Die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der MedUni Wien hat in Kooperation mit dem Ludwig Boltzmann Institut Health Promotion Research die erste österreichweite Studie zur Häufigkeit von psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen erstellt. Mit erschütterndem Ergebnis: Über ein Drittel aller Jugendlichen hat irgendwann in ihrem Leben eine psychische Krankheit.
Zur Studie:
- Teenager: Im Rahmen der Studie wurden knapp 4000 Jugendliche zwischen 10 und 14 Jahren in ganz Österreich befragt.
- Schulen: Insgesamt nahmen 340 Schulen an der Befragung teil, zusätzlich wurden 500 Kinder und Elternteile interviewt.
- Außerschulisch: Die Fragebögen wurden aber auch an Jugendliche in Schulungen des AMS oder jene in stationärer Behandlung verteilt.
Geschlechtsspezifische Unterschiede
Zum Zeitpunkt der Befragung war knapp ein Viertel aller Kinder und Jugendlichen von einem psychologischen Gesundheitsproblem betroffen.
Insgesamt am häufigsten angegeben wurden:
- Angststörungen
- ADHS
- Depressionen
Besonders auffällig ist jedoch die unterschiedliche Aufteilung der Krankheitsbilder zwischen den Geschlechtern. Während Buben fast drei Mal so häufig an Entwicklungsstörungen wie ADHS leiden, sind Mädchen viel häufiger von Angst- oder Essstörungen betroffen.
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Nur wenige in Behandlung
Weniger als die Hälfte der betroffenen Jugendlichen hat zum Zeitpunkt der Befragung bereits professionelle Hilfe in Anspruch genommen. Die Bereitschaft, einen Facharzt für Psychiatrie aufzusuchen, hängt auch vom jeweiligen Krankheitsbild ab: Fast zwei Drittel aller ADHS-Patienten holten die Fachmeinung eines Experten ein, bei Essstörungen liegt die Anzahl jener, die einen Arzt aufsuchen nur bei 20 Prozent.
Besonders alarmierend: Nur jeder sechste Jugendliche mit Selbstmordgedanken sucht einen Facharzt für Psychiatrie auf, bei selbstverletzendem Verhalten sogar nur jeder zehnte.
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Teenager stigmatisiert
Seelische Gesundheitsprobleme sind immer noch mit einem Stigma behaftet: Es besteht eine große Hemmschwelle, sich mit einem psychischen Problem einer anderen Person anzuvertrauen. Hinzu kommt in manchen Fällen das fehlende Verständnis der Bezugspersonen für seelische Erkrankungen, sodass das Problem häufig nicht als solches erkannt wird.
Alarmzeichen erkennen
Experten appellieren an Familie, Freunde und Schule, Verhaltensänderungen bei Jugendlichen ernst zu nehmen und möglichst rasch von einem Arzt abklären zu lassen. Je früher die Störung erkannt wird, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht mit ins Erwachsenenalter mitgenommen wird und geheilt werden kann. Es gibt heute bereits eine Vielzahl an erfolgversprechenden Therapien.