Wie gesund fühlen wir uns wirklich – und wie sehr spiegelt sich unser Wissen über Ernährung, Bewegung oder Stressbewältigung im Alltag wider? In Österreich, einem Land, das sich gerne als gesundheitsbewusst beschreibt, klaffen Realität und Wunsch oft weit auseinander.
Eine umfassende Studie von Charlotte Hager initiert und im Biogena Plaza präsentiert, gibt Einblicke in den Alltag von über 2.000 Menschen. Die Ergebnisse zeigen, wo Österreichs Gesundheitsbewusstsein wirklich steht.
Die Zahlen überraschen, die Geschichten hinter den Zahlen sind noch aufschlussreicher – und machen deutlich, dass Self-Care in der Praxis oft komplizierter ist, als man denkt.
Bewusstsein vs. Umsetzung: So gesund sind und fühlen wir uns wirklich
In vielen Köpfen ist Gesundheit eine klare Sache: Bewegung, ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung, mentale Balance – das alles gehört auf die To-do-Liste. Doch die Umsetzung im Alltag ist eine andere Geschichte.
Viele Menschen wissen genau, was gut für sie wäre, doch beruflicher Druck, familiäre Verpflichtungen oder die eigene Gewohnheit erschweren die Umsetzung. Selbst wer die richtigen Vorsätze fasst, scheitert oft an den Strukturen um ihn herum: unregelmäßige Arbeitszeiten, Bildschirmarbeit bis spät in den Abend oder ein Umfeld, das gesunde Routinen nicht unterstützt.
Dieses Paradox zieht sich durch viele Lebensbereiche und zeigt, dass wir in Österreich nicht nur über Gesundheit sprechen, sondern sie aktiv gestalten müssen.
Arbeit als zentraler Gesundheitsfaktor
Der Beruf prägt unser Wohlbefinden stärker, als viele wahrhaben wollen. Hohe Arbeitslast, Zeitdruck, unregelmäßige Pausen, körperlich belastende Tätigkeiten oder psychosoziale Herausforderungen wie Konflikte im Team wirken direkt auf die Gesundheit.
Die Folge: Viele Menschen fühlen sich erschöpft, schlafen zu wenig und haben weniger Energie für Bewegung oder ausgewogene Mahlzeiten. Arbeitsstress wirkt sich also nicht nur kurzfristig, sondern langfristig auf Körper und Psyche aus.
Das Health Readiness Modell zeigt genau hier seine Stärke: Es identifiziert systemische Belastungen, macht sie sichtbar und zeigt Ansatzpunkte für gezielte Maßnahmen. Gesundheit wird so zu einem planbaren Teil der Unternehmenskultur.
Hauptfaktor: Stress als stiller Begleiter
Stress ist oft unsichtbar, aber omnipräsent. Viele Menschen empfinden dauerhafte Anspannung, getrieben von beruflichen Erwartungen, familiären Verpflichtungen oder gesellschaftlichem Druck.
Stress beeinflusst den Schlaf, das Essverhalten, die Motivation für Bewegung und die allgemeine Lebensqualität. Gleichzeitig wirkt er sich auf soziale Beziehungen aus: Wer dauerhaft unter Druck steht, zieht sich oft zurück, verbringt weniger Zeit mit Freund:innen und Familie und verpasst Momente der Erholung.
Eine Balance zwischen Belastung und Entspannung ist entscheidend. Das Health Readiness Modell fordert daher, Erholung und Pausen systematisch in den Alltag zu integrieren, sodass Stress nicht zur Norm wird.
Schlaf: Die unterschätzte Ressource
Schlaf wird oft als Selbstverständlichkeit betrachtet, ist aber eine der wichtigsten Säulen für Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Viele Menschen wünschen sich längeren oder erholsameren Schlaf, finden diesen Wunsch aber selten im Alltag umgesetzt.
Schlafmangel wirkt sich auf die mentale Fitness, die Energie für Bewegung, die Ernährungsgewohnheiten und das Immunsystem aus. Gleichzeitig fehlt vielen die Zeit, sich bewusst Ruhephasen zu gönnen.
Wer gut schläft, trifft bessere Entscheidungen, isst bewusster und regeneriert schneller. Schlaf ist also die einfachste Form des Biohackings – und gleichzeitig die am meisten unterschätzte.
Das Health Readiness Modell integriert neben Zufriedenheit, Ernährung und Co auch Schlaf als Kernindikator, um zu zeigen, wo der größte Handlungsbedarf besteht und welche Maßnahmen am wirksamsten sind.
Ernährung und Bewegung: Vom Vorsatz zum Alltag
Viele Menschen wissen, wie gesundes Essen und ausreichend Bewegung aussehen, doch die Umsetzung ist oft komplizierter. Zeitdruck, Stress und Gewohnheiten stehen im Weg.
Mentale Barrieren wie Perfektionismus oder das Gefühl, nicht genug Zeit zu haben, verhindern nachhaltige Veränderungen. Zugleich wächst der Wunsch nach Selbstwirksamkeit: Menschen möchten nicht nur wissen, was gesund ist, sondern auch in der Lage sein, es umzusetzen.
Das Health Readiness Modell analysiert diese Barrieren, zeigt die Diskrepanz zwischen Wissen und Verhalten auf und identifiziert Bereiche, in denen Interventionen besonders effektiv wirken können.
Genusskultur: Alkohol zwischen Tradition und Reflexion
Alkohol ist ein tief verwurzeltes kulturelles Ritual in Österreich – sei es ein Glas Wein beim Abendessen oder Bier beim Treffen mit Freunden. Gleichzeitig sind die gesundheitlichen Auswirkungen von regelmäßigem Konsum nicht zu unterschätzen: Er beeinflusst Schlaf, Stressbewältigung und das allgemeine Wohlbefinden.
Die Studie zeigt: Viele Menschen wünschen sich nur wenig Veränderung beim eigenen Alkoholkonsum. Allerdings sind jüngere Generationen zunehmend reflektierter, trinken bewusster und setzen bewusste Grenzen.
Das Health Readiness Modell empfiehlt hier keinen Verzicht, sondern achtsamen Genuss. Alkohol kann Teil eines gesunden Lebensstils sein – wenn er bewusst, reflektiert und in Balance konsumiert wird.
Von der Gesundheitslage zur Strategie: Unternehmen handeln
Viele gesundheitliche Herausforderungen sind also nicht individuell, sondern systemisch: Schlafmangel, Bewegungsmangel, Stress oder ungesunde Ernährung entstehen in großen Teilen durch Strukturen, Rahmenbedingungen und Kultur.
Das Health Readiness Modell bietet einen strategischen Ansatz:
- Es übersetzt Gesundheitsverhalten in messbare Kennzahlen, den Health Readiness Score und den Health Readiness Index.
- Es zeigt Blockaden und Potenziale auf individueller und organisationaler Ebene.
- Es identifiziert Hebel für Prävention und zeigt, wo Interventionen am wirksamsten sind.
- Es ist skalierbar: vom Individuum bis zur Organisation oder Region und eignet sich als KPI für Betriebliches Gesundheitsmanagement, ESG-Ziele und Change-Prozesse.
Der Score macht sichtbar, wie hoch die Bereitschaft ist, gesundheitsförderliches Verhalten nicht nur zu wollen, sondern auch umzusetzen. Der Index liefert eine Gesamtübersicht und zeigt, wo Organisationen konkret ansetzen können, um Gesundheit systematisch zu verbessern.
Corporate Biohacking: Gesundheit als strategischer Erfolgsfaktor
Das Konzept des Corporate Biohacking geht über klassische Gesundheitsaktionen hinaus. Unternehmen erkennen mit Hilfe des Health Readiness Modells Schwachstellen – bei Schlaf, Stress, Ernährung oder psychischer Belastung – und können gezielt Maßnahmen ergreifen.
Dieser datenbasierte Ansatz ersetzt zufällige Einzelmaßnahmen durch strategische Interventionen, die Mitarbeitende vital und leistungsfähig halten. Wer die eigenen „Systemfehler“ erkennt, kann sie beheben und Gesundheit zu einem echten Performance-Treiber machen.
Martin Gratzer, Geschäftsführer von Biogena, bringt es auf den Punkt: „Gesundheit ist kein Kostenfaktor, sondern ein Investment in Zukunftsfähigkeit und Leistungsfähigkeit.“
Fazit: Readiness als Schlüssel für die Zukunft
Fakt ist: Österreich ist gesundheitsbewusst, doch zwischen Wissen und Umsetzung klafft oft eine Lücke. Systemische Belastungen, berufliche Anforderungen und Alltagsstress machen Self-Care schwieriger, als viele glauben.
Das Health Readiness Modell macht diese Lücken sichtbar und liefert gleichzeitig Lösungen: Es verbindet individuelles Verhalten mit organisationaler Strategie, zeigt Hebel auf und macht Gesundheit messbar.
Repräsentativität und gesellschaftliche Wirkung; Martin Gratzer, Geschäftsführer Biogena
Bildquellen
- Von Selfcare bis Systemstress – So gesund ist Österreich wirklich: Halfpoint/ iStockphoto.com

