Schwangerschaft und Geburt stellen körperlich und psychisch enorme Anforderungen dar. Jede Frau reagiert darauf anders. Wie bei jeder größeren Lebensveränderung kann die Anpassung an die Mutterschaft schwierig sein, insbesondere wenn körpereigene Botenstoffe in Dysbalance geraten und diese Erfahrung zusätzlich verzerren. In solchen Fällen spricht die Medizin von einer "postpartalen Depression". Es ist wichtig, diese rechtzeitig zu erkennen und Hilfe zu finden.
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Hohe Dunkelziffer
Eine im Journal of Perinatal Education veröffentlichte Studie ergab, dass mehr als die Hälfte der Frauen mit postpartalen Depressionen unentdeckt und nicht diagnostiziert werden. Die Studie zeigt auch, dass manche Mütter aus Scham oder aus Angst, man könnte ihnen ihr Baby wegnehmen, ihre Gefühle verheimlichen.
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Mehr als Baby Blues
Psychologen stellen die Verdachtsdiagnose "postpartale Depressionen", wenn eine Patientin sich den größten Teil des Tages, mindestens zwei Wochen nach der Geburt, niedergeschlagen oder deprimiert fühlt. Der Zeitraum ist deshalb entscheidend, denn die üblichen "weinerlichen Tage" nach der Geburt sind der unmittelbaren hormonellen Umstellung geschuldet. Erst wenn diese abgeschlossen ist, die trübe Stimmung aber nach wie vor anhält, gilt es nach einer tieferliegenden der Ursache zu suchen.
Postpartale Depressionen beginnen in der Regel innerhalb des ersten Monats nach der Geburt, sie können aber auch jederzeit innerhalb des ersten Jahres auftreten.
Es ist absolut nicht ungewöhnlich, wenn frischgebackene Eltern ein gewisses Maß an Verunsicherung und Sorge erleben, der Unterschied zwischen Baby Blues und postpartaler Depression zeigt sich jedoch in der Häufigkeit, Dauer und Schwere dieser Gedanken und Gefühle.
Symptome eines Baby Blues:
- Stimmungsschwankungen
- unerklärbare Weinerlichkeit bzw. Weinkrämpfe
- Angst
- Schlafstörungen
- Die Gefühle beginnen typischerweise ein paar Tage nach der Geburt und können bis zu zwei Wochen dauern.
Symptome bei postpartaler Depression:
- Patientinnen mit postpartalen Depressionen können Probleme haben, eine emotionale Verbindung zu ihrem Baby aufzubauen.
- Sie fühlen sich isoliert und von ihrer Umwelt "entfernt"
- Dazu kommen Gefühle der Wertlosigkeit, überwältigende Müdigkeit, Appetitlosigkeit, schwere Angst und Panikattacken.
- Manchmal haben Betroffene Fantasien bzw. Träume, in denen sie ihre Familie verlassen.
- Suizidgedanken
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Wann Sie Hilfe in Anspruch nehmen sollten
- Vier bis sechs Wochen nach der Geburt fühlen sich die meisten Frauen von den Veränderungen, die ein neues Baby mit sich bringt, bereits weniger stark überwältigt. Eine gewisse Routine etabliert sich. Wenn Sie sich weiterhin schlecht oder sogar zunehmend schlechter fühlen, brauchen Sie Hilfe!
- Es ist eine Sache, mit einem Neugeborenen nicht aus dem Haus zu kommen, weil man den Alltag noch nicht auf die Reihe kriegt oder keine Möglichkeit gefunden hat, zu duschen und sich anzuziehen. (Sie kennen das, nicht wahr?) Es ist jedoch eine andere Sache, tagelang nicht aus dem Bett zu kommen, weil man sich nur verstecken und weinen will.
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Sie sind nicht allein
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