Über gesundheitliche Probleme im Intimbereich spricht kaum jemand – für die meisten ein absolutes Tabuthema. Dabei ist es völlig normal, dass die Haut dort manchmal Schwierigkeiten macht. Eine Erkrankung, die häufiger vorkommt, aber selten offen thematisiert wird, ist die weiße Flechte im Intimbereich, medizinisch als Lichen sclerosus bekannt. Betroffene leiden oft unter Juckreiz oder Schmerzen. Doch wie erkennt man die Krankheit, wie kann man sich schützen und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Wie merkt man die Krankheit?
Das erste, was viele bemerken, sind die weißen Flecken. Sie sehen glänzend aus, fühlen sich manchmal glatt oder leicht erhaben an. Oft treten sie im Genitalbereich auf, können aber auch den Anus betreffen.
Neben dem Aussehen können auch andere Symptome auftreten: Die Haut juckt oder brennt, besonders nachts oder nach dem Duschen. Einige Menschen haben Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder beim Sitzen. Wenn die Vorhaut betroffen ist, kann man auch beim Wasserlassen ein Brennen spüren. Die Flecken selbst sind harmlos, aber die empfindliche Haut kann leichter verletzt werden und Blasen oder kleine Risse bekommen.
Viele Menschen bemerken die Krankheit erst spät, weil die Symptome zunächst klein oder unscheinbar sind. Kleine Juckreizattacken oder einzelne weiße Stellen werden oft mit Hautreizungen oder Pilzinfektionen verwechselt. Deshalb ist es wichtig, aufmerksam zu sein und bei Anzeichen ärztlichen Rat einzuholen.
@prettywithlee Lichen sclerousus is a skin disoder that causes itchy and painful patches in your gential area. Anyone can have this condition from girls that haven’t start menstruating to postmenopausal women. It is important to take a look at your parts with a mirror and examine your skin, specially if you suffer with recurrent infections and extreme itchiness. This disease is often misdiagnosed for yeast and bv but you must advocate for yourself and you get all your test done, if you know there’s something wrong. cib @Tiffany + Caleb #womenshealth #womenshealthmatters #vulvatok #fyp ♬ original sound – Tyiana Lee
Wer bekommt weiße Flechte?
Die Erkrankung kann Menschen jeden Alters treffen – von Kindern bis zu älteren Menschen. Besonders häufig tritt sie jedoch bei Frauen nach den Wechseljahren auf, wenn die Haut empfindlicher wird. Männer können betroffen sein, vor allem im Vorhautbereich. Kinder vor der Pubertät können ebenfalls weiße Flechte bekommen, manchmal verschwindet sie nach der Pubertät wieder von selbst.
Auch Menschen mit bestimmten Autoimmunerkrankungen haben ein etwas höheres Risiko. Generell gilt: Jeder kann betroffen sein, die Erkrankung ist also keine „Frauenkrankheit“ oder ein Problem, das nur bestimmte Menschen betrifft.
Warum entsteht weiße Flechte?
Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig bekannt. Sicher ist, dass die Krankheit nicht ansteckend ist – man kann sie nicht auf Partner oder andere Menschen übertragen.
Fachleute gehen davon aus, dass verschiedene Faktoren zusammenkommen und die Krankheit auslösen. Das Immunsystem reagiert anders als normal und greift manchmal die eigene Haut an. Außerdem spielen hormonelle Veränderungen eine Rolle, besonders bei Frauen nach den Wechseljahren. Auch kleine Hautverletzungen oder Reibung können die weißen Flecken begünstigen. Bei manchen Menschen gibt es außerdem eine Veranlagung von Geburt an.
Wie wird weiße Flechte festgestellt?
Wer bei sich Anzeichen bemerkt, sollte zur Hausärzt:in, Frauenärzt:in oder Urolog:in gehen. Der Arzt oder die Ärztin schaut sich die betroffenen Stellen an, fragt nach Symptomen und kann die Diagnose oft allein durch das Aussehen stellen. In unsicheren Fällen wird eine kleine Hautprobe entnommen und untersucht, um sicherzugehen.
Frühzeitige Diagnose ist wichtig, um Komplikationen zu vermeiden. Denn wenn die Krankheit unbehandelt bleibt, können sich Blasen, Hautrisse oder sogar Vernarbungen bilden.
Welche Probleme kann die Krankheit verursachen?
Die empfindliche Haut kann leichter verletzt werden. Manche Menschen haben Schmerzen beim Sitzen oder beim Sex. Offene Stellen können sich entzünden, besonders im Genitalbereich. In sehr seltenen Fällen kann weiße Flechte über Jahre zu einer Form von Hautkrebs führen.
Die gute Nachricht ist: Wer die Krankheit frühzeitig erkennt und behandelt, kann die meisten Probleme vermeiden.
Wie wird weiße Flechte behandelt?
Weiße Flechte lässt sich nicht vollständig heilen, aber sie lässt sich gut behandeln. Die Behandlung hilft, Juckreiz und Schmerzen zu lindern und die Haut zu schützen.
Die wichtigste Therapie ist eine Cortisonsalbe, die auf die betroffenen Stellen aufgetragen wird. Sie reduziert die Entzündung und lindert Beschwerden. Wer Cortison nicht verträgt, kann auf andere Cremes zurückgreifen, die die Haut beruhigen und das Immunsystem lokal regulieren.
Bei Männern mit stark betroffener Vorhaut kann eine Beschneidung nötig sein. Bei Frauen sind Operationen selten, nur bei schweren Vernarbungen oder Problemen beim Geschlechtsverkehr.
@frankieseamark Symptoms for Lichen Sclerosus are – itching, change in the skin colour and texture (white patches), soreness or a burning, painful sex, fragile skin. I know it can be an embarrassing topic but it’s so important to talk out about it and get seen if you’ve got any of these ongoing symptoms ❤️ #lichensclerosus #autoimmunedisease #autoimmune #chronicillness #chronicskincondition #womenshealth ♬ original sound – Frankie Seamark
Alltagstipps für Betroffene
Leben mit weißer Flechte bedeutet, gut auf die Haut zu achten. Als Betroffene:r sollte man:
- Betroffene Hautstellen regelmäßig kontrollieren und nach dem Waschen vorsichtig trocknen.
- Die Haut sanft reinigen und keine aggressiven Seifen verwenden.
- Feuchtigkeitspflege auftragen, um die Haut zu schützen.
- Enge Kleidung vermeiden und auf locker sitzende, atmungsaktive Kleidung achten.
- Aktivitäten, die Reibung verursachen (z. B. Radfahren oder Reiten), reduzieren, solange die Haut entzündet ist.
- Bei schmerzhaftem Sex Gleitmittel oder spezielle Dehner verwenden, die die Haut schonen.
- Stress reduzieren und bewusst Entspannungszeiten einplanen, da Stress die Haut zusätzlich reizen kann.
- Auf eine gesunde, entzündungsarme Ernährung achten, die die Haut unterstützt.
- Psychische Belastungen offen mit Partnern, Familie oder Ärztinnen/Ärzten besprechen.
Mythen über weiße Flechte
Es kursieren viele Missverständnisse über weiße Flechte. Manche glauben fälschlich, dass sie ansteckend ist – das stimmt nicht. Auch denken viele, dass nur Frauen betroffen sein können oder dass die Krankheit immer von selbst verschwindet. Bei Kindern kann es manchmal passieren, bei Erwachsenen jedoch nicht.
Ebenso ist es falsch zu denken, man könne ohnehin nichts tun. Moderne Cremes und einfache Alltagstipps können die Beschwerden deutlich lindern und die Haut schützen.
Ein schmerzfreies Leben mit der richtigen Behandlung
Auch wenn die Diagnose zunächst unangenehm und peinlich wirkt, ist weiße Flechte gut behandelbar. Wer Symptome erkennt, frühzeitig zur Ärztin oder zum Arzt geht und die Therapie konsequent umsetzt, kann die Beschwerden stark reduzieren und Komplikationen vermeiden.
Das Wichtigste: Es besteht kein Grund zur Scham. Die Erkrankung ist weder ansteckend noch ein Zeichen von mangelnder Hygiene. Mit etwas Wissen, der richtigen Behandlung und Selbstfürsorge ist ein normales, schmerzfreies Leben möglich.
Für viele Betroffene hilft es, Erfahrungen in Selbsthilfegruppen oder online auszutauschen. So merkt man schnell: Man ist nicht allein – und die Krankheit lässt sich gut managen.
Bildquellen
- Weiße Flechte Intimbereich: iStockphoto.com/ Satjawat Boontanataweepol

