Versteckte Warnsignale: So erkennst du einen Folsäuremangel

folsäuremangel

Müdigkeit, die dich morgens schon überfällt. Depressive Verstimmungen, die sich hartnäckig halten. Eine bleierne Erschöpfung, die auch nach dem Wochenende nicht weicht. Was viele als normalen Alltagsstress abtun, könnte tatsächlich auf einen Folsäuremangel zurückzuführen sein. Dieser unterschätzte Vitaminmangel betrifft weit mehr Menschen als gedacht und kann ernsthafte Folgen für Körper und Psyche haben. Doch was macht Folsäure so tückisch und wie erkennst du einen Mangel?

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Folsäuremangel tritt bei bis zu 30% der Menschen mit depressiven Symptomen auf und kann die Wirksamkeit von Antidepressiva erheblich beeinträchtigen
  • Der Körper speichert Folsäure nur wenige Monate, weshalb eine folsäurearme Ernährung bereits nach kurzer Zeit zu einem Mangel führen kann
  • Bei anhaltendem Mangel entstehen vergrößerte, kaputte rote Blutkörperchen, die viel schlechter Sauerstoff durch den Körper transportieren können als gesunde
  • Schwangere haben einen doppelt so hohen Folsäurebedarf, und ein Mangel in den ersten Schwangerschaftswochen kann schwere Schäden am Nervensystem des Kindes verursachen
  • Alkoholkonsum, bestimmte Medikamente und Magen-Darm-Erkrankungen erhöhen das Risiko für Folsäuremangel erheblich, da sie die Aufnahme des Vitamins blockieren

Was ist Folsäure und warum braucht dein Körper sie?

Folsäure – auch als Vitamin B9 bekannt – gehört zu den wasserlöslichen B-Vitaminen und spielt eine zentrale Rolle in unserem Körper. Das Vitamin fungiert als unverzichtbarer Baustein für die Erbsubstanz und die Zellteilung, weshalb es besonders für sich schnell teilende Gewebe wie das Knochenmark von enormer Bedeutung ist.

Im Körper wird Folsäure zu einer aktiven Form umgewandelt, die als Helfer bei zahlreichen Stoffwechselprozessen wirkt und maßgeblich beim Aufbau von Eiweißbausteinen und Erbsubstanz beteiligt ist. Besonders wichtig ist die Rolle der Folsäure bei der Herstellung von Stoffen wie Serotonin, die unsere Stimmung regulieren – was ihre Bedeutung für die psychische Gesundheit erklärt.

Da unser Körper Folsäure nicht selbst herstellen kann, sind wir auf eine konstante Zufuhr über die Nahrung angewiesen. Der Körper selbst kann dabei etwa etwa 5-10 mg des Vitamins, hauptsächlich in der Leber speichern. Bei unzureichender Zufuhr ist dieser Vorrat allerdings bereits nach wenigen Monaten aufgebraucht.

Folsäuremangel und Müdigkeit

Anders als viele denken, ist chronische Müdigkeit nicht immer nur eine Frage des Lebensstils. Folsäuremangel zählt zu den häufigsten, übersehenen Ursachen von Erschöpfung, da das Vitamin direkt die Blutbildung beeinflusst. Bei einem Mangel können die roten Blutkörperchen nicht ordnungsgemäß reifen, wodurch weniger Sauerstoff zu den Geweben transportiert wird.

Das erste und häufigste Symptom eines Folsäuremangels ist Müdigkeit, berichtet so das renommierte  Ärztemagazin MSD. Diese entwickelt sich oft schleichend und wird anfangs als normale Erschöpfung interpretiert. Doch im Gegensatz zu normaler Müdigkeit bessert sich die folsäurebedingte Erschöpfung nicht durch Ruhe oder Schlaf.

Wie Vitamin B9 Depressionen auslösen kann

Und auch hinter dem große Bruder der Müdigkeit, der Depression, kann ein Vitamin B9-Mangel stecken.

Dies zeigt etwa eine norwegische Studie. Laut dieser sind Personen mit hohen Homocysteinwerten – einem Stoffwechselprodukt, das bei Folsäuremangel ansteigt –doppelt so häufig depressiv wie Menschen mit niedrigen Werten.

Zudem stört ein B9-Mangel die Wirkung von Antidepressiva, wie weitere Studien zeigen. Wurden die Pillen jedoch mit Folsäure kombiniert, stieg deren Wirksamkeit erheblich.

Anämie und Folsäure

Doch Müdigkeit und schlechte Laune sind erst der Anfang. Bei zu lang dauerndem Folsäuremangel entwickelt sich eine der gefährlichsten Komplikationen: eine besondere Form der Blutarmut, die sich durch abnormal große rote Blutkörperchen auszeichnet. Diese Form der Blutarmut unterscheidet sich grundlegend von anderen Arten, da nicht zu wenig rote Blutkörperchen produziert werden, sondern funktionsgestörte.

Die kaputten Blutkörperchen leben deutlich kürzer und werden im Knochenmark vorzeitig abgebaut, bevor sie überhaupt richtig arbeiten können. Das bedeutet, dass dein Körper ständig gegen einen Sauerstoffmangel ankämpfen muss, während gleichzeitig immer weniger gesunde rote Blutkörperchen zur Verfügung stehen.

Betroffene leiden unter Atemnot, Herzrasen und in schweren Fällen sogar unter Herzrhythmusstörungen, da das Herz versucht, den Mangel an Sauerstoff durch erhöhtes Pumpen zu kompensieren. Eine weitere charakteristische Veränderung zeigt sich im Blutbild: bestimmte weiße Blutkörperchen haben mehr Segmente als üblich.

Folsäuremangel und Schwangere

Besonders kritisch wird ein Folsäuremangel während der Schwangerschaft, da schwangere Frauen einen doppelt so hohen Folsäurebedarf haben als nicht schwangere. Während normalerweise etwa 400 Mikrogramm täglich ausreichen, benötigen Schwangere also mindestens 800 Mikrogramm Folsäure täglich.

Besonders tückisch: Bereits in den ersten vier Schwangerschaftswochen – oft noch bevor die Frau von ihrer Schwangerschaft weiß – bildet sich die Grundstruktur für das zentrale Nervensystem des Kindes.

Bei Folsäuremangel kann es dabei zu schweren Entwicklungsstörungen wie dem “offenen Rücken” kommen, bei dem die Wirbelsäule nicht richtig verschließt – bevor die Mutter überhaupt weiß, dass sie schwanger ist.

Doch nicht nur das Kind ist gefährdet, denn schwangere Frauen mit Folsäuremangel haben ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten, Frühgeburten und Schwangerschaftsvergiftung. Die Blutarmut kann zudem zu gefährlichen Komplikationen während der Geburt führen.

Fazit: Folsäuremangel ernst nehmen

Folsäuremangel ist weit mehr als nur ein Vitamindefizit – er kann deine körperliche und psychische Gesundheit erheblich beeinträchtigen.

Wenn du also unter chronischer Müdigkeit leidest, depressive Symptome bei dir bemerkst oder zu einer Risikogruppe gehörst, dann lass deinen Folsäurespiegel beim Arzt bestimmen. Mit einer gezielten Nahrungsergänzung und einer folatreichen Ernährung lässt sich ein Mangel meist erfolgreich beheben – deine Gesundheit wird es dir danken.

FAQs zu Folsäurenmangel

Wie schnell entwickelt sich ein Folsäuremangel?

Da der Körper nur geringe Folsäurereserven von 5-10 mg besitzt, kann sich bei unzureichender Zufuhr bereits nach 3-4 Monaten ein spürbarer Mangel entwickeln. Die ersten Symptome wie Müdigkeit treten oft schon früher auf.

Können Medikamente einen Folsäuremangel verursachen?

Ja, verschiedene Medikamente blockieren die Folsäureaufnahme oder den Stoffwechsel, darunter Epilepsie-Medikamente, Rheuma-Mittel oder bestimmte Antibiotika. Bei langfristiger Einnahme solltest du deinen Folsäurespiegel kontrollieren.

Ist eine Überdosierung von Folsäure möglich?

Folsäure ist wasserlöslich und wird bei Überschuss über die Nieren ausgeschieden, weshalb Überdosierungen selten sind. Allerdings kann eine sehr hohe Zufuhr einen Vitamin-B12-Mangel verdecken und damit Nervenschäden verursachen.

Wie lange dauert es, bis sich ein Folsäuremangel nach Behandlungsbeginn bessert?

Die ersten Verbesserungen bei Müdigkeit und Schwäche treten meist bereits nach 1-2 Wochen auf, während sich das Blutbild erst nach 4-8 Wochen normalisiert. Eine vollständige Erholung kann bis zu 4 Monate dauern.

Bildquellen

  • folsaeuremangel-symptome: iStockphoto.com/ mixetto

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