Wechseljahre: Diese Blutwerte verändern sich

Blutwerte in den Wechseljahren

Wenn sich dein Körper zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr verändert, stecken meist hormonelle Umstellungen der Wechseljahre dahinter, die sich in verschiedenen Blutwerten widerspiegeln. Doch welche Laborwerte verraten dir, was in deinem Körper vor sich geht?

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • FSH-Werte steigen um das 10- bis 15-fache an und signalisieren als erster Marker den Beginn der Wechseljahre, während Östrogen erst später deutlich abfällt
  • Die Schilddrüsenhormone TSH, T3 und T4 sollten regelmäßig kontrolliert werden, da Schilddrüsenprobleme in den Wechseljahren häufiger auftreten und ähnliche Symptome verursachen
  • Cholesterinwerte können durch sinkende Östrogenspiegel ansteigen, besonders das LDL-Cholesterin erhöht sich oft nach der Menopause um 20-30%
  • Vitamin D-Spiegel unter 50 nmol/l verstärken das Osteoporose-Risiko, das durch den Östrogenmangel bereits erhöht ist
  • Regelmäßige Kontrollen alle 6-12 Monate helfen dabei, Veränderungen frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern

Was passiert im Körper während der Wechseljahre?

Die Wechseljahre sind ein natürlicher Übergang, der sich über mehrere Jahre hinzieht und etwa zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr stattfindet. Der wissenschaftliche Begriff Klimakterium beschreibt dabei nicht nur einen einzelnen Moment, sondern einen komplexen hormonellen Umbauprozess:

Von Geburt an besitzt jede Frau einen begrenzten Vorrat von bis zu 400.000 entwicklungsfähigen Eizellen in ihren Eierstöcken. Während der fruchtbaren Jahre wird dieser Vorrat monatlich aufgebraucht, bis er in den Wechseljahren zur Neige geht. Gleichzeitig lässt die Ansprechbarkeit der verbliebenen Follikel nach, da sie weniger empfindlich auf die Steuerungshormone reagieren.

Diese Veränderung löst eine Kettenreaktion aus: Der Körper versucht zunächst, durch eine verstärkte Ausschüttung von FSH (Follikelstimulierendes Hormon) die nachlassende Eierstockfunktion anzukurbeln. Gleichzeitig sinken die Spiegel von Östrogen und Progesteron – allerdings nicht gleichmäßig, sondern in charakteristischen Phasen mit starken Schwankungen.

FSH: Der erste Bote der Wechseljahre

Das Follikelstimulierende Hormon gilt als wichtigster Labormarker für den Beginn der Wechseljahre. Während FSH bei fruchtbaren Frauen je nach Zyklusphase zwischen 1,5 und 33 IE/l liegt, steigt es in den Wechseljahren dramatisch an.

Bereits sechs Jahre vor der letzten Menstruation können erhöhte FSH-Werte den hormonellen Wandel anzeigen. In der Postmenopause erreicht FSH Werte von 23 bis 116 IE/l – das entspricht einer Steigerung um das 10- bis 15-fache. Eine Studie aus dem Jahr 2021 zeigte, dass FSH-Werte über 20 IE/ml ein zuverlässiger Indikator für das Ende der fruchtbaren Phase sind.

Der Mechanismus dahinter ist einfach: Da die Eierstöcke weniger auf die Signale der Hirnanhangsdrüse reagieren, produziert der Körper immer mehr FSH, um die gewünschte Hormonproduktion aufrechtzuerhalten.

Östrogen und Progesteron: Das hormonelle Auf und Ab

Während FSH bereits früh als Warnsignal ansteigt, verhalten sich die eigentlichen Sexualhormone weitaus komplexer. Anders als oft angenommen, sinkt Östrogen nicht sofort zu Beginn der Wechseljahre. Tatsächlich bleiben die Östrogenwerte in der frühen Perimenopause zunächst stabil und fallen erst in der späten Phase vor der Menopause stark ab.

Vor den Wechseljahren liegt der Östrogenspiegel zu Zyklusbeginn bei etwa 30 bis 120 ng/l. In der frühen Perimenopause halten sich die Werte noch in diesem Bereich, doch etwa zwei Jahre vor der letzten Menstruation beginnt der dramatische Abfall. Dann sinkt Östrogen auf unter 25 ng/l in der ersten Zyklushälfte und unter 80 ng/l in der zweiten. Nach der Menopause stabilisiert sich der Spiegel schließlich bei weniger als 20 ng/l.

Was bedeutet das für deine Blutwerte in den Wechseljahren? Diese starken Schwankungen machen Einzelmessungen wenig aussagekräftig. Ärzt:innen bestimmen Östrogen und Progesteron daher idealerweise am 3. Zyklustag (bei noch vorhandener Periode) oder führen mehrere Messungen durch.

Werte unter 30 ng/l Östrogen in Kombination mit erhöhten FSH-Werten über 25 IE/l sprechen für eine fortgeschrittene Perimenopause. Progesteron unter 5 ng/ml deutet auf fehlende Eisprünge hin.

Schilddrüsenhormone: Der unterschätzte Faktor

Doch nicht nur die Sexualhormone geraten in den Wechseljahren aus dem Gleichgewicht. Die Schilddrüse spielt eine ebenso wichtige Rolle, da Schilddrüsenfunktionsstörungen und Wechseljahresbeschwerden zum Verwechseln ähnliche Symptome verursachen.

Hitzewallungen, Schlafstörungen, Gewichtszunahme und Stimmungsschwankungen können daher sowohl hormonelle Umstellungen als auch Probleme der schmetterlingsförmigen Drüse anzeigen. Wie Involviert die Schilddrüse in den Wechseljahren ist, zeigt auch eine  europäische Studie aus dem Jahr 2024: Sie zeigt, dass Frauen in den Wechseljahren ein erhöhtes Risiko für Schilddrüsenerkrankungen haben.

Daher während der Menopause folgende Blutwerte kontrolliert werden:

  • TSH (Thyreoid-stimulierendes Hormon) liegt normalerweise zwischen 0,4 und 4 mIU/l. Werte darüber deuten auf eine Unterfunktion hin, Werte darunter auf eine Überfunktion
  • T3 und T4 zeigen die eigentliche Hormonproduktion der Schilddrüse an. Bei einer Unterfunktion (0,8 – 1,8 ng/dl; 2,0 bis 4,4 pg/ml) sind diese Werte erniedrigt, bei einer Überfunktion erhöht

Besonders wichtig: Eine Schilddrüsenunterfunktion kann den Cholesterinspiegel erhöhen und den Stoffwechsel verlangsamen, was die typischen Wechseljahresbeschwerden verstärkt.

Cholesterin: Wenn das Herz-Kreislauf-Risiko steigt

Mit dem Rückgang der Östrogenspiegel verändert sich auch der Fettstoffwechsel deutlich. Östrogen hat eine schützende Wirkung auf die Blutgefäße und hilft dabei, den Cholesterinspiegel in einem gesunden Bereich zu halten.

 Vor allem das LDL-Cholesterin kann in (und nach) der Menopause dadurch deutlich ansteigen, wie es eine Studie aus 2019 zeigt: So stieg das “schlechte” Cholesterin während den Wechseljahren um durchschnittlich 0,45 mmol/L, das Gesamtcholesterin um 0,58 mmol/L. Diese Veränderungen erhöhen das Herz-Kreislauf-Risiko erheblich, wenn keine entsprechenden Maßnahmen ergriffen werden.

Ideale Blutwerte für Frauen in den Wechseljahren:

  • Gesamtcholesterin: unter 200 mg/dl
  • LDL-Cholesterin: unter 100 mg/dl (bei erhöhtem Herz-Kreislauf-Risiko unter 70 mg/dl)
  • HDL-Cholesterin: über 50 mg/dl

Eine regelmäßige Kontrolle alle 6-12 Monate ist daher besonders wichtig, um rechtzeitig gegensteuern zu können.

Vitamin D: Knochengesundheit im Fokus

Zuletzt nimmt auch Vitamin D in den Wechseljahren eine Schlüsselrolle ein, da es sowohl für die Knochengesundheit als auch für die Hormonbalance wichtig ist. Der Östrogenmangel erhöht bereits das Osteoporose-Risiko – ein zusätzlicher Vitamin-D-Mangel könnte es noch deutlich verschlimmern.

Zudem sind laut Robert Koch-Institut 30% der deutschen Erwachsenen mangelhaft mit Vitamin D versorgt, nur 38% erreichen eine ausreichende Versorgung. Eine Untersuchung des Vitamin-D-Werts ist also für auch für Frauen in den Wechseljahren sinnvoll – auch weil ältere Frauen im Durchschnitt weniger des Sonnenhormons im Blut haben, als jüngere.

Der optimale Blutwert liegt hier bei 50-125 nmol/l (20-50 ng/ml).

Weitere wichtige Blutwerte in den Wechseljahren

Neben den Haupthormonen sollten Frauen in den Wechseljahren auch andere Laborparameter im Blick behalten:

  • DHEAS (Dehydroepiandrosteron-Sulfat) ist ein Vorläuferhormon für die Produktion von Östrogen und Testosteron. Niedrige Werte können auf einen Mangel an Sexualhormonen hinweisen
  • SHBG (Sexualhormon-bindendes Globulin) transportiert Hormone im Körper. Die Werte können sich in den Wechseljahren verändern und beeinflussen, wie viel biologisch aktives Hormon zur Verfügung steht
  • Blutzucker und HbA1c sollten regelmäßig kontrolliert werden, da das Diabetes-Risiko nach der Menopause ansteigt. Der Östrogenmangel kann die Insulinresistenz fördern

Fazit: Wichtige Blutwerte in den Wechseljahren

Die Wechseljahre sind eine natürliche Lebensphase, die sich in charakteristischen Veränderungen der Blutwerte widerspiegelt. Durch regelmäßige Kontrollen von FSH, Östrogen, Schilddrüsenhormonen, Cholesterin und Vitamin D kannst du frühzeitig erkennen, was in deinem Körper vor sich geht.

Lass deine Werte alle 6-12 Monate kontrollieren und besprich Auffälligkeiten mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. So kannst du gezielt gegensteuern und deine Gesundheit in dieser wichtigen Lebensphase optimal unterstützen.

FAQs zu Blutwerten in den Wechseljahren

Wann sollte ich meine Hormone zum ersten Mal checken lassen?

Erste Kontrollen sind sinnvoll, sobald sich dein Zyklus verändert oder typische Wechseljahresbeschwerden auftreten, meist ab dem 40. Lebensjahr. Ein Hormonstatus gibt Klarheit über den aktuellen Stand deines Hormonhaushalts.

Können schwankende FSH-Werte zu Beginn der Wechseljahre normal sein?

Ja, in der frühen Perimenopause schwanken die Hormonwerte stark, da die Eierstöcke unregelmäßig arbeiten. Daher können einzelne Messwerte irreführend sein und sollten immer im Gesamtkontext bewertet werden.

Warum ist die Schilddrüse in den Wechseljahren besonders wichtig?

Schilddrüsenprobleme treten in den Wechseljahren häufiger auf und verursachen ähnliche Symptome wie Hitzewallungen oder Gewichtszunahme. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann außerdem die Cholesterinwerte erhöhen und Wechseljahresbeschwerden verstärken.

Wie oft sollte ich meine Cholesterinwerte nach der Menopause kontrollieren lassen?

Nach der Menopause steigt das Herz-Kreislauf-Risiko durch den Östrogenmangel deutlich an. Eine Kontrolle alle 6-12 Monate ist daher empfehlenswert, besonders wenn bereits erhöhte Werte vorliegen.

Kann ein Vitamin-D-Mangel Wechseljahresbeschwerden verstärken?

Studien zeigen, dass Vitamin D die Östrogenproduktion unterstützen und Wechseljahresbeschwerden lindern kann. Ein Mangel verstärkt außerdem das durch Östrogenmangel bereits erhöhte Osteoporose-Risiko deutlich.

Bildquellen

  • Blutwerte in den Wechseljahren: iStockphoto.com/ Anchiy

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