Entzündungen im Blutbild: Das erkennen Ärzt:innen

Bluttest

sich nicht einordnen lässt. Dein Körper sendet ständig Signale, doch oft bleibt unklar, ob dahinter eine harmlose Erkältung oder etwas Ernsthafteres steckt. Dabei könnte ein einfaches Blutbild viele Entzündungen frühzeitig offenbaren.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Das C-reaktive Protein (CRP) ist ein Eiweiß, das deine Leber bei Entzündungen produziert und bereits 6 bis 12 Stunden nach Entzündungsbeginn ansteigt
  • CRP-Werte über 100 mg/l weisen auf schwere bakterielle Infektionen hin, während Virusinfekte meist nur geringe Anstiege unter 50 mg/l verursachen
  • Procalcitonin ist ein spezieller Entzündungsmarker, der fast nur bei bakteriellen Infektionen ansteigt und Ärzt:innen hilft, unnötige Antibiotika-Verordnungen zu vermeiden
  • Die Blutsenkungsgeschwindigkeit misst, wie schnell sich rote Blutkörperchen absetzen und eignet sich besonders zur Überwachung chronischer Entzündungen wie Rheuma
  • Leukozyten sind weiße Blutkörperchen, die dein Immunsystem bildet – Werte über 10.000 pro Mikroliter zeigen aktive Abwehrreaktionen gegen Krankheitserreger

Wie das Blutbild Entzündungen erkennt

Wenn in deinem Körper eine Entzündung entsteht, läuft ein faszinierender Prozess ab: Dein Immunsystem sendet Alarmsignale aus, die sich direkt in deinem Blut messen lassen. Diese sogenannten Entzündungsmarker sind wie kleine Botschafter, die dem Arzt genau erzählen, was in deinem Körper vor sich geht.

Das Geniale daran: Jeder Entzündungsmarker hat seine eigene “Sprache”. Manche reagieren blitzschnell auf akute Infekte, andere sind Spezialisten für chronische Probleme. Wieder andere können sogar unterscheiden, ob Bakterien oder Viren die Verursacher sind.

Vier Hauptakteure spielen dabei die entscheidende Rolle: C-reaktives Protein (CRP), Procalcitonin, weiße Blutkörperchen (Leukozyten) und die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG).

CRP: Dein Frühwarnsystem für Entzündungen

Das C-reaktive Protein ist wie der hochsensibler Rauchmelder unter den Entzündungsmarkern. Sobald irgendwo Entzündungen entstehen, beginnt deine Leber binnen wenigen Stunden damit, vermehrt CRP zu produzieren. Bei einer Entzündung steigt der CRP-Wert innerhalb von sechs bis zwölf Stunden an. Klingt die Entzündung ab, sinkt der Wert rasch wieder.

Die Interpretation der Werte ist dabei relativ eindeutig: Werte unter 5 mg/l sind normal. Werte bis 50 mg/l deuten hingegen auf eine leichte Erkrankung wie akute Infektionen hin. Über 100 mg/l deuten auf eine schwere Erkrankung wie bakterielle Infektionen oder Blutvergiftung hin.

Besonders faszinierend ist die Geschwindigkeit der CRP-Reaktion: Die CRP-Konzentration kann schon erhöht sein, wenn noch kein Fieber aufgetreten ist und die Leukozytenzahl noch unauffällig ist. Dadurch ist der CRP oft der erste messbare Hinweis auf eine beginnende Erkrankung.

Procalcitonin: Der Bakterien-Detektiv

Anders als CRP ist Procalcitonin hochspezifisch für bakterielle Infektionen. Dieses Hormon steigt nur dann stark an, wenn Bakterien, Pilze oder Parasiten dein Immunsystem herausfordern – bei Virusinfekten bleibt es dagegen meist unverändert.

Nach Stimulation durch bakterielle Endotoxine kommt es zur verstärkten Synthese. Während beim Gesunden meist Werte unter 0,1 ng/mL gefunden werden, sind etwa bei schweren Blutvergiftungen Werte bis über 1000 ng/mL möglich. Diese Spezifität macht Procalcitonin -zu einem wertvollen Werkzeug – vor allem im Kampf gegen resistente Bakterien.

Leukozyten: Die weißen Wächter

Weiße Blutkörperchen sind hingegen die Soldaten deines Immunsystems. Bei einem Infekt bildet der Körper mehr Leukozyten, um die Erreger schnellstmöglich beseitigen zu können. Eine vermehrte Anzahl weißer Blutkörperchen zeigt also meist an, dass das Immunsystem aktiv ist.

Normalerweise schwankt die Leukozytenzahl zwischen 4.000 und 10.000 pro Mikroliter Blut. Steigt sie darüber, kämpft dein Körper höchstwahrscheinlich gegen eine Infektion. Besonders aufschlussreich wird es, wenn Ärzt:innen ein Differentialblutbild erstellen – damit lässt sich sogar erkennen, welche Art von Immunzellen gerade besonders aktiv ist.

BSG: Der langsame, aber treue Begleiter

Zuletzt misst die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG), wie schnell sich rote Blutkörperchen in einem senkrechten Röhrchen absetzen. Bei Entzündungen verkleben die Blutkörperchen stärker und sinken schneller ab.

Die BSG hilft, chronische Entzündungen wie Rheuma zu überwachen, während Leukozyten bei akuten Problemen wie einer Mandelentzündung auffallen. Auch wenn die BSG weniger spezifisch als CRP ist, bleibt sie ein wertvoller Parameter für die Langzeitbeobachtung chronischer Erkrankungen.

Fazit: Entzündungen im Blutbild

Entzündungsmarker im Blut sind wie ein präzises Navigationssystem für deine Gesundheit – sie zeigen nicht nur, ob etwas nicht stimmt, sondern auch wie schwerwiegend es ist und ob Bakterien oder Viren dahinterstecken. Während CRP der schnellste Alarmgeber ist, hilft Procalcitonin bei der gezielten Antibiotika-Entscheidung.

Wenn du das nächste Mal deine Blutwerte in den Händen hältst, weißt du: Diese Zahlen erzählen eine präzise Geschichte darüber, wie gut dein Immunsystem funktioniert und was in deinem Körper gerade vor sich geht.

FAQ zu Entzündungen und Blutbild

Wie schnell reagieren die verschiedenen Entzündungsmarker?

CRP steigt innerhalb von 6-12 Stunden an, Procalcitonin nach 3-6 Stunden, während die BSG erst nach Stunden bis Tagen reagiert. Die Leukozytenzahl kann bereits nach wenigen Stunden verändert sein.

Kann ein einzelner erhöhter Wert bereits eine Diagnose liefern?

Nein, Entzündungsmarker sollten immer im Gesamtkontext bewertet werden. Ein einzelner Wert kann durch viele Faktoren beeinflusst werden, weshalb Ärzt:innen mehrere Parameter kombiniert betrachten.

Warum ist Procalcitonin teurer als CRP?

Procalcitonin erfordert aufwendigere Immunoassay-Verfahren als CRP, was die Kosten erhöht. Dennoch rechtfertigt sich der Einsatz durch gezielteren Antibiotika-Einsatz und vermiedene Resistenzen.

Können auch andere Faktoren die Entzündungswerte beeinflussen?

Ja, Stress, körperliche Anstrengung, Operationen, Verbrennungen oder chronische Erkrankungen können die Werte ebenfalls erhöhen. Deshalb ist die ärztliche Interpretation so wichtig.

Wie lange dauert es, bis sich die Werte nach einer erfolgreichen Behandlung normalisieren?

CRP fällt nach erfolgreicher Therapie meist innerhalb von 2-3 Tagen ab, Procalcitonin bereits nach 24-30 Stunden. Die BSG kann mehrere Wochen erhöht bleiben.

Bildquellen

  • Bluttest: iStockphoto.com/ ArLawKa AungTun

Empfohlene Artikel

Melde dich für unseren Newsletter an

Keine Sorge, wir spamen dich nicht zu ;) Du bekommst 1-mal jede 2 Wochen die beliebtesten Beiträge und Videos von uns.