Streit mit dem Freund im Restaurant, der Chef macht Ihnen die Hölle heiß oder Sie haben gerade entdeckt, dass Sie Ihr Handy in der U-Bahn verloren haben? Extreme Stresssituationen können einen schon einmal zum Heulen bringen. Die Tränen zu unterdrücken, macht es meistens nur noch schlimmer. Wir zeigen Ihnen, wie Sie mit Ihrem Weinanfall umgehen können.
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Warum weinen wir?
Egal, ob es traurige Szenen in einem Film sind, oder die Hochzeit einer Freundin: Weinen wird als eine Form des emotionalen Ausdrucks wahrgenommen und soll unsere Gefühle regulieren.
- Angestaute Emotionen werden dabei abgebaut und unser Organismus kommt wieder ins Gleichgewicht. Das gilt sowohl für Freudentränen, als auch für Tränen der Traurigkeit.
- Wenn alle Dämme brechen, haben die Betroffenen meist einen besseren und klareren Blick für die betreffende Situation.
- Unterdrücken oder stoppen wir diesen Impuls, dann wird unser natürlicher Regulationsprozess gestört. Die Energie, die wir loswerden wollten, bleibt in uns stecken und macht sich häufig körperlich bemerkbar.
- Ein dicker Kloß im Hals, ein Druck im Hals- oder Brustraum, sowie im Kopf und den Augen, treten mit dem Zurückhalten der Tränen auf. Sogar ein verstärkter Harndrang, oder weiche Knie können vorkommen.
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Was passiert beim Zurückhalten der Tränen?
Halten wir unsere Heulkrämpfe öfter zurück, verzögert sich die Regulation unseres Organismus. Bleiben die tiefen Emotionen in uns verborgen, können unterschiedliche Folgen auftreten:
In extremen Fällen können sich sogar Erkrankungen wie:
- Burnout
- Depressionen
- oder Suchtverhalten entwickeln.
Weinen tut uns also gut, lässt uns ein befreiendes Gefühl verspüren und verschafft uns einen klaren Kopf. Man sollte sich bewusst Zeit zum Weinen nehmen und Zuhause, bei Freunden oder bei seinem Therapeuten "alles rauslassen", falls wieder ein schwerer Tag auf dem Programm stand.
Trotzdem gibt es auch Momente, in denen unsere Tränen die Mitmenschen irritieren können und zum Nachteil werden. Vor allem im Job ist es in den meisten Situationen nicht vorteilhaft, wenn man die Kontrolle verliert, egal in welcher Hinsicht.
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Vorkehrungsmaßnahmen treffen
Wenn Sie schon im Vorhinein wissen, dass Sie sich gleich in eine Stresssituation begeben, in der die Tränen fließen könnten, dann sollten Sie sich dementsprechend vorbereiten:
- Essen Sie genug und achten Sie auf erholsamen Schlaf. Menschen, die ausgeschlafen und satt sind, haben eine höhere Stresstoleranz.
- Rufen Sie einen Freund an und lassen Sie sich Mut zusprechen. Das eignet sich besonders gut, wenn es sich z.B. um einen wichtigen Termin mit Ihrem Vorgesetzten handelt.
- Entwickeln Sie ein Mantra, das Sie sich immer wieder vorsagen. Das wird Ihnen dabei helfen, sich weiterhin zu konzentrieren, auch wenn Sie kurz vorm Heulkrampf stehen.
- Achten Sie darauf, die bevorstehende Situation so kurz wie möglich zu "ertragen". Erfinden Sie eine Entschuldigung, um sich im Notfall schnell aus dem Staub zu machen. Zusatztipp: Bleiben Sie nahe am Ausgang, um Ihren "Fluchtweg" im Auge zu behalten.
- Lassen Sie im Voraus Ihre Wut über den Provokateur raus und lästern Sie mit einem Freund (diskret) über dessen Art ab. Ist zwar nicht die feine englische Art, aber hilft definitiv den Frust rauszulassen und gelassener der Situation gegenüber zu treten.
- Trinken Sie auf keinen Fall Alkohol! Das macht Sie nicht lockerer, sondern wesentlich anfälliger auf emotionale Ausfälle.
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Was tun, wenn's gleich passiert?
Befinden Sie sich in einer schwierigen Situation, in der die Tränen kurz vorm Herunterkullern sind, können diese Tipps schnell helfen:
- Holen Sie tief Luft und versuchen Sie sich zu beruhigen.
- Drücken Sie Ihre Fußsohlen auf den Boden, falls Sie auf einer Couch oder einem Stuhl sitzen. Die Erdung unterstützt Ihren emotionalen Zustand und lässt Sie ruhiger werden.
- Trinken Sie einen Schluck Wasser, um den Kloß in Ihrem Hals "runterzuspülen".
- Wechseln Sie das Thema, um dem Trigger aus dem Weg zu gehen. In vielen Fällen kann so der Heulkrampf vermieden werden.
- Stellen Sie sich Ihre Mitmenschen in Unterhose vor! Klar, das klingt anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, aber funktioniert meist sehr gut (Besonders bei Kollegen).
- Verlassen Sie den Raum, auch wenn alle mitbekommen, dass Sie sich "ausweinen" gehen. Sagen Sie Ihren Mitmenschen, dass Sie gleich wieder da sind, auch wenn Sie kurz aufs Klo verschwinden, um Ihren Emotionen freien Lauf zu lassen. Das ist immerhin besser, als total verheult vor Kollegen & Co zu stehen.
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Alle Dämme sind gebrochen, und nun?
Ist der emotionale Druck zu hoch, sodass Sie Ihm nicht mehr standhalten können: Dann seien Sie nicht so streng mit sich selbst, wenn die Tränen fließen:
- Lassen Sie es zu! Es hat keinen Zweck mehr es aufzuhalten oder zu überspielen. Sagen Sie Ihrem Gegenüber, dass Sie verletzt sind und Sie nicht weinen wollten, es jetzt aber nun mal so ist.
- Das lässt Sie trotz Ihrer Tränen sehr stark und gesammelt wirken. Sie lassen Ihre Emotionen zu und bleiben standhaft, das erfordert sehr viel Mut!
- Seien Sie offen und erklären Sie Ihren Mitmenschen, dass Sie das Erlebte gerade sehr bewegt oder gekränkt hat. Meistens fühlt sich Ihr Gegenüber danach ebenso dazu animiert, seine Gefühle zu offenbaren.
Merken Sie sich: Zu seinen Emotionen zu stehen ist auf keinen Fall eine schlechte Eigenschaft, oder etwas, wofür Sie sich schämen müssten!
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