Wenn es um das Putzen der Ohren geht, scheiden sich die Geister. Auf der einen Seite gibt es die, die ihre Ohren täglich sorgfältig reinigen, beinahe akribisch jeden Winkel im Auge behalten und das Ritual der Ohrhygiene ernst nehmen. Auf der anderen Seite gibt es jene, die es eher locker angehen, das Putzen hin und wieder ausfallen lassen oder nur oberflächlich handeln.
Oft sind diese Unterschiede Erziehungssache, Gewohnheit oder schlicht eine Frage des persönlichen Komforts: Manche Menschen empfinden das gründliche Reinigen als angenehm und beruhigend, andere hingegen können es kaum ertragen. Interessanterweise gibt es wiederum Menschen, die das Ohrenputzen geradezu lieben – und zwar richtig, fast wie ein kleines Ritual der Selbstbelohnung.
Was ist ein “Ohrgasmus”?
Ein “Ohrgasmus” beschreibt ein Phänomen, bei dem Menschen intensive, wohltuende Empfindungen im Ohrbereich erleben, die fast mit einem körperlichen Orgasmus vergleichbar sind – jedoch rein sensorischer Natur. Betroffen sind meist bestimmte Nerven in der Ohrregion, insbesondere der Nervus vagus und der Nervus auriculotemporalis.
Werden diese sensiblen Bereiche stimuliert – sei es durch sanftes Reiben, Streicheln oder spezielle Geräusche – kann das Gehirn eine intensive Welle von Wohlbefinden auslösen. Manche Betroffene berichten sogar von Schauergefühlen, Gänsehaut oder einem prickelnden Wärmegefühl rund um die Ohren.
Spannenderweise kann dieselbe Stimulation bei manchen Menschen auch einen Hustenreiz auslösen – eine eher unangenehme, aber dennoch physiologische Reaktion, die durch die enge Vernetzung der Nerven im Ohr ausgelöst wird.
Die Wissenschaft hinter dem Phänomen
Warum genau ein Ohrgasmus entsteht, lässt sich durch die Anatomie des Ohrs und die Nervenverbindungen erklären. Das äußere Ohr ist reich an sensorischen Nervenendigungen, die über den Nervus auriculotemporalis Signale direkt zum Gehirn senden. Diese Nerven reagieren besonders sensibel auf leichte Berührungen, Vibrationen oder Geräusche.
Der Nervus vagus, der auch für die Regulation innerer Organe zuständig ist, spielt hier ebenfalls eine Rolle. Bei gezielter Stimulation kann das Gehirn diese Signale als intensives Wohlgefühl interpretieren, ähnlich wie bei einer Massage oder beim Kribbeln auf der Haut.
Forscher:innen haben außerdem festgestellt, dass Geräusche wie sanftes Kratzen oder Pusten in bestimmten Frequenzen diesen Effekt verstärken können, weshalb manche Menschen beim sogenannten „ASMR für die Ohren“ einen ähnlichen Effekt erleben.
Richtige Ohrenhygiene: Wie putzt man seine Ohren korrekt?
Falsches Putzen kann das Trommelfell oder die Gehörgänge verletzen. Die wichtigsten Regeln für sichere Ohrenpflege:
Oberflächlich reinigen:
- Nur das äußere Ohr mit weichem Tuch oder Wattestäbchen putzen
- Niemals tief in den Gehörgang eindringen
Hilfsmittel:
Spezielle Tropfen oder Öle zur sanften Entfernung von Ohrenschmalz
Häufigkeit:
- Ein- bis zweimal pro Woche ausreichend, sofern keine medizinische Notwendigkeit besteht
Gefahren vermeiden:
- Tiefes, aggressives Reinigen kann Infektionen und Verletzungen verursachen
- Der natürliche Schutzmechanismus der Ohren bleibt erhalten
Ohrgasmus und individuelle Empfindungen
Nicht jeder Mensch erlebt einen Ohrgasmus gleich. Während einige beim leichten Berühren des Ohrs intensive Wohlfühlempfindungen spüren, reagieren andere gar nicht darauf oder entwickeln stattdessen einen Reflex wie Husten oder Niesen. Es gibt auch Unterschiede in der Anfälligkeit: Manche Menschen sind genetisch oder durch ihre Nervenstruktur stärker empfänglich.
Psychologische Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle – wer sich entspannt, auf das Gefühl konzentriert oder es bewusst herbeiführt, verstärkt die Wahrnehmung. Daher ist das Phänomen nicht nur physisch, sondern auch stark subjektiv geprägt. Interessant ist, dass viele Menschen diese Erfahrung als extrem angenehm und sogar stresslösend beschreiben, ähnlich wie eine kurze Meditation oder eine Massage.
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- Ohren putzen: iStockphoto.com/ Pressmaster

