Viele tun es – nur wenige sprechen offen darüber. Auch Promis wie Elon Musk, Kylie Jenner oder Kim Kardashian sollen sich damit geholfen haben: die Rede ist von den sogenannten Abnehmspritzen. Sie versprechen schnellen Gewichtsverlust ohne große Diätqualen – ein wahrgewordener Traum für viele.
Doch was passiert eigentlich, wenn man sie wieder absetzt? Eine neue Studie aus China liefert nun spannende – und teils ernüchternde – Erkenntnisse.
Was ist eigentlich die Abnehmspritze?
Der Begriff „Abnehmspritze“ klingt zunächst nach einem medizinischen Wunder, ist aber eher ein Sammelbegriff für verschiedene Medikamente, die ursprünglich für Menschen mit Typ-2-Diabetes entwickelt wurden. Besonders bekannt sind derzeit Präparate wie Ozempic, Wegovy oder Mounjaro. Diese enthalten Wirkstoffe wie Semaglutid oder Tirzepatid, die regelmäßig – meist einmal wöchentlich – gespritzt werden und das Abnehmen erleichtern sollen.
Neben diesen gibt es weitere Medikamente wie Saxenda (Liraglutid), Rybelsus (Tablettenform von Semaglutid) sowie Kombinationen wie Naltrexon/Bupropion.
Die Medikamente greifen alle in ähnliche Prozesse im Körper ein: Sie zielen auf das Sättigungsgefühl, zügeln den Appetit und verlangsamen die Magenentleerung. Das Ergebnis: Man isst weniger – und nimmt ab. Für viele klingt das wie die perfekte Lösung. Doch das Bild ist komplexer, wie aktuelle Daten zeigen.
So wirken sie – und das sind die Nebenwirkungen
Die Abnehmspritzen imitieren ein Hormon im Körper namens GLP-1. Dieses Hormon beeinflusst unter anderem, wie schnell der Magen sich entleert und wann wir uns satt fühlen. Die künstlich zugeführten GLP-1-Rezeptor-Agonisten verlängern das Sättigungsgefühl und reduzieren den Appetit. In der Folge nehmen viele Menschen – teilweise beeindruckend – Gewicht ab.
Doch wie bei jedem Medikament gibt es auch hier Nebenwirkungen. Am häufigsten treten Magen-Darm-Beschwerden auf: Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung sind keine Seltenheit – besonders in den ersten Wochen der Behandlung. In selteneren Fällen kann es zu Entzündungen der Bauchspeicheldrüse oder Gallensteinen kommen.
Wichtig zu wissen: Die Medikamente wirken nur, solange sie auch eingenommen werden. Wer glaubt, mit ein paar Spritzen alles dauerhaft „erledigt“ zu haben, könnte eine unangenehme Überraschung erleben – wie die neue Studie zeigt.
Was eine neue Studie über das Absetzen zeigt
Ein Forschungsteam der Peking Universität hat jetzt Daten aus insgesamt elf Studien weltweit ausgewertet. Untersucht wurden über 2.400 Menschen, die verschiedene Abnehm-Medikamente einnahmen, darunter auch GLP-1-Agonisten wie Ozempic oder Wegovy.
Das Ergebnis: Während der Einnahme nahmen fast alle Studienteilnehmer signifikant ab. In manchen Fällen setzte sich der Gewichtsverlust sogar noch wenige Wochen nach Therapieende fort – doch dann kam die Kehrtwende. Spätestens ab der achten Woche nach dem Absetzen stieg das Gewicht bei den meisten wieder deutlich an – und das teils über viele Wochen hinweg.
Besonders auffällig: Wer während der Therapie stark abgenommen hatte, nahm nach dem Absetzen auch besonders viel wieder zu – selbst dann, wenn er oder sie parallel ein Bewegungs- oder Ernährungsprogramm verfolgte.
Auch andere Experten wie Prof. Dr. Stephan Martin vom Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrum sehen darin eine Bestätigung bereits bekannter Erkenntnisse. „Man braucht diese Therapie permanent“, so Martin gegenüber der APA. Wer glaubt, die Spritze sei ein temporärer Helfer, liegt laut Fachleuten falsch.
Eine weitere Metaanalyse im Bereich der GLP‑1RA-Therapie dokumentiert, dass nach dem Absetzen etwa 2,20 kg bei Liraglutid und etwa 9,69 kg bei Semaglutid oder Tirzepatid wieder zugenommen wurden – je nach Ausgangsverlust
GLP-1 – das Hormon hinter dem Hype
Im Mittelpunkt der Wirkung dieser Medikamente steht – wie schon erwähnt – das körpereigene Hormon GLP-1, welches im Dünndarm produziert wird und sorgt dafür, dass wir schneller satt werden und länger satt bleiben. Außerdem hilft es dem Körper, den Blutzuckerspiegel zu regulieren, indem es die Insulinausschüttung anregt.
Das Problem: Bei vielen Menschen mit starkem Übergewicht funktioniert dieses System nicht mehr richtig – sie schütten einfach zu wenig GLP-1 aus oder ihr Körper reagiert nicht mehr sensibel genug darauf. Die Folge: Heißhunger, ständiges Verlangen nach Essen und ein erschwertes Sättigungsgefühl.
Hier setzen die Medikamente an – sie liefern gewissermaßen „GLP-1 von außen“ oder stimulieren die entsprechenden Rezeptoren so stark, dass der Körper glaubt, satt zu sein. Aber sobald man das Mittel absetzt, fällt diese Unterstützung weg – und der Körper kehrt in sein altes Muster zurück.
GLP-1 natürlich steigern – geht das?
Auch wenn die Wirkung der Medikamente stark ist – ganz hilflos ist man ohne sie nicht. Es gibt durchaus Möglichkeiten, die eigene GLP-1-Ausschüttung auf natürlichem Weg zu fördern – auch wenn die Effekte nicht so drastisch sind wie mit der Spritze.
Diese Dinge helfen dem Körper, mehr GLP-1 zu produzieren:
- Ballaststoffreiche Kost für ein gesundes Mikrobiom: Vollkornprodukte, Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse unterstützen die Darmgesundheit und fördern die GLP-1-Freisetzung.
- Eiweißreiche Mahlzeiten: Fisch, mageres Fleisch, Eier oder Quark sättigen besser und helfen dem Körper bei der Hormonproduktion.
- Langsame Kohlenhydrate: Lebensmittel mit niedrigem glykämischen Index – wie Haferflocken, Linsen oder Beeren – lassen den Blutzucker langsam ansteigen und fördern so die GLP-1-Wirkung.
- Regelmäßige Bewegung: Sport – besonders Ausdauertraining – hat einen positiven Effekt auf die Hormonbalance.
- Intervallfasten: Studien zeigen, dass bestimmte Fastenformen die GLP-1-Ausschüttung verbessern können.
- Probiotika zu sich nehmen: Sei es durch Supplements oder auch durch die Nahrung mit fermentiertem Essen.
Außerdem: Der Verzicht auf stark verarbeitete Lebensmittel hilft dabei, das natürliche Sättigungsgefühl besser zu regulieren – und langfristig gesünder zu essen.
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Die Abnehmspritze: Kein Wundermittel – aber ein möglicher Baustein
Die Abnehmspritze kann eine wirkungsvolle Unterstützung im Kampf gegen Übergewicht sein – vor allem für Menschen, bei denen andere Methoden versagt haben. Doch die neue Studie macht klar: Wer sie wieder absetzt, sollte sich auf einen Rückschlag einstellen. Ohne begleitende Lebensstilveränderung – und oft sogar trotz dieser – kommt das Gewicht zurück.
Für viele heißt das: Dauertherapie. Doch genau das ist teuer, mit Nebenwirkungen verbunden und nicht für jeden alltagstauglich. Eine Monatsdosis kostet mehrere Hundert Euro – dauerhaft. Und obwohl etwa 23 % der Bevölkerung als adipös gelten, wäre es kaum finanzierbar, jedem Zugang zu diesen Medikamenten zu ermöglichen.
Deshalb bleibt trotz allem die wichtigste Erkenntnis: Die Abnehmspritze kann ein Startpunkt sein, aber kein Ersatz für Bewegung, gute Ernährung und nachhaltige Gewohnheiten. Wer langfristig gesund und schlank bleiben will, braucht mehr als nur eine Spritze – er oder sie braucht Veränderung im Kopf, im Alltag und im Lebensstil.
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- Trendthema Abnehmspritze: iStockphoto.com/ Dacharlie

