Schlaf

Warum ist Gähnen so ansteckend?

Wissenschafter entdeckten, dass Gähnen Gruppen stärkt, indem es Zugehörigkeit vermittelt.

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Jeder Mensch gähnt bis zu zehn Mal pro Tag, doch warum ist es so ansteckend?
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Seit vielen Jahren ist die Wissenschaft der Ursache des Gähnens auf der Spur. Jeder Mensch gähnt bis zu zehn Mal pro Tag. Es sieht bei allen Menschen ähnlich aus und dauert rund sechs Sekunden. Früher war man der Meinung, dass Gähnen Ausdruck von Müdigkeit oder fehlendem Interesse an seinem Gegenüber ist. Wer in Gesellschaft anderer herzhaft gähnte, wurde als unhöflich angesehen. Neuesten Forschungen zufolge ist aber genau das Gegenteil der Fall: Gähnen signalisiert Zugehörigkeit und Empathie.

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Gähnen stärkt das Gruppengefühl

Auf Bitte oder Befehl geht es nicht. Wenn aber andere in unserer Umgebung gähnen, können wir nicht anders: wir müssen mitgähnen. Dabei ist die emotionale Nähe zu einem Menschen entscheidend:

  • Am häufigsten lassen wir uns von Familienmitgliedern anstecken, danach unter Freunden, dann bei Bekannten und erst ganz am Schluss von Fremden.
  • Weil Neugeborene und autistische Menschen von gähnenden Menschen gänzlich unbeeinflusst bleiben, vermuten Forscher hinter dem Gähnen kein schlichtes Nachahmen, sondern ein erlerntes soziales Signal.
  • Es ist eine Botschaft an die Gruppe, sie bestärkt alle Mitglieder in ihrem Zusammengehörigkeitsgefühl und vermittelt Sicherheit. Die ansteckende Wirkung lässt sich nicht nur unter Menschen sondern auch auch bei vielen Tierarten beobachten.
  • Das gemeinschaftliche Gähnen sorgt dafür, dass die Schlafgewohnheiten einer Gruppe aufeinander abgestimmt sind und alle gleichzeitig müde werden.

Forscher vermuten im Mechanismus des Gähnens die Aktivität von Spiegelneuronen in unserem Gehirn. Diese Nervenzellen machen uns zu empathischen Wesen. Wir spiegeln unbewusst das Verhalten unseres Gegenübers. Evolutionsbiologisch ist Gähnen also durchaus sinnvoll: es stärkt und synchronisiert die Gruppe.

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Wer gähnt, kühlt sein Gehirn

Früher ging man davon aus, dass ein Sauerstoffmangel im Gehirn Grund dafür ist, dass wir gähnen. Wissenschafter ließen daraufhin Testpersonen bereits verbrauchte, mit CO2 angereicherte Luft einatmen, die Kontrollgruppe atmete reinen Sauerstoff. Gegähnt wurde in beiden Gruppen gleich viel.

Heutzutage geht man davon aus, das Gähnen der Kühlung des Gehirns dient. Wenn die Temperatur des Gehirns auch nur im 0,1% von seiner Idealtemperatur von 37° Celsius abweicht, verlangsamt sich die Reaktionszeit und die Gedächtnisleistung lässt nach. Ein gestreckter Kiefer verbessert den Blutfluss ins Gehirn und sorgt so für einen Kühlungseffekt.

Dazu passt auch ein weiteres Ergebnis aus einer Studie mit 120 Personen: im Sommer wird deutlich mehr gegähnt als im Winter. Egal ob vor dem Einschlafen, beim Aufwachen, aus Langeweile oder auch vor Spannung: Gähnen hält unser Gehirn auf Betriebstemperatur.

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