Psychische Gesundheit

Schuldgefühle: So können Sie sich selbst verzeihen

Fühlen Sie sich oft schuldig und grübeln über jedes Wort nach, das Sie sagen? Wir zeigen Ihnen vier Tipps, die Ihnen dabei helfen, sich selbst zu verzeihen.

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Schuldgefühle können meist schon in der Kindheit ihren Anfang finden.
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Alle unsere Taten haben Konsequenzen und oft wird uns dies in der Kindheit mit Abmahnungen oder Bestrafungen klar gemacht. Wir nehmen dieses Learning ins Erwachsenenalter mit und lassen uns durch unser Unterbewusstsein immer wieder daran erinnern.

"Wenn ich Schlechtes tue, bin ich ein schlechter Mensch!", oder? Das Gefühl eine falsche Entscheidung getroffen zu haben, die sich negativ auf das eigene Wohlbefinden, oder das von jemand anderem ausgewirkt hat, kennen viele. Doch was passiert, wenn wir uns einfach nicht selbst verzeihen können?

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Wann beginnen Schuldgefühle?

Haben Sie als Kind öfter Sprüche wie "Du bist schuld, dass ich noch krank werde",  oder "Wegen dir hat deine Mutter die ganze Nacht nicht geschlafen" gehört? Solche Aussagen können sich tief in den Köpfen kleiner Kinder verankern und bleiben meist ein Leben lang darin versiegelt. Egal, wie liebevoll unsere Eltern sein können, jedes Kind kann Mama und Papa mal stressen oder traurig machen.

Die Reaktion des Umfelds auf unsere Taten und Fehler lehrt unserem Gehirn das Schuldbewusstsein zu entwickeln. Ein gesundes Schuldbewusstsein ist für jeden wichtig, doch sich ständig Vorwürfe zu machen, ist auf Dauer nicht gesund.

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Schwerwiegende Folgen

Schuldgefühle signalisieren uns, dass wir gegen bestimmte Regeln verstoßen oder uns falsch verhalten haben. Dies resultiert meist in einer Bestrafung durch Dritte oder durch uns selbst. Für viele Menschen gibt es täglich einen Anlass sich Selbstvorwürfe zu machen, die psychisch so richtig an die Substanz gehen.

Die Folgen von Schuldgefühlen können sich unter anderem so äußern: 

  • Man versinkt in Selbstvorwürfen und hat das Gefühl, dass man es nicht mehr verdient glücklich zu sein.
  • Permanentes Ärgern oder leichte Reizbarkeit betreffen in Zeiten von Dauerstress und beruflichem Druck immer mehr Menschen. Die Leidtragenden sind meist diejenigen, die einem am nächsten stehen.
  • Viele Menschen bekommen plötzlich Magenschmerzen, Heißhunger, Stechen in der Brust oder Atemnot.
  • Die Betroffenen werden mit der Zeit immer passiver und lustloser. Im schlimmsten Fall können sogar Depressionen auftreten.

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4 Tipps, um Schuldgefühle zu überwinden

  • Schuldgefühle erkennen: Machen sich die ersten Schuldgefühle bemerkbar, dann schreiben Sie diese auf. Warum fühlen Sie sich schuldig, was hätten Sie gerne an der Situation geändert und was hat Sie zu diesem Handeln bewegt? Beim Beantworten dieser drei Fragen können Sie Ihre Situation klarer sehen und oft feststellen, dass Sie vielleicht gar nicht anders handeln konnten.
  • Fehler eingestehen: Wenn Sie falsche entschieden haben, dann sollten Sie die Verantwortung dafür übernehmen. Sich selbst einzugestehen, etwas verbockt zu haben, ist nicht immer einfach. Doch nur wer zu seinen Taten steht, kann sich auch selbst verzeihen: Fehler zu machen ist absolut menschlich! Überlegen Sie sich, was Sie beim nächsten Mal besser machen können, anstatt stundenlang betrübt zu sein.
  • Die Situation bewerten: Machen Sie sich zuerst bewusst, ob Ihre Schuldgefühle überhaupt begründet sind. Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Eine Freundin von Ihnen hat dasselbe getan wie Sie. Nun fragen Sie sich, was Sie Ihr sagen würden, wenn Sie diesen Fehler beichtet. In vielen Fällen wird Ihnen sofort klar, dass Sie niemanden so große Vorwürfe machen würden, wie sich selbst und die vermeintliche Gräueltat sehr leicht zu verzeihen ist.
  • Fehler wiedergutmachen: Versuchen Sie die Energie, die Sie normalerweise in Ihre Selbstbestrafung stecken, in eine positivere Richtung zu lenken. Ist Ihre Tat wirklich so schlimm gewesen, dass man sie nicht wiedergutmachen kann? Manchmal hilft schon eine ehrliche Entschuldigung, um das Unrecht aus der Welt zu schaffen.

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Was tun, wenn andere uns Schuldgefühle einreden?

Haben die Menschen in Ihrem Umfeld hohe Ansprüche und Sie versuchen es immer wieder es allen in Ihrer Familie, Arbeit oder Ihrem Freundeskreis recht zu machen? Oft kann es passieren, dass die Ansprüche unserer Mitmenschen große Schuldgefühle in uns auslösen. Auch hier sollten Sie die Situation hinterfragen und sich nicht sofort Ihren Vorwürfen hingeben. Es ist nicht immer Ihre Schuld! 

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  • Renate Mangold sagt:

    Mit Interesse habe ich den Artikel gelesen, da ich selbst in großer Not bin. Mein geliebter Ehemann war lebensbedrohlich erkrankt und sein Versterben war vorhersehbar. Sein größter Wunsch war zuhause zu sterben.
    Ich habe ihn viele Jahre gepflegt und sein Gesundheitszustand war an diesem Morgen so dramatisch und ich rief nach dem Hausarzt. Dieser kam aber nicht sondern schickte gleich den Rettungswagen. Wir wollten nur eine Stabilisierung der momentanen Situation, die schon des Öfteren vorkam. Ohne Arztbesuch war ich in einer großen Unsicherheit ob ich jetzt die richtige Entscheidung traf. Mein Mann wollte nicht ins Krankenhaus und er gab nach, weil er meine Verzweiflung sah. Im Krankenhaus stellte sich dann heraus, dass der Gesundheitzustand lebensbedrohlich war und das Lebensende nicht mehr weit entfernt war. Ich durfte täglich zu ihm und habe dies ausreichend genutzt. Eine Rückführung nachhause war geplant, um die letzte Phase zuhause zu verbringen
    Leider hat die Zeit nicht mehr gereicht.
    Meine Schuld ist nun so groß, weil ich den letzten Wunsch meines geliebten Mannes nicht mehr erfüllt habe. Er ist einsam nachts im Krankenhaus gestorben. Diese Schuld erdrückt mich und ich komme aus dem Tief nicht mehr heraus.
    So kann Schuld entstehen, die man niemals mehr korrigieren kann und die eine Fessel und Last für den Rest des Lebens bleiben wird.

    Renate