Placebos sind Scheinmedikamente, die keine Wirkstoffe enthalten und daher auch keine pharmakologische Wirkung haben können. Dennoch können sie wie echte Medikamente Krankheitssymptome deutlich bessern. Voraussetzung dafür ist, dass der Patient an ihre Wirksamkeit glaubt. Optimisten sind also klar im Vorteil.
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Placebo: Was ist drinnen?
Placebos gleichen echten Medikamenten in Form, Farbe und Geschmack, wie "ein Ei dem anderen". Es handelt sich jedoch um völlig harmlose Zuckerpillen und Kochsalzlösungen, die keinerlei Wirkung haben. Der Begriff Placebo hat sich seit den 1950-er Jahren im medizinischen Sprachgebrauch eingebürgert. Ausgangspunkt waren Versuche, einen Nachweis für die Wirksamkeit von Medikamenten durch Experimente zu erbringen.
Bevor ein Medikament auf den Markt gebracht werden kann, wird seine Wirkung intensiv getestet. Dafür wird einem Teil der Patienten der neue Wirkstoff verabreicht, einem anderen Teil ein völlig wirkungsloses Scheinmedikament. Übertrifft das echte Medikament das Placebo deutlich in seiner Wirksamkeit, wird es als wirksam eingestuft.
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Erwartung und Konditionierung
Die Erwartung an die Wirkung des Medikaments ist entscheidend für den Eintritt des Placeboeffekts. Hat ein Patient bereits gute Erfahrungen mit einem bestimmten Medikament gemacht, kommt es zur "Konditionierung":
- Die Erfahrung lehrt uns, dass dieses Arzneimittel hilft, uns besser zu fühlen. Das Vertrauen in dieses Produkt steigt, wodurch wir beim nächsten Mal mit großer Wahrscheinlichkeit wieder zum gleichen Medikament greifen werden.
- Konditionierung ist auch der Grund dafür, warum die meisten von uns nur ungern zu Generika greifen, obwohl sie exakt den gleichen Wirkstoff in der selben Dosierung enthalten wie das Originalprodukt.
- Viele geben an, dass die nachgebauten Medikamente nicht so gut wirken wie das Original. Bei einigen mag das tatsächlich zutreffen, meist liegt es aber daran, dass wir dem No-Name-Produkt weniger vertrauen als dem bekannten Logo auf der Packung.
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Funktioniert der Placebo-Effekt auch bei Kindern?
Bei Kindern spielen die beiden Mechanismen Erwartung und Konditionierung nur eine untergeordnete Rolle. Insbesondere kleinere Kinder haben weder an das Medikament selbst noch an den Mediziner irgendwelche Erwartungen. Zudem fehlt ihnen zumeist die Erfahrung, dass die Arznei schon einmal gegen bestimmte Beschwerden geholfen hat.
Bei ihnen übernimmt die Mutter die Funktion der Vertrauensperson: Was Mama verabreicht, kann nur gut sein und wird mir helfen. Ein Placeboeffekt im Miniformat. Gar keine Effekte hingegen zeigen wirkungslose Medikamente bei Personen, deren kognitive Fähigkeiten gestört sind (Alzheimer-Patienten, sehr depressive Menschen).
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Effekt auch bei echten Medikamenten
Einen Placebo-Effekt gibt es aber nicht nur bei Scheinmedikamenten, sondern auch bei echten Arzneimitteln: Experten schätzen, dass bis zu 70 Prozent der Wirkung einer echten Therapie auf einem Placebo-Effekt beruhen.
Lobt der Arzt das verabreichte Medikament oder erwähnt er, dass er damit bereits gute Erfahrungen gemacht hat, wird es beim Patienten besser wirken, als wenn der Arzt das Rezept kommentarlos übergibt.
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Auf die Größe kommt es an
Sehr kleine und sehr große Tabletten wirken besser als mittelgroße. Rote Tabletten helfen mehr als weiße, bei Angstzuständen sind grüne am wirksamsten. Wird das Arzneimittel als Injektion verabreicht, wirkt es besser als in Tablettenform. Selbst wer die Spritze setzt ist von Bedeutung: von einem Arzt verabreicht, zeigt sie mehr Wirkung als von einer Krankenschwester.
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff Placebo nur im Zusammenhang mit Medikamenten verwendet. Er ist aber auch in anderen medizinischen Bereichen nachgewiesen:
- So können Placebo-Akupunktur-Behandlungen und sogar Placebo-Operationen Linderung der Symptome bringen.
- Auch bei psychotherapeutischen Behandlungen kann ein Placebo-Effekt eintreten: dann, wenn uns der Therapeut von einer Vertrauensperson empfohlen wurde.
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