Du stehst nach längerem Sitzen auf – und sofort schießt ein stechender Schmerz unter deiner Ferse hoch. Er begleitet dich täglich, sei es nach dem Aufwachen oder nach stundenlangem Sitzen im Büro. Der Übeltäter dahinter ist die Plantarfasziitis, eine Entzündung der Faszien unter der Fußsohle. Wer sie kennt, weiß: Jeder Schritt kann zur kleinen Tortur werden. Doch was genau passiert in unseren Füßen, warum ist die Plantarfaszie so anfällig und wie kann man die Beschwerden lindern?
Wie sind unsere Füße aufgebaut?
Unsere Füße tragen uns durchs Leben, ohne dass wir ihnen allzu viel Aufmerksamkeit schenken. Sie sind komplexe Wunderwerke: 26 Knochen, 33 Gelenke, über 100 Muskeln, Sehnen und Bänder arbeiten zusammen, um uns zu stabilisieren, abzufedern und vor allem vorwärts zu bringen.
Unter der Fußsohle spannt sich die Plantarfaszie – eine breite, faserige Sehnenplatte, die wie ein Stoßdämpfer wirkt. Sie beginnt am Fersenbein, verläuft bis zu den Zehen und stützt das Fußgewölbe. Ohne sie wäre jeder Schritt anstrengender, und die Gelenke würden stärker belastet.
Doch genau diese Sehnenplatte ist empfindlich. Überlastung, Fehlstellungen oder das berühmte „zu viel zu schnell“ beim Sport können ihr zusetzen. Die Folge ist die Plantarfasziitis – oft beschrieben als brennender, ziehender Schmerz unter der Ferse oder der Fußsohle, manchmal so scharf, dass man meint, über Glas zu laufen.
Der Morgen als Schmerztest
Der typische Einstieg in den Tag mit Plantarfasziitis ist berüchtigt: Man wacht auf, setzt den Fuß auf den Boden – und sofort schießt ein stechender Schmerz unter der Ferse hoch. Erst nach einigen Schritten lässt der Schmerz nach, nur um später, nach längerer Belastung oder schwerem Stehen, wieder zurückzukehren.
Dieser Schmerz entsteht, weil die Plantarfaszie über Nacht leicht verkürzt ist. Beim ersten Aufstehen wird sie gedehnt, und genau diese Spannung verursacht die charakteristische Morgensteifigkeit.
Wer ist besonders gefährdet?
Plantarfasziitis ist keine Krankheit, die nur Extremsportler:innen trifft, obwohl Läuferinnen und Läufer besonders anfällig sind. Sportlich aktive Menschen, die viel laufen, tanzen oder Fußball spielen, setzen ihre Faszie regelmäßig unter Druck. Auch Berufe mit langem Stehen, etwa Friseur:innen, Kellner:innen oder Verkäufer:innen, erhöhen die Belastung. Fußfehlstellungen wie Platt-, Hohl- oder Knickfuß verstärken den Stress auf der Sehnenplatte.
Hinzu kommt, dass die Wadenmuskulatur oder Achillessehne, wenn sie verkürzt ist, konstant an der Faszie zieht und so zusätzliche Mikrorisse begünstigt. Alter und Übergewicht sind weitere Faktoren: Mit zunehmendem Alter verliert das Sehnengewebe an Elastizität, das Fettpolster unter der Ferse wird dünner, und bei Übergewicht lastet zusätzliches Gewicht auf der Sehnenplatte.
Fersensporn – ein ofter Begleiter
Viele Menschen sprechen bei Fußschmerzen von einem „Fersensporn“. Doch Vorsicht: Ein Fersensporn ist nicht dasselbe wie eine Plantarfasziitis. Er ist eine kleine knöcherne Auswucherung an der Ferse, die entsteht, wenn der Körper versucht, die gereizte Sehne zu stabilisieren.
Überraschenderweise verursacht der Fersensporn selbst oft keine Schmerzen. Der eigentliche Übeltäter ist die entzündete Faszie, die jeden Schritt zu einer Herausforderung machen kann.
Die Mechanik der Schmerzen
Die Plantarfaszie funktioniert wie ein Gummiband: Beim Auftreten des Fußes spannt sie sich, stützt das Fußgewölbe und federt die Stöße ab. Wird sie überlastet, entstehen mikroskopisch kleine Risse an ihrem Ansatz unter der Ferse.
Diese winzigen Verletzungen lösen eine Entzündung aus. Besonders tückisch ist, dass die Plantarfaszie nur schlecht durchblutet wird, weshalb der Heilungsprozess lange dauert und die Schmerzen über Monate bestehen können.
Diagnose
In den meisten Fällen genügt ein ausführliches Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt sowie das Abtasten von Fuß, Ferse und Fußgewölbe, um eine Plantarfasziitis zu erkennen. Dabei wird auch die Flexibilität der Wadenmuskulatur und der Achillessehne geprüft.
Bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen oder MRT sind nur selten nötig und dienen meist dazu, andere Ursachen auszuschließen oder die genaue Stelle für eine Spritzenbehandlung zu bestimmen.
Behandlung – Geduld ist der Schlüssel
Die gute Nachricht: Die meisten Menschen werden innerhalb eines Jahres wieder beschwerdefrei, selbst ohne invasive Behandlung. Dennoch ist es hilfreich, gezielt zu handeln.
Eine gewisse Schonung des Fußes ist sinnvoll, aber Bettruhe ist nicht erforderlich. Kühlkompressen können akute Schmerzen lindern, und kurzzeitig können Schmerzmittel die Beschwerden reduzieren.
Gleichzeitig fördern gezielte Dehn- und Kräftigungsübungen für Wadenmuskulatur und Plantarfaszie die Heilung. Bei Fehlstellungen oder übermäßiger Belastung können orthopädische Einlagen die Faszie entlasten, und wer Übergewicht mitbringt, sollte versuchen, das Gewicht zu reduzieren.
In hartnäckigen Fällen greifen Ärzt:innen auf Kortisonspritzen oder die extrakorporale Stoßwellentherapie zurück. Operationen gelten als letzte Option, da sie Risiken bergen und nicht immer den gewünschten Erfolg bringen.
Alltagstipps für schmerzende Füße
Wer unter Plantarfasziitis leidet, muss nicht komplett auf Aktivitäten verzichten. Einige clevere Strategien helfen, Schmerzen zu vermeiden und Heilung zu unterstützen:
- Bequeme, gedämpfte Schuhe tragen – harte Sohlen oder High Heels sind tabu.
- Fußmassage oder leichtes Rollen über einen Tennisball kann verspannte Faszien lockern.
- Barfußlaufen auf harten Böden vermeiden.
- Belastungsanpassung beim Sport: Weniger intensive Einheiten, kürzere Trainingseinheiten oder alternative Sportarten (Radfahren, Schwimmen).
- Regelmäßige Pausen: Dem Fuß Zeit geben, sich zu erholen.
Übungen, die wirklich helfen
Einige einfache, aber effektive Übungen können den Heilungsprozess unterstützen:
- Waden- und Plantarfasziendehnung: Mit dem Fuß auf einer Treppenstufe stehen, Ferse langsam absenken.
- Tennisball-Rolle: Fußsohle über einen Ball rollen, um Faszie zu lockern.
- Zehenkrallen: Handtuch mit den Zehen zusammenziehen – stärkt Fußmuskulatur.
- Regelmäßigkeit ist entscheidend: 5–10 Minuten täglich können mehr bewirken als sporadisches, intensives Dehnen.
Wer die Signale ernst nimmt, gezielt dehnt und entlastet, kann trotz Plantarfasziitis aktiv bleiben. Der Weg zur gesunden Fußsohle erfordert Geduld – und vielleicht ein bisschen Kreativität beim morgendlichen Aufstehen.
Bildquellen
- Schmerzen in der Fußsohle: iStockphoto.com / Sorapop

