Wie viel Schlaf braucht der Mensch? Einst gingen die Meinungen darüber weit auseinander. Angeblich schlief Napoleon Bonaparte pro Nacht maximal vier Stunden, Albert Einstein hingegen sogar 11 Stunden. Heute weiß man, dass Erwachsene sieben bis neun Stunden Schlaf benötigen um erholt durch den Tag zu gehen, während Kinder 12 Stunden Schlaf brauchen.
- Etwa 37 Prozent der Österreicher fällt es regelmäßig schwer, ihr optimales Schlafpensum zu erreichen. "Schlafstörungen gehören zu den häufigsten Beschwerden in der Bevölkerung", weiß Prim. Dr. Heidemarie Abrahamian, Fachärztin für Innere Medizin, Intensivmedizin, Nephrologie, Endokrinologie & Stoffwechselerkrankungen in Wien.
- In den USA sind sogar 75 Prozent der Bevölkerung betroffen. Zu den Symptomen zählen Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen und vorzeitiges Erwachen am Morgen.
- Einmal nicht gleich einschlafen können wenn man sich ins Bett legt, das kennt jeder. Von Schlafstörungen spricht man erst, wenn diese Symptome drei Mal pro Woche auftreten, und damit das körperliche Befinden und die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.
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Schlafräuber Stress
Eine Hauptursache von Schlafstörungen ist Stress. "Beruflicher Stress und Freizeitstress wirken sich negativ auf die Schlafdauer und Schlafqualität aus", so Univ.-Prof. Dr. Manfred Walzl, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Leiter des Instituts für Schlafmedizin am LKH Graz Süd-West.
- Bereits jeder zweite Mitarbeiter im mittleren Management klagt über die so genannte "Sonntagnacht". "Dabei schläft man am Wochenende zwar ausreichend, in der Nacht von Sonntag auf Montag kommt es aber zu Einschlafproblemen, Gedankenkreisen, Grübeln usw.", erklärt Univ.-Prof. Dr. Walzl.
- Auch MitarbeiterInnen leiden häufig unter Stress. "80 Prozent der österreichischen Angestellten befinden sich in permanenter Alarmbereitschaft, weil sie mittels Handy ständig erreichbar sind. Sie haben, auch in der Freizeit, nur wenig Möglichkeiten zum Entspannen", so der Schlafexperte weiter.
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Schlafstörungen und Migräne
"Schlafstörungen stehen in mehrfacher Hinsicht mit Migräne in Zusammenhang, das gemeinsame Auftreten kommt häufig vor", sagt Univ.-Prof. Dr. Christian Wöber, Leiter des Spezialbereiches Kopfschmerz, Univ.-Klinik für Neurologie Wien.
- "Einerseits nimmt die Schlafqualität mit zunehmender Migränefrequenz ab, andererseits begünstigen Schlafstörungen Migräneattacken und können vom episodischen zum chronischen Kopfschmerz führen", warnt Prof. Wöber. "Das Risiko ist besonders groß, wenn schlechter Schlaf und Stress zusammentreffen."
- Bei manchen Migränebetroffenen treten Migräneattacken gehäuft aus dem Schlaf heraus auf. Die ohnehin schon beeinträchtigte Lebensqualität von Migränepatienten wird durch schlechten Schlaf und daraus resultierender Tagesmüdigkeit abermals verschlechtert.
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10 Tipps aus der Stressfalle
"Der zunehmenden Belastungen im Alltag erfordern neue Strategien gegen die anhaltenden Stress-Situationen", resümiert Prof. Walzl. Diese 10 Tipps helfen aus der Stressfalle und tragen so zu einer erholsamen Nachtruhe bei:
- Einfach einmal nichts tun, die Seele baumeln lassen.
- Belohne dich für Erfolge. Diese stärken Selbstbewusstsein und Stressresistenz.
- Die wahren Abenteuer finden im Kopf statt. Lehn' dich zurück und mach' Urlaub im Kopf.
- Handy ade. Verbanne elektronische Geräte aus dem Schlafzimmer.
- Rede dir die Sorgen von der Seele und lach'. Danach fühlst du dich befreit.
- Atme dich frei: Kurzes, kräftiges Einatmen und langes, langsames Ausatmen entspannt.
- Trink' dich fit. Der Körper braucht zwei bis drei Liter Flüssigkeit pro Tag und die Pausen die man macht, wenn man einen Tee aufsetzt oder ein Glas Wasser holt, tun der Seele gut. Auch ein Glas warme Milch mit Honig entspannt und hilft beim Einschlafen.
- Hör' Entspannungsmusik: Meeresrauschen, Vogelgezwitscher, Klangschalen,…
- Ein Glas Wein am Abend ist fein, mehr sollten es aber besser nicht sein. Alkohol in geringen Mengen entspannt das Herz und hilft beim Einschlafen.
- Mach' 15-20 Minuten Mittagsschlaf! Die US-amerikanische NASA belegte in einer Studie, dass nach einem power nap die Leistung um 37 Prozent zunimmt.
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Pflanzen können helfen
"Wer trotz dieser hilfreichen Entspannungstipps keine Ruhe findet, sollte nicht gleich zu Schlaftabletten aus der Gruppe der Benzodiazepinen greifen", so Schlafexperte Prof. Walzl. Denn: Diese können süchtig machen. In Österreich sind bis zu 200.000 Personen von Schlafmitteln abhängig.
- "Insbesondere bei Stressbelastung als Ursache von Schlafstörungen sind pflanzliche Substanzen oft sehr gut wirksam, da sie eine Extra-Portion Entspannung, Entschleunigung und Balance liefern", weiß Prim. Abrahamian.
- Besonders die Baldrianwurzel ist spätestens seit dem 18. Jahrhundert für ihre ausgleichende Wirkung bekannt. Wissenschaftliche Studien belegen, dass Extrakte der Baldrianwurzel die Einschlafzeit verkürzen und die Schlaftiefe positiv beeinflussen.
- Grund dafür sind pflanzliche Wirkstoffe, die sozusagen den Müdigkeits-Schalter im Gehirn aktivieren und dafür sorgen, dass man schneller und leichter einschläft.
- Die beruhigende Wirkung der Passionsblume hilft, den Tag hinter sich zu lassen und besser zu entspannen. In der Volksmedizin Nord-, Süd- und Mittelamerikas wird die üppig blühende Kletterpflanze schon seit Jahrhunderten eingesetzt. Sie wirkt rasch, löst innere Anspannungen sowie Angst und entlastet die Psyche.
- Harmonisierend und entspannend wirkt auch die Melisse, die zu den ältesten bekannten Heilpflanzen zählt. Heute wird sie hauptsächlich zur Beruhigung, bei Schlafstörungen und Nervosität eingesetzt.
- Univ.-Prof. Dr. Manfred Walzl: "Natürliche Schlaf-Helfer haben eines gemeinsam: Sie sind hormonfrei und machen weder abhängig, noch übermüden sie."
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