Ein winziger Tropfen Blut verrät mehr über deine Gesundheit als du denkst: Ob versteckte Entzündungen, Vitaminmängel oder Herzrisiken – moderne Bluttests machen das Unsichtbare sichtbar.
Doch was kann man mit einem Bluttest alles messen? Und welche verschiedenen Testmöglichkeiten gibt es?
Das Wichtigste auf einen Blick
- Bluttests entschlüsseln über 70 verschiedene Gesundheitsparameter und können so Krankheiten Jahre vor den ersten Symptomen aufdecken
- In Österreich sind Grunduntersuchungen einmal jährlich kostenlos über die Gesundenuntersuchung verfügbar, während erweiterte Tests zwischen 30 und 200 Euro kosten
- Schwangere erhalten fünf umfassende Blutuntersuchungen im Rahmen des Eltern-Kind-Passes komplett kostenfrei, inklusive Tests auf Infektionen und Schwangerschaftsdiabetes
- Moderne Laborautomaten liefern die meisten Ergebnisse innerhalb von 24-48 Stunden und können selbst winzigste Mengen von Substanzen im Blut nachweisen
- 95 Prozent aller gesunden Menschen liegen mit ihren Werten im Normalbereich, doch abweichende Werte bedeuten nicht automatisch eine Krankheit
Wie funktioniert ein Bluttest?
Der Weg deines Blutes vom Arm bis zum Befund ist lang, und spiegelt ein faszinierendes Zusammenspiel aus Hightech und medizinischer Expertise wieder: Zuerst wird dein Blut in der Arztpraxis abgenommen – meist aus einer Vene in der Armbeuge, wo die Blutgefäße gut zugänglich sind.
Das entnommene Blut landet dann in speziellen Röhrchen mit bunten Verschlüssen. Diese Farben sind kein Zufall. Jedes Röhrchen enthält bestimmte Zusatzstoffe, die das Blut für verschiedene Untersuchungen vorbereiten. Rote Verschlüsse enthalten gerinnungsfördernde Substanzen für Serumgewinnung, violette EDTA-Röhrchen verhindern die Gerinnung für Blutbilder, da EDTA die für die Gerinnung nötigen Kalziumionen bindet und das Blut so flüssig hält.
Im Labor angekommen, übernehmen modernste Analysegeräte das Kommando. Diese Automaten zerlegen dein Blut buchstäblich in seine Einzelteile und zählen dabei Millionen von Zellen pro Sekunde.
Was passiert mit deinem Blut im Labor?
Viele denken, Blut wird einfach “untersucht” – tatsächlich aber wird es systematisch in verschiedene Bestandteile getrennt. Zunächst wird es zentrifugiert, wodurch sich die festen Bestandteile (Zellen) von der Flüssigkeit (Plasma oder Serum) trennen. Diese Trennung ist entscheidend, denn verschiedene Laborwerte werden in unterschiedlichen Anteilen gemessen.
Die Zellanalyse erfolgt durch optische Verfahren: Laser scannen jede einzelne Zelle und bestimmen ihre Größe, Form und sogar ihren Inhalt. So kann das Labor nicht nur zählen, wie viele rote und weiße Blutkörperchen du hast, sondern auch erkennen, ob sie gesund aussehen.
Das kleine und große Blutbild: Dein Gesundheits-Basis-Check
Das kleine Blutbild ist der Klassiker unter den Blutuntersuchungen und kostet in österreichischen Laboren etwa 25-40 Euro. Es konzentriert sich auf die zellulären Bestandteile deines Blutes: rote Blutkörperchen (Erythrozyten), weiße Blutkörperchen (Leukozyten), Blutplättchen (Thrombozyten) und den roten Blutfarbstoff Hämoglobin.
Schon mit diesen Grundwerten lässt sich viel herausfinden. Zu wenige rote Blutkörperchen deuten auf Blutarmut hin, erhöhte weiße Blutkörperchen können auf eine Infektion hinweisen. Der Hämatokrit-Wert zeigt das Verhältnis zwischen Blutzellen und Blutflüssigkeit an – ein wichtiger Indikator für deine Blutzusammensetzung.
Das große Blutbild, auch Differentialblutbild genannt, geht einen Schritt weiter. Es schlüsselt die weißen Blutkörperchen detailliert auf und unterscheidet zwischen neutrophilen, eosinophilen und basophilen Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten.
Bluttests jenseits des großen Blutbilds
Doch selbst das umfangreiche große Blutbild kratzt nur an der Oberfläche dessen, was moderne Labore heute leisten können. Denn über 1.000 verschiedene Parameter lassen sich in deinem Blut bestimmen. Besonders häufig untersucht werden dabei:
- Stoffwechselwerte: Blutzucker, Cholesterin und Triglyceride geben Aufschluss über dein Diabetes- und Herzinfarktrisiko. Der HbA1c-Wert zeigt sogar deinen durchschnittlichen Blutzucker der letzten 8-12 Wochen an
- Organfunktionen: Leberwerte wie ALT, AST und Gamma-GT verraten, wie gut deine Leber arbeitet. Kreatinin und Harnstoff zeigen die Nierenfunktion an, während Troponin bei Verdacht auf Herzinfarkt gemessen wird
- Vitamine und Spurenelemente: Von Vitamin D über B12 bis hin zu Eisen, Magnesium und Zink – Mangelzustände lassen sich präzise nachweisen, lange bevor du Symptome spürst
Was kostet ein Bluttest in Österreich?
Viele Blutuntersuchungen kosten dich in Österreich keinen Cent. Im Rahmen der jährlichen Gesundenuntersuchung übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen (ÖGK, BVAEB, SVS) die Kosten für Standardbluttests. Diese umfassen ein kleines Blutbild, Blutzucker, Cholesterinwerte und grundlegende Leber- und Nierenwerte.
Und auch bei konkretem Krankheitsverdacht musst du selten selbst in die Tasche greifen. Weist dich dein Arzt also mit einer medizinischen Indikation ins Labor, werden auch speziellere Untersuchungen übernommen. Das kann vom Schilddrüsencheck bis zur umfangreichen Tumormarker-Bestimmung reichen.
Spezialfall Schwangerschaft: Rundum-Schutz für zwei
Besonders großzügig zeigt sich das österreichische Gesundheitssystem bei schwangeren Frauen. Der Eltern-Kind-Pass sieht fünf umfassende Blutuntersuchungen vor, die alle komplett kostenfrei sind. Diese Tests sind nicht nur Routine – sie können Leben retten.
Die erste Blutuntersuchung bis zur 16. Schwangerschaftswoche ist besonders umfangreich: Blutgruppe und Rhesusfaktor werden bestimmt, um Blutgruppenunverträglichkeiten zwischen Mutter und Kind zu erkennen. Tests auf Röteln-Antikörper, Toxoplasmose und Syphilis schützen vor Infektionen, die dem ungeborenen Kind schaden könnten.
Bei der zweiten Blutuntersuchung zwischen der 25. und 28. Schwangerschaftswoche steht der Zuckerbelastungstest im Mittelpunkt. Schwangerschaftsdiabetes betrifft etwa 5-10 Prozent aller werdenden Mütter und kann unbehandelt zu Komplikationen führen. Das Blut wird zusätzlich auf Hepatitis B untersucht – eine Infektion, die bei der Geburt auf das Kind übertragen werden könnte.
Was du selbst bezahlen musst
Diese großzügige Kostenübernahme hat allerdings ihre Grenzen. Denn wenn du “einfach nur mal schauen willst, wie es dir geht” oder spezielle Werte ohne Krankheitsverdacht checken lassen, musst du meist einige Euro bezahlen:
- Vitamin-D-Spiegel: 15-25 Euro
- Vitamin B12: 15-20 Euro
- Eisenstatus komplett: 20-35 Euro
- Großes Hormonprofil: 80-150 Euro
- Allergie-Panel: 50-120 Euro
Ein großes Blutbild kostet dich privat zudem zwischen 100 und 200 Euro, je nach Anzahl der zusätzlichen Parameter. Viele Labore bieten aber auch Gesundheitspakete an, die mehrere sinnvolle Werte kombinieren und dabei günstiger sind als Einzelbestimmungen.
Private Krankenversicherungen erstatten oft auch präventive Blutuntersuchungen, abhängig vom gewählten Tarif. Es lohnt sich, vorab nachzufragen oder die Kostenübernahme zu klären.
Die wichtigsten Normalwerte im Überblick
Im Falle einer Testung gibt es allerdings kaum Gründe, dir im Vorhinein Sorgen zu machen. Denn fast 95 Prozent aller gesunden Menschen liegen mit ihren Werten im Referenzbereich:
| Parameter | Normalwerte Männer | Normalwerte Frauen | Einheit |
| Rote Blutkörperchen | 4,5-5,9 | 4,1-5,2 | Mio./µl |
| Hämoglobin | 14-18 | 12-16 | g/dl |
| Hämatokrit | 42-50 | 37-45 | % |
| Weiße Blutkörperchen | 4.000-10.000 | 4.000-10.000 | /µl |
| Blutplättchen | 150.000-380.000 | 150.000-380.000 | /µl |
| Blutzucker nüchtern | 70-99 | 70-99 | mg/dl |
| HbA1c | <5,7 | <5,7 | % |
| Gesamtcholesterin | <200 | <200 | mg/dl |
| LDL-Cholesterin | <116 | <116 | mg/dl |
| HDL-Cholesterin | >40 | >50 | mg/dl |
| Triglyceride | <150 | <150 | mg/dl |
| Kreatinin | 0,7-1,2 | 0,5-0,9 | mg/dl |
| TSH | 0,27-4,2 | 0,27-4,2 | mU/l |
| CRP | <3,0 | <3,0 | mg/l |
Doch Vorsicht: Diese Werte sind Richtwerte und können je nach Labor leicht abweichen. Dein Befund enthält immer die spezifischen Referenzwerte des untersuchenden Labors. Einzelne Abweichungen sind meist harmlos – erst das Gesamtbild zählt.
Was Abweichungen bedeuten können
Doch was passiert, wenn deine Werte außerhalb dieser Referenzbereiche liegen? Dies kann immer mehrere Gründe haben, von harmlosen Erkältungen bis hin zu ernsthaften Krankheiten:
So steigt etwa CRP (C-reaktives Protein) innerhalb weniger Stunden an, wenn dein Immunsystem aktiviert wird. Bei einer harmlosen Erkältung klettert der Wert vielleicht auf 10-20 mg/l, bei einer bakteriellen Lungenentzündung kann er auf über 100 mg/l schnellen.
Anders sieht es bei veränderten Cholesterinwerten aus. Erhöhtes LDL-Cholesterin (das “schlechte” Cholesterin) lagert sich langsam in den Gefäßwänden ab und kann über Jahre hinweg zu Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Niedriges HDL-Cholesterin bedeutet, dass dein “Gefäßputzer” schlecht arbeitet – weniger als 40 mg/dl bei Männern oder 50 mg/dl bei Frauen gelten als Risikofaktor.
Besonders spannend sind Schilddrüsenwerte. Denn diese kleine schmetterlingsförmige Drüse am Hals steuert das Tempo deines Lebens. TSH funktioniert dabei wie ein Dirigent – je höher der Wert, desto mehr versucht das Gehirn, die Schilddrüse zum Arbeiten zu animieren.
Steigt es dabei über 4,2 mU/l liegt eine Unterfunktion vor. Diese macht dich müde, du frierst schnell und nimmst trotz normalem Essen zu. Bei einer Überfunktion (TSH unter 0,27 mU/l) rast dein Herz, du schwitzt und nimmst ab, obwohl du viel isst.
Fazit: Dein Blut als Gesundheitskompass
Bluttests sind dein direktester Draht zur eigenen Gesundheit – sie decken Probleme auf, lange bevor du sie spürst, und geben dir die Chance, rechtzeitig gegenzusteuern. In Österreich hast du das Glück, dass viele wichtige Untersuchungen über die Krankenkasse laufen und du regelmäßig kostenfrei checken lassen kannst, wie es um deine Gesundheit steht.
Nutze diese Möglichkeiten: Geh zur jährlichen Gesundenuntersuchung, lass bei Beschwerden gezielt nachschauen und scheue dich nicht, auch mal aus eigenem Interesse Werte bestimmen zu lassen. Denn wer seine Zahlen kennt, kann bewusste Entscheidungen für seine Gesundheit treffen – und das ist unbezahlbar.
FAQs zu Bluttests
Muss ich für einen Bluttest nüchtern sein?
Das kommt auf die Untersuchung an – für Blutzucker, Cholesterin und Triglyceride solltest du 8-12 Stunden nichts essen, Wasser trinken ist aber erlaubt. Ein normales Blutbild kannst du auch nach dem Frühstück machen lassen.
Wie lange dauert es, bis die Ergebnisse da sind?
Die meisten Standardwerte sind nach 24-48 Stunden verfügbar, spezielle Hormon- oder Infektionstest können 3-7 Tage dauern. In Notfällen geht es auch innerhalb weniger Stunden.
Kann ich die Werte selbst interpretieren?
Grundsätzlich ja, aber die Bewertung gehört in ärztliche Hände – Laborwerte müssen immer im Kontext deiner Symptome, Vorerkrankungen und Medikamente betrachtet werden. Einzelne Abweichungen sind oft harmlos.
Welche Bluttests sollte ich regelmäßig machen lassen?
Ab 35 Jahren empfiehlt sich alle 2-3 Jahre ein Check der Grundwerte: Blutbild, Blutzucker, Cholesterin, Leber- und Nierenwerte. Bei Risikofaktoren oder familiärer Vorbelastung auch häufiger und umfangreicher.
Können Medikamente die Blutwerte verfälschen?
Ja, viele Medikamente beeinflussen Laborwerte – von Schmerzmitteln über Blutdrucksenker bis zur Antibabypille. Informiere daher immer deinen Arzt über alle Medikamente, die du einnimmst.

