchen, also genießen Sie die Augenblicke (nach denen Sie sich dann zurücksehnen werden).

Artet liebevolles Verwöhnen allerdings in Verhätscheln aus und nehmen die Eltern ihrem Kind jegliche Aufgaben und Pflichten ab, tun sie sich meistens schwer damit, Nein zu sagen und Grenzen zu setzen.

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Welche Folgen kann das Verwöhnen haben?

Nehmen Eltern ihren Kindern jegliche Pflichten ab, schaden sie dem Nachwuchs. Das Kind fängt an, an seinen Fähigkeiten zu zweifeln, hat ein geringes Selbstvertrauen und lernt, dass es nicht notwendig ist, sich anzustrengen und Ausdauer zu zeigen.

Oft ist es für Eltern aber auch bequemer und schneller, nicht warten zu müssen, bis das Kind die Schuhe selbst zugebunden hat. Oder das Aufräumen geht effektiver, wenn das Kind im Bett ist. Nehmen Eltern ihrem Kind zu viele Aufgaben, die altersgerecht sind und selbst erledigen können sollten, ab, verlernen Kinder ihre natürliche Neugier und Zielstrebigkeit.

Dem quengelnden Kind im Supermarkt den Kauf des Schokoriegels auszuschlagen oder im Spielzeuggeschäft einen Wunsch nach dem anderen abzulehnen, ist mitunter ganz schön anstrengend. Damit vermeiden Eltern in der Situation zwar ein Drama, langfristig verhindern sie damit allerdings, dass ihr Kind die eigene Frustrationstoleranz ausbauen kann.

Kinder freuen sich über Geschenke. Sie freuen sich aber nicht nur über das neueste Lego, sondern auch über ein kleines persönliches Mitbringsel oder Selbstgebasteltes. Häufig kompensieren Eltern ihre fehlende Aufmerksamkeit durch Geschenke in Form von Spielzeug oder Kleidung. Das merken Kinder schnell. Werden Kinder mit Materiellem überhäuft, lernen sie, nur so viel wert zu sein, wie das, was sie haben. Zudem wissen sie den wahren Wert der Sache nicht mehr zu schätzen.

Verhätscheln, verwöhnen, gut behüten – unterm Strich ist alles okay, solange es nicht zu viel ist. Die Zeiten, in denen Erziehung ein starres System war, sind zum Glück (fast) vorbei. Und für alle Eltern, die sich den Kopf darüber zerbrechen: Ist der Umgang mit Ihrem Kind bedürfnisorientiert, machen Sie alles richtig…

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