Worauf du beim Fastenbrechen achten solltest

Worauf du beim Fastenbrechen achten solltest

Du hast es geschafft. 16 Stunden ohne Nahrung, vielleicht sogar eine ganze Woche Heilfasten liegt hinter dir. Dein Körper hat sich gereinigt, dein Geist ist klarer, und jetzt kommt der entscheidende Moment: das erste Essen nach dem Fasten. Doch Vorsicht – denn das richtige Fastenbrechen ist eine Kunst, die gelernt sein will.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Das Refeeding-Syndrom betrifft vor allem Risikopatienten mit Mangelernährung und kann bei unsachgemäßem Fastenbrechen lebensbedrohliche Elektrolytverschiebungen verursachen
  • Nach Intervallfasten genügt eine leichte erste Mahlzeit mit Obst oder Gemüse, während nach längeren Fastenperioden mindestens ein Drittel der Fastenzeit als Aufbauphase eingeplant werden sollte
  • Die Verdauungsproduktion fährt während des Fastens um bis zu 70 Prozent herunter, weshalb der Körper Zeit braucht, um Enzyme und Magensäfte wieder zu aktivieren
  • Ein einzelner Apfel als erste Mahlzeit regt optimal die Verdauung an und sollte mindestens 20 Minuten lang intensiv gekaut werden, um die Vorverdauung im Mund zu aktivieren

Was passiert beim Fastenbrechen im Körper?

Wenn du fastest, vollbringt dein Körper eine beeindruckende Anpassungsleistung. Die Produktion von Verdauungssäften und -enzymen wird drastisch reduziert, da diese Energie anderweitig benötigt wird, etwa für die Autophagie, den zellulären Reinigungsprozess. Dein Magen verkleinert sich, und die Darmtätigkeit kommt nahezu zum Stillstand.

Während des Fastens wechselt dein Stoffwechsel vom Glucosestoffwechsel zum Fettstoffwechsel. Die Leber produziert Ketonkörper aus Fettreserven, die als alternative Energiequelle für Gehirn und Organe dienen. Dieser Zustand der Ketose bringt viele der positiven Effekte des Fastens mit sich.

Wann solltest du das Fasten brechen?

Die gute Nachricht vorweg: Intervallfasten macht es dir einfach. Nach 16 Stunden bei der beliebten 16:8-Methode oder an den festgelegten Esstagen der 5:2-Variante kannst du unkompliziert zur normalen Nahrungsaufnahme zurückkehren. Der Grund: Dein Körper verfällt nicht in eine tiefe Ketose und behält seine Grundfunktionen bei.

Ganz anders sieht es beim mehrtägigen Heilfasten aus. Hier solltest du vor allem nach innen horchen. Denn dein Körper sendet dir klare Signale, wann der richtige Zeitpunkt für das Fastenende gekommen ist.

Wenn das Hungergefühl nach tagelanger Abwesenheit zurück, die Energie trotz ausreichender Ruhe nachlässt, oder Kreislaufprobleme sich bemerkbar machen, solltest du dein Fasten brechen.

Das Refeeding-Syndrom

Doch Fastenbrechen ist leichter gesagt, als getan. Denn je länger man gefastet hat, desto wahrscheinlicher ist es, dass man vom sogenannten Refeeding-Syndrom betroffen ist. Das RFS ist eine potenziell lebensbedrohliche Komplikation, die auftritt, wenn mangelernährte Personen zu schnell wieder mit Nahrung versorgt werden.

Denn nach längerem Nahrungsmangel gerät der ganze Körper durcheinander, gerade wenn plötzlich zu schnell zu viele Kohlenhydrate im Magen ankommen.

Das ausgeschüttete Insulin transportiert blitzschnell Phosphat, Kalium und Magnesium in die Zellen – das Blut wird regelrecht “leergesaugt”. Diese dramatischen Elektrolytverschiebungen können Herzrhythmusstörungen, Krampfanfälle oder sogar den Tod zur Folge haben.

Die erste Mahlzeit: So machst du es richtig

Die erste Nahrung nach einem längeren Fasten kann also entscheidend sein. Traditionell wird das Fasten dabei mit einem Apfel gebrochen, und das aus gutem Grund. Die natürliche Fruchtsäure regt die Produktion von Magensäften und die Darmperistaltik an, während der hohe Wassergehalt und die Ballaststoffe die Verdauung sanft in Gang bringen.

Der Apfel sollte mindestens 20 Minuten lang intensiv gekaut werden. Das klingt übertrieben, ist aber essentiell: Beim Kauen wird der Speichel produziert, der bereits wichtige Verdauungsenzyme enthält. Die Vorverdauung beginnt im Mund, und dein Gehirn erhält Zeit, die Verdauungsorgane auf die kommende Nahrung vorzubereiten.

Alternative zur klassischen Apfel-Methode sind gedünstete Karotten oder eine kleine gekochte Kartoffel. Diese sind besonders schonend für empfindliche Mägen.

Aufbautage: Der Weg zurück zur normalen Ernährung

Nach der ersten Mahlzeit beginnen die sogenannten Aufbautage. Als Faustregel gilt: Pro Fastenwoche sollten mindestens zwei bis drei Aufbautage eingeplant werden. Bei einer Woche Fasten bedeutet das also zwei bis drei Tage behutsamen Kostaufbau.

Tag 1: Sanft zurück ins Essvergnügen

Leichte, gedünstete Gemüse wie Karotten, Zucchini oder Kürbis sind ideal. Rohkost solltest du zunächst meiden, da sie den noch sensiblen Darm überfordern kann. Auch Vollkornprodukte in kleinen Mengen, etwa ein paar Haferflocken, können den Darm sanft wieder an Ballaststoffe gewöhnen.

Tag 2-3: Wenn der Darm wieder Vertrauen fasst

Jetzt können leichte Milchprodukte wie Naturjoghurt oder Quark hinzukommen. Auch Reis oder Kartoffeln liefern gut verträgliche Kohlenhydrate, die den Darm sanft wieder an normale Nahrung gewöhnen.

Diese Lebensmittel sind noch tabu

Fettige, gebratene oder stark gewürzte Speisen sind in den ersten Tagen absolute No-Gos. Auch Kaffee, Alkohol und kohlensäurehaltige Getränke können die empfindliche Magenschleimhaut reizen. Das Gleiche gilt für blähende Gemüsesorten wie Kohl, Zwiebeln oder Hülsenfrüchte.

Anders als beim Intervallfasten, wo du nach 16 Stunden problemlos normal essen kannst, benötigt dein Körper nach längeren Fastenperioden diese schrittweise Heranführung.

Fazit: Fastenbrechen als Neustart nutzen

Das richtige Fastenbrechen ist der Schlüssel zum Fastenerfolg. Während bei kurzen Intervallfasten eine normale erste Mahlzeit genügt, benötigen längere Fastenperioden eine durchdachte Aufbauphase. Höre dabei immer auf deinen Körper – er signalisiert dir meist zuverlässig, was er verträgt und was nicht.

FAQs zu Fastenbrechen

Kann ich nach 16 Stunden Intervallfasten alles essen?

Grundsätzlich ja, aber beginne trotzdem mit einer leichten Mahlzeit wie Obst oder Gemüse. So gewöhnst du deinen Verdauungstrakt sanft an die Nahrung und vermeidest Völlegefühl oder Übelkeit.

Wie schnell darf ich nach dem Fasten wieder Sport machen?

Bei Intervallfasten kannst du sofort normal trainieren, solltest aber intensive Belastungen direkt nach dem Fastenbrechen vermeiden. Nach längerem Heilfasten warte mindestens 2-3 Tage, bis sich dein Kreislauf stabilisiert hat.

Ist es normal, dass ich nach dem Fastenbrechen zunehme?

Ja, eine Gewichtszunahme von 0,5-1 kg in den ersten Tagen ist völlig normal. Dein Körper bindet wieder Wasser und füllt seine Energiespeicher auf – das ist kein Fettaufbau, sondern ein physiologischer Prozess.

Wann sollte ich einen Arzt konsultieren?

Bei längerem Fasten (über 5 Tage), Vorerkrankungen oder wenn du zu einer Risikogruppe gehörst (Untergewicht, Diabetes, Herzprobleme). Auch bei Symptomen wie Herzrasen, Schwindel oder Verwirrtheit beim Fastenbrechen ist ärztliche Hilfe nötig.

Darf ich während der Aufbautage Alkohol trinken?

Nein, Alkohol ist in den ersten Tagen nach dem Fasten absolut tabu. Die Enzyme zum Alkoholabbau sind noch nicht ausreichend vorhanden, wodurch bereits kleine Mengen intensive Wirkungen entfalten und die empfindliche Darmschleimhaut reizen können.

Empfohlene Artikel

Melde dich für unseren Newsletter an

Keine Sorge, wir spamen dich nicht zu ;) Du bekommst 1-mal jede 2 Wochen die beliebtesten Beiträge und Videos von uns.