Zwischen Vollzeitjob, Pilates-Kursen und Beauty-Terminen soll man auch noch die Wohnung sauber halten, sich gesund ernähren und dabei perfekt aussehen – zumindest suggerieren uns das Social Media und Co. In einer Zeit, in der ständige Produktivität und Perfektionismus fast schon die Norm sind, bringt ein neuer Social-Media-Trend frischen Wind: die Type-B-Persönlichkeit. Locker, spontan, freiheitsliebend – dieser entspannte Charakter wird gefeiert. Aber warum begeistert gerade dieser scheinbar sorglose Typ so viele Menschen, und was kann er für unser mentales Wohlbefinden tun?
Der Type B: Wer sind diese Menschen?
Dieser lockere Charakter ist die Art Mensch, für die man vielleicht zögert, ein teures Konzertticket zu kaufen – man weiß nie, ob sie wirklich auftauchen. Aber wenn sie erscheint, dann mit allem Drum und Dran: Sie könnte plötzlich mit einem kompletten Set Küchenutensilien und einem Mixer vor der Tür stehen, um bei der Einrichtung der neuen Wohnung zu helfen. Spontan, unberechenbar, manchmal chaotisch – und gerade deshalb inspirierend.
In der Popkultur werden Menschen mit diesem entspannten Persönlichkeitstyp oft als Gegenpol zum Typ A beschrieben. Während Typ A als ehrgeizig, wettbewerbsorientiert und strikt organisiert gilt, ist Type B locker, kreativ, flexibel und manchmal verträumt.
Auf TikTok und Instagram feiern Videos diese Charaktere, die ihre Gelassenheit zelebrieren, während andere humorvoll auf die kleinen „Fehler“ und Unzuverlässigkeiten hinweisen. Es geht dabei nicht um Perfektion – es geht darum, das Leben etwas leichter zu nehmen.
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Warum Type B gerade jetzt relevant ist
Warum ist Type B heute besonders angesagt? Ein Grund liegt in unserer Arbeitswelt. Burnout, Überlastung und ständige Erreichbarkeit sind längst Normalität geworden. Der Druck, produktiv zu sein, lässt viele Menschen an ihre Grenzen stoßen. Diese entspannte Persönlichkeit wirkt wie eine Art Gegenkultur zum „Hustle-Modus“ der Typ-A-Welt. Entspannen, loslassen, den Moment genießen – das erscheint immer verlockender, wenn man konstant auf Hochtouren läuft.
Es geht nicht nur um Rebellion gegen Stress, sondern auch um mentale Gesundheit. Die Fähigkeit, Pausen zu machen, flexibel auf Situationen zu reagieren und sich nicht zu sehr von Perfektionismus treiben zu lassen, kann erheblich zum Wohlbefinden beitragen. Menschen mit Type-B-Eigenschaften neigen dazu, sich nicht von kleineren Misserfolgen aus der Bahn werfen zu lassen. Diese Resilienz, gepaart mit Kreativität und Flexibilität, macht sie psychologisch besonders wertvoll.
Die Psychologie hinter den Typen
Historisch entstanden die Konzepte Typ A und Type B in den 1950er Jahren. Kardiologen beobachteten, dass bestimmte Persönlichkeitsmerkmale das Risiko für Herzkrankheiten erhöhen könnten. Typ A wurde als ehrgeizig, wettbewerbsorientiert und stressanfällig beschrieben. Der entspannte Charakter hingegen weniger wettbewerbsorientiert und gelassener.
Schnell wurde dieses Modell populär – auch wenn spätere Studien zeigten, dass es wissenschaftlich nicht haltbar ist. Moderne Psychologie arbeitet eher mit Eigenschaftsmodellen, wie dem Big-Five-Modell, das Dimensionen wie Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus beschreibt.
Jeder Mensch trägt Elemente aller Eigenschaften in sich – die Einteilung in Typ A oder Type B ist also eher eine hilfreiche Metapher als eine wissenschaftliche Klassifizierung. Und doch: Gerade diese Vereinfachung kann gut für unser mentales Wohlbefinden sein. Sie gibt uns ein Label, mit dem wir uns identifizieren können, und erlaubt es, bestimmte Stärken bewusst zu sehen.
Type B und mentale Gesundheit
Die Gelassenheit dieser Persönlichkeit ist nicht nur charmant, sondern hat direkte Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Wer sich weniger von Stress und Perfektionismus treiben lässt, erlebt weniger Angstzustände und Überlastung. Spontanität, Kreativität und das Loslassen von Kontrolle fördern Resilienz – die Fähigkeit, sich von Rückschlägen zu erholen.
Psycholog:innen betonen, dass das bewusste Einnehmen einer entspannten Haltung im Alltag ein wertvolles Werkzeug sein kann. Es geht nicht darum, Typ A zu verteufeln, sondern sich Elemente des Type-B-Geistes anzueignen: Pausen einplanen, realistische Erwartungen an sich selbst haben und flexibel bleiben. Studien zeigen, dass Menschen, die in stressigen Situationen gelassen reagieren, langfristig psychisch stabiler sind und weniger Burnout-Symptome entwickeln.
Die sozialen Vorteile von Type B
Neben der eigenen mentalen Gesundheit wirkt der lockere Charakter auch sozial positiv. Menschen mit dieser Persönlichkeit gelten oft als charmant, empathisch und kreativ in zwischenmenschlichen Beziehungen. Ihre Lockerheit kann das soziale Klima entspannen, Konflikte deeskalieren und anderen Raum geben, sich zu entfalten.
Type B in der Praxis: Kleine Übungen für mehr Gelassenheit
Wer denkt, Type B sei einfach „faul“ oder „unzuverlässig“, irrt sich. Menschen mit diesen Eigenschaften sind oft strukturiert – nur eben anders. Wer sich diese Haltung aneignen möchte, kann kleine Übungen in den Alltag einbauen:
- Spontanität zulassen: Plane bewusst Zeitfenster für ungeplante Aktivitäten ein. Auch kleine, spontane Handlungen, wie ein kurzer Spaziergang oder ein spontaner Anruf bei Freunden, stärken das Gefühl von Freiheit.
- Perfektionismus hinterfragen: Versuche, Aufgaben nicht immer perfekt auszuführen, sondern „gut genug“ zu akzeptieren. Fehler sind Lernchancen, kein Weltuntergang.
- Pausen einplanen: Kurze Pausen während der Arbeit, Atemübungen oder Meditation helfen, den Geist zu beruhigen und Stress abzubauen.
- Kreativität fördern: Menschen mit Type-B-Merkmalen zeichnen sich oft durch unkonventionelles Denken aus. Kreative Hobbys oder Brainstorming ohne Zielvorgaben fördern geistige Flexibilität.
- Selbstakzeptanz üben: Erkenne deine Stärken, ohne dich ständig mit Typ-A-Idealen zu vergleichen. Journaling oder positive Selbstreflexion können helfen.
Diese Praktiken sind kleine, aber wirksame Schritte, um den Type-B-Geist in das eigene Leben zu integrieren – ohne gleich die eigene Persönlichkeit komplett verändern zu müssen.
Type B als Gegenmittel gegen Burnout
Die Arbeitswelt der letzten Jahrzehnte hat uns gelehrt, dass ständiger Druck und Überstunden normal seien. Doch immer mehr Menschen erkennen: Dauerstress ist Gift für die psychische Gesundheit. Lockerheit, Flexibilität und Spontaneität wirken hier wie ein Anti-Stress-Booster.
Studien zeigen, dass Menschen, die entspannter arbeiten, kreativer sind, bessere Beziehungen pflegen und langfristig zufriedener mit ihrem Leben sind. Während Typ A vielleicht schneller auf der Karriereleiter:in nach oben kommt, profitieren Type-B-Personen von einer höheren Lebenszufriedenheit, weniger psychosomatischen Beschwerden und stärkerer Resilienz.
Type B auf Social Media
Der virale Hype um Type B wird von Social Media massiv verstärkt. Auf TikTok, Instagram und YouTube feiern Millionen von Menschen ihre entspannte Seite. Memes, Challenges und humorvolle Videos zeigen, wie der lockere Charakter spontan handelt, kleine „Chaos-Momente“ meistert oder einfach das Leben genießt.
Der Reiz liegt in der Selbstreflexion: Wer sich selbst als leicht gestresst oder überfordert erlebt, identifiziert sich gerne mit Type-B-Merkmalen. Das gibt nicht nur eine neue Perspektive auf das eigene Verhalten, sondern wirkt auch befreiend. Plötzlich ist es okay, nicht perfekt zu sein, nicht alles kontrollieren zu müssen und sich selbst Zeit zu geben.
@paigetheenlightenedsageGuess who’s older and who’s younger♬ sonido original – • Thiare • – kindeditsae
Die Balance zwischen Typ A und Type B
Natürlich bedeutet Type B nicht, dass man alles dem Zufall überlässt. Vielmehr geht es um Balance. Die Psychologie empfiehlt eine Mischung: Die Zielstrebigkeit und Organisation von Typ A kann in bestimmten Situationen nützlich sein, während die Gelassenheit und Flexibilität von Type-B-Charakteren vor Burnout schützt.
Wer beide Seiten anerkennt, kann situativ die Eigenschaften einsetzen, die gerade am sinnvollsten sind, und gleichzeitig das mentale Wohlbefinden steigern.
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