Zu einem schönen und gepflegten Aussehen gehört ein tägliches Waschprogramm. Viele von uns inkludieren darin auch die akribische Säuberung der Ohren. Dabei wären Wattestäbchen, Ohrenkerzen und Konsorten überhaupt nicht notwendig, denn unser Hörorgan entledigt sich hervorragend selbst seines Alltagsdrecks.
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Ohrenschmalz ist kein Schmutz
Vielen Menschen ekelt vor dem manchmal unangenehm riechenden, klebrigen Ohrenschmalz und rücken ihm – manchmal sogar täglich – mit Wattestäbchen zu Leibe. Damit stören sie in Wirklichkeit den Selbstreinigungsmechanismus des Ohres. Tatsächlich bildet jedes Säugetier Ohrenschmalz. Der ein oder andere Haustierbesitzer konnte dies bestimmt schon an den Ohren von Hund oder Katze beobachten.
Ohrenschmalz ist das einzige bitterschmeckende Sekret unseres Organismus. Chemisch betrachtet befindet sich die Substanz in einem sauren Zustand. Das Schmalz wird übrigens auch als Zerumen oder Cerumen bezeichnet und setzt sich aus folgenden Bestandteilen zusammen:
- Sekret der Schweißdrüsen
- Sekret der Fett- und Talgdrüsen
- abgestorbene Hautzellen
- verhornende Haut
- manchmal kleine Fremdkörper, Staub- oder Schmutzpartikel
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Jedem Mensch sein Ohrenschmalz
Ohrenschmalz kommt in verschiedener Konsistenz und Farbe vor. Bekannt ist es in feucht-klebriger, gelbbrauner sowie in der trocken-krümeligen, eher graubraunen Variante. Dabei scheint das feucht-klebrige Schmalz am weitesten verbreitet zu sein. Wie genau es aussieht, ist eine Sache der Gene:
- Wissenschafter vermuten dahinter das Gen ABCC11 auf Chromosom 16, das darüber entscheidet, ob es trocken aus dem Ohr bröckelt oder feucht im Gehörgang klebt.
- Ohrenschmalz befördert unerwünschte Fremdkörper aus dem Ohr, sorgt für geschmeidige Haut und einen intakten Säureschutzmantel und macht dank des Enzyms Lysozym Krankheitserreger unschädlich.
Die Selbstreinigung des Ohrs kann man sich wie eine Art Fließband vorstellen:
- Im Gehörgang wächst neue Haut. Diese schiebt mit Unterstützung von Flimmerhärchen und unseren Kaubewegungen das Sekret vom Trommelfell nach außen.
- Manch einer produziert zu viel Ohrenschmalz und hat dann mit einem Problem namens Ohrenschmalzpfropfen zu kämpfen, den ein Arzt aber problemlos entfernen kann.
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Nicht zurückstopfen
In Anbetracht der Funktion des Ohrenschmalzes, ist es weniger ratsam, täglich Wattestäbchen zu verwenden. Dadurch wird die "Fließbandarbeit" des Ohrs gestört und das Ohrenschmalz häufig unbeabsichtigt nach innen geschoben. Säubere mit den Putzhilfen also besser nur das äußere Ohr. Als Faustregel gilt: "Nichts, was kleiner ist als ein Ellenbogen darf ins Ohr."
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